Kapitel 16

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Die Woche war ziemlich schnell vergangen und ich war so aufgeregt wie schon lange nicht mehr. Meine Eltern hatte ich schon lange nicht mehr gesehen, weil ich entweder wegen der Schule oder Tine keine Zeit und Lust hatte, zu ihnen zu fahren. Meine Gedanken kreisten nur um die Frage, ob meine Eltern Tine mögen würden oder nicht.

"Weißt du, was es bei euch zu essen gibt?", fragte meine Freundin, die am Steuer saß.

"Nein, ich habe mit meinem Vater nicht mehr geredet, sondern nur meine Mutter angeschrieben und gefragt, wann genau wir da sein sollen."

"Okay, dann lassen wir uns mal überraschen", lächelte sie und konzentrierte sich wieder auf die Straße.

Es war Viertel vor sechs und noch recht hell draußen.

"Ich bin mir sicher, dass meine Mutter sich wieder viel zu viel Stress wegen des Essens gemacht hat", lachte ich und ließ meinen Kopf an die Lehne hinter mir sinken.

"Das hätte sie nicht gemusst, ich bin nicht so anspruchsvoll."

"Das weiß ich doch, aber sie nicht." Ich verdrehte meine Augen und tätschelte ihren Oberschenkel mit meiner Hand.

Die restliche Fahrt dauerte ungefähr zehn Minuten und wir parkten kurz vor sechs in der Nähe des Hauses in einer Einbuchtung am Straßenrand. Wir stiegen jedoch nicht sofort aus, sondern blieben noch einen Moment lang sitzen.

"Sehe ich gut aus?", fragte sie mich und ich musste ein Grinsen unterdrücken, weil sie anscheinend doch nicht so ruhig war, wie sie versuchte zu wirken.

Sie trug ein lockeres, weißes T-Shirt und darüber ihren dunkelblauen Blazer, den sie auch beim Abendessen mit meinen Freunden getragen hatte. Ihre enge, schwarze Jeans betonte ihre schlanken Beine und dazu hatte sie schwarze Stiefeletten angezogen. Ich trug lediglich einen schwarzen Rollkragenpullover, eine einfache Jeans und dazu schwarze Boots.

"Du siehst immer gut aus", machte ich ihr klar.

"Ich weiß, aber sehe ich besser aus als sonst?" Tine klang aufgeregt und ein wenig verzweifelt.

"Ja, jetzt siehst du besonders gut aus", versicherte ich ihr und beugte mich zu ihr, um sie zu küssen.

Sie lächelte bloß und zog dann den Schlüssel raus, bevor sie aus dem Auto in die Kälte stieg. Es war zwar mittags nicht mehr so kalt wie noch vor ein paar Wochen, sondern eher warm, aber nachts sanken die Temperaturen bis auf unter zehn Grad.

"Wo geht es lang?", fragte sie mich und ich nahm ihre Hand.

"Gleich das Haus da vorne ist es", gab ich ihr als Antwort und deutete mit meiner freien Hand auf das Gebäude, das knapp fünfzig Meter von uns entfernt lag.

"Okay."

Während wir vor der Haustür standen, drückte ich bestärkend ihre Hand. Sie war unruhig und schluckte schwer, als ich die Klingel drückte. Drinnen hörte ich ein Klappern und dann schnelle Schritte im Flur, in dem ich durch das Fenster in der Eingangstür meinen Vater sehen konnte.

"Hallo Elea! Und du musst Tine sein, freut mich", begrüßte er uns enthusiastisch und ließ uns rein.

"Und Sie sind?", fragte meine Freundin höflich nach dem Namen meines Vaters und streckte ihm die Hand hin.

"Wir können gerne beim Du bleiben, also nenn mich doch einfach Frank." Er schüttelte ihre Hand.

"Okay Frank", lächelte sie.

Dann zogen wir unsere Jacken und Schuhe aus, ehe wir in die Küche gingen, wo der große Esstisch schon reichlich gedeckt war. Dem Anschein nach gab es Raclette.

Ingo love |girlxgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt