Kapitel 48

563 46 7
                                        

Nachdem wir zwei Tage lang überlegt hatten, ob wir dem Ratschlag von Frau Lieblich wirklich nachgehen sollten, hatten wir uns dazu entschlossen, Tines Eltern auf ein gemeinsames Essen heute Abend gegen 18 Uhr einzuladen. Ich hoffte, dass sich der erste Schock gelegt hatte und vor allem ihre Mutter sich mit dem Gedanken angefreundet hatte, eine Schwiegertochter und keinen Schwiegersohn zu haben. Ich liebte meine Eltern wirklich sehr dafür, dass sie meine Beziehung mit Tine akzeptierten, auch wenn sie elf Jahre älter und meine Lehrerin gewesen war.

"Elea, bist du fertig mit allem?", fragte Tine, die aus der Küche ins Schlafzimmer sah.

Sie war sichtlich aufgeregt und gestresst, weil ihre Eltern in knapp zehn Minuten hier sein würden. Seit Stunden hatten wir alles für das Abendessen vorbereitet, damit es perfekt wurde.

"Ja. Mit dem Essen passt auch alles?", erkundigte ich mich und wandte mich von dem Spiegel ab, in den ich die letzte halbe Stunde gesehen hatte.

"Es steht bereit und nichts ist verbrannt." Ein erleichtertes Lächeln huschte über ihr Gesicht und ich hörte, dass sie tief durchatmete.

Ich stand auf und ging die paar Schritte zu ihr, um mit einer Hand sanft ihre zu nehmen. Unsere Blicke trafen sich und für einen Moment lang schien die Zeit wie stillzustehen. Sie wirkte dadurch ein bisschen entspannter und es sah aus, als würde sie wieder ein wenig zur Ruhe kommen.

"Alles wird gut, wir schaffen das. Spätestens das Essen wird sie überzeugen", versicherte ich ihr und sie nickte.

"Ich hoffe es."

Im nächsten Moment legte ich meine Lippen fordernd auf ihre und sie erwiderte meinen Kuss sofort. Eine meiner Hände vergrub sich in ihren Haaren und die andere legte sich an ihre Hüfte. Wir blendeten für einen Augenblick die Situation aus und genossen die Zweisamkeit. Ich wollte nicht, dass sie sich zu sehr damit stresste, dass ihre Eltern gleich mit uns am Tisch sitzen würden.

Das funktionierte aber nicht lange, weil es plötzlich an der Tür klingelte und wir unseren Kuss erschrocken lösten.

"Wie sehe ich aus?", fragte Tine mich und ich betrachtete noch einmal ihr Outfit.

Sie trug eine ordentliche Jeans, ihren blauen Blazer und darunter ein weißes Blusentop mit dünnen Trägern. Sie sah wie immer perfekt aus.

"Wunderschön, und ich?", komplimentierte ich sie.

"Auch wundervoll", gab sie ein bisschen gehetzt zurück, bevor sie in den Flur ging.

Ich strich meinen grün-schwarz karierten Rock glatt, zu dem ich ein hautenges, schwarzes T-Shirt angezogen hatte. Meine Taille, an der der Bund des Rockes lag, betonte ich mit einem breiten, schwarzen Gürtel, der eine silberne Schnalle hatte. Dann folgte ich Tine in den Flur und wartete gespannt darauf, dass sie die Tür öffnete.

"Hallo Tine, hallo Elea", begrüßte uns der ältere Herr, an dessen Arm sich seine Frau eingehakt hatte.

"Guten Abend", brachte ihre Mutter etwas kühler, aber definitiv freundlicher als bei unserem letzten Treffen, hervor.

Dann wurde zuerst Tine und schließlich auch ich in die starken Arme ihres Vaters geschlossen und meine Freundin bekam von ihrer Mutter noch einen Kuss auf die Schläfe. Ich durfte nur ihre Hand schütteln, wogegen ich aber nichts einzuwenden hatte.

Als sich unser Besuch ausgezogen hatte und uns in die Küche gefolgt war, wo sie sich nebeneinandergesetzt hatten, richtete ich die Vorspeise in Form von Salat an. Ihn hatten wir als letztes von den ganzen Gerichten zubereitet, damit er so frisch wie möglich war. Tine schenkte währenddessen allen ein Glas Wein ein, doch ließ ihren Vater aus, weil er noch fahren musste.

Ingo love |girlxgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt