Kapitel 33

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Als wir gegen Mittag aufgestanden waren, waren wir von gestern Nacht noch ein bisschen ausgelaugt. Doch der Gedanke an den heutigen Abend hatte mich sofort aufgeweckt und ich war erschrocken, als die Stunden so schnell vergangen waren.

Tine stand neben mir und tuschte gerade ihre Wimpern, während ich einen feinen Eyeliner zog. Ich wollte nicht zu stark geschminkt sein. Schließlich war es nur ein Klassentreffen und kein Abendessen mit der Queen. Dementsprechend hatten Tine und ich uns auch angezogen. Sie trug eine ordentliche Jeans und ein schlichtes, weißes Shirt mit einem schwarzen Cardigan darüber. Dazu wollte sie einfache Sneaker tragen. Ausnahmsweise hatte sie sogar kleine, silberne Ohrringe mit einer dazu passenden Kette angezogen. Ich hatte mich für meinen schwarzen Bleistiftrock entschieden, den ich auch beim Abendessen mit Tines Eltern getragen hatte, in den ich ein graues Shirt mit ein paar aufgedruckten Kakteen gesteckt hatte. Meine Boots würden perfekt dazu passen und schwarze Ohrringe rundeten mein Erscheinungsbild ab.

"Wurde etwas Neues geschrieben?", fragte Tine mich plötzlich und ich sah zu ihr.

"Warte kurz." Ich entsperrte mein Handy und tippte auf den Gruppenchat. "Also eigentlich nichts, was wichtig wäre. Ein paar haben geschrieben, dass sie ein bisschen später kommen."

"Wir werden das auch, wenn wir nicht in den nächsten zehn Minuten hier wegkommen", meinte sie belustigt.

"Oh, dann sollten wir echt los", keuchte ich überrascht und sah, dass es schon viertel vor sechs war.

Nachdem wir das Haus verlassen hatten, brauchten wir fast zehn Minuten zum Restaurant. Eine kleine Gruppe stand davor und ich erkannte sofort, dass es meine ehemaligen Mitschüler waren. Mein Herz klopfte aufgeregt und ich drückte Tines Hand fester.

"Hey, alles okay?", fragte sie mich und ich sah sie lächelnd an.

"Ich freue mich bloß, sie alle wiederzusehen", grinste ich und ging einen Schritt schneller.

Tine wirkte jedoch ein bisschen verkrampft und nicht auf dieselbe Art aufgeregt wie ich. Wahrscheinlich machte sie sich Sorgen, was die anderen über uns und vor allem über sie denken würden. Welche Lehrerin fing denn schon etwas mit ihrer Schülerin an?

Bevor wir jedoch bei ihnen ankamen, gingen sie rein. Ich wollte ihnen auch nicht hinterherrufen, weshalb ich einfach ein bisschen langsamer ging. Jetzt mussten wir uns ja nicht mehr beeilen. Mit meinem Daumen streichelte ich über Tines Handrücken und ich sah sie aus dem Augenwinkel leicht erzwungen lächeln.

"Es wird schon alles gut laufen", versuchte ich, sie zu ermutigen.

Sie seufzte und nickte schließlich, ohne etwas zu sagen.

Dann standen wir vor dem Restaurant und ich sah sie abwartend an. Tines Aufregung hatte auf mich abgefärbt und ich musste tief durchatmen. Gerade als wir die letzten Schritte zur Tür antreten wollten, hielt uns jemand zurück.

"Elea?" Eine viel zu bekannte Stimme sagte meinen Namen und wir drehten uns zu ihr um.

Vor uns stand Dini, die zuerst mich, dann Tine und schließlich unsere verbundenen Hände musterte. Sie hatte ein wenig abgenommen, weshalb ihr Gesicht schmaler aussah, aber sonst hatte sich nichts an ihr verändert. Sie hatte immer noch dieselben schwarzen, widerspenstigen Haare und dieselbe Brille.

"Dini", sagte ich leicht überrascht.

"Und Frau Lindner?" Sie schien es sofort zu wissen.

"Hallo Dini, schön dich wiederzusehen", begrüßte meine Freundin sie und ihre Stimme zitterte leicht.

Erst dann fiel mir wieder ein, dass Dini zusammen mit Manuela die Einzige war, die wusste, dass Tine und ich schon etwas zu der Zeit, wo ich noch ihre Schülerin gewesen war, miteinander gehabt hatten. Ich starrte sie einfach nur an und konnte mein Herz schwer schlagen spüren. Aus dem Augenwinkel heraus konnte ich erkennen, dass Tine zwischen mir und Dini hin und her blickte.

Ingo love |girlxgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt