Seitdem wir uns vor zwei Tagen wieder nähergekommen waren, hatten wir zu Hause wieder eine harmonische Stimmung. Ich durfte endlich wieder mit ihr zusammen in einem Bett schlafen und jeden Morgen neben ihr aufwachen. Wir aßen auch wieder gemeinsam und sogar auf meinen Versuch gestern Abend, zu kuscheln, war sie eingegangen. Trotzdem merkte ich, dass sie sich zurückhielt, aber das war okay für mich. Ich wollte ihr alle Zeit geben, die sie brauchte, und sie zu nichts drängen, wenn sie sich dabei unwohl fühlte.
Doch ich hatte sie zu einer Erlaubnis gebracht, dass ich mit Manuela reden konnte. Einerseits sollte mir dabei die Meinung von Tine egal sein, aber andererseits war sie meine Freundin und ich würde mich schlecht fühlen, wenn ich es tun würde und sie komplett dagegen wäre. Zum Glück hatte ich sie überzeugen können, wie wichtig dieses Gespräch war, denn das war es wirklich. Mit Manuela hatte ich mich schon nicht mehr unterhalten, seitdem wir uns in ihrem Treppenhaus verabschiedet hatten. Ich wusste nicht, wie ich mit ihr umgehen sollte und deshalb musste ich mir ihr sprechen, um die Situation zu klären.
"Willst du wirklich gehen?", fragte Tine noch mal nach, bevor ich loswollte.
Ich stand im Türrahmen des Wohnzimmers, wo sie gerade einen Test korrigierte. Sie hatte eine graue Jogginghose, ein weißes Tanktop und darunter einen dunkelgrauen Sport-BH an. Die obere Hälfte ihrer Haare hatte sie zu einem unordentlichen Halbdutt gebunden, damit sie ihr nicht ins Gesicht fielen.
"Es bleibt mir irgendwie nichts anderes übrig." Ich zuckte kurz mit den Schultern und musterte sie.
"Na gut. Und wann kommst du zurück?", fragte sie weiter.
Ich fand es süß, dass sie sich Sorgen machte, aber ich konnte es verstehen. Immerhin hatte ich vor zwei Wochen noch mit Manuela geschlafen und jetzt war ich schon wieder alleine mit ihr.
"In vielleicht einer Stunde. Ich werde es kurz halten", versicherte ich ihr und schenkte ihr ein Lächeln.
"Da sollte ich noch wach sein."
Es war schon sieben Uhr abends und draußen bewegte sich die Sonne langsam aber sicher dem Horizont zu. Tine wollte unter der Woche nicht so lange wach bleiben, vor allem nicht nach den vielen schlaflosen Nächten in der letzten Zeit. Manuela arbeitete leider immer bis sechs Uhr im Friseurladen.
"Dann bis später", sagte ich noch, bevor ich aus dem Türrahmen verschwand und im Gehen noch meinen Schlüsselbund mitnahm.
Bevor ich jedoch aus der Wohnung verschwand, hörte ich Tine noch 'Komm bald wieder' sagen, worauf ich aber nicht antwortete. Als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, atmete ich tief durch und ging dann die Treppe nach unten. Auf dem Weg zu Manuela schrieb ich ihr, dass ich spätestens in einer viertel Stunde bei ihr sein würde.
"Hi", begrüßte ich sie, als ich nach dem kurzen Weg vor ihr stand.
"Hi, schön, dass es heute geklappt hat", lächelte sie und umarmte mich für einen kurzen Moment.
"Ja, finde ich auch. Ich denke, ohne ein Gespräch sieht es ein bisschen problematisch für unsere Freundschaft aus", meinte ich und lächelte ein wenig verzweifelt.
"Dann komm endlich rein, meine Nachbarn müssen ja nicht alles mithören", bat sie mich in ihre Wohnung und ich kam dem sofort nach.
Wir setzten uns auf die Couch und ich ließ ein bisschen Abstand zwischen uns beiden. Ich wusste zwar, dass nichts passieren würde, aber ich wollte es ihr trotzdem signalisieren. Sie hatte wie üblich eine kleine Flasche Wodka und zwei Shotgläser geholt.
"Ich will echt nichts", wollte ich ablehnen, doch bevor ich weiterreden konnte, unterbrach sie mich.
"Komm schon, einen Shot. Ich will nicht alleine trinken und ich muss ein bisschen lockerer sein", bat sie mich und schenkte mir etwas ein, weil sie wusste, dass ich bei ihr nicht nein sagen konnte.
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Ingo love |girlxgirl
RomansaSchon mehr als zwei Jahre ist es her, dass Elea Tine das letzte Mal gesehen hat. Und trotzdem kann die junge Frau ihre ehemalige Lehrerin nicht vergessen, auch wenn sie sich inzwischen in festen Händen befindet. Eine Begegnung soll Elea wieder fast...