Ingo love |girlxgirl

Kapitel 23

Seit Tines Geburtstag vor drei Tagen hatten wir noch ein paar mal die Fesseln verwendet, die eine unglaublich gute Investition gewesen zu sein schienen. Eigentlich wollte ich heute nach ihrer Arbeit mit ihr über etwas anderes reden, das ich gerne ausprobiert hätte, aber das musste warten. Da wir am Donnerstag immer schon ab 13:30 Uhr keinen Unterricht mehr hatten, hatten mich Mareike und Tiffany zu einem Kaffee eingeladen, da ich das letzte Mal ja schon nicht mitgekommen war. Manuela würde auf eine Tasse zu uns stoßen, da sie frei entscheiden konnte, wann sie Mittagspause hatte.

"Wo gehen wir überhaupt hin?", fragte ich Mareike neugierig, die unser Ziel für heute ausgesucht hatte.

"Ich weiß den Namen leider gerade nicht, aber das ist ein so süßes Café in einer Nebenstraße. Es wird dir sicher gefallen", schwärmte sie und ich musste lachen.

Mareike hatte einen guten Geschmack, was manche Dinge anging. Dazu zählten Animes, Mangas, Bücher, aber auch Cafés und Restaurants. Sie fand immer die perfekten Lokationen. Die heutige musste sie entweder durch langes Suchen oder durch Zufall entdeckt haben, denn wir kamen erst nachdem wir sicher zehn Minuten durch die Gassen der Altstadt gewandert waren vor einem kleinen Laden an. Das Haus hatte nur ein Stockwerk über dem Erdgeschoss, wirkte recht alt und schien an die mittelalterliche Stadtmauer gebaut worden zu sein. An die - seltsamerweise strahlend weißen - Wände waren Rankgitter aus verblichenem Holz angebracht, an denen verschiedene Kletterpflanzen emporwuchsen. Trotz des Chaos aus weißen, lilafarbenen und rosa Blüten, waren die Pflanzen nie über die Holzkonstruktionen herausgewachsen und bedeckten somit kein bisschen die großen Fenster, durch die man ins Innere sehen konnte.

Bevor ich das Haus noch näher betrachten konnte, gingen wir schon rein und mich erschlug der angenehme Geruch von Kaffee und Gebäck zusammen mit dem von alten Büchern. Gemeinsam suchten wir uns einen Platz, der direkt hinter dem Tisch lag, der am Fenster stand. Dort hatte sich ein altes Ehepaar niedergelassen, das mit ruhigen Stimmen miteinander redete. Ansonsten war es weder recht leer noch voll. Dafür, dass ich diesen Ort noch nie gesehen hatte, kannten ihn anscheinend genügend andere.

Eine ältere Frau, die schon um die sechzig zu sein schien, brachte uns ein paar Karten und begrüßte uns freundlich. Ich blätterte durch die schon leicht vergilbten Seiten, die in einen Lederumschlag gebunden waren. Sie schienen auch warme Mahlzeiten zu servieren, aber ich hatte eher Lust auf einen Kaffee und dazu ein Stück hausgemachten Kuchen, wie sie es in diesem Laden bewarben. Am Ende entschied ich mich für ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte, was mir gar nicht leicht gefallen war, denn sie boten Verschiedenes an: Schokoladenkuchen, Sahnetorte, American Apple Pie, Marmorkuchen, Sachertorte, Erdbeerkuchen und auch Schwarzwälder Kirschtorte. Meinen Kaffee bestellte ich wie immer mit viel Milch und Zucker.

Kaum hatten wir unsere Bestellung aufgegeben, schon öffnete sich die Tür und Manuela stand im Raum. Ich lächelte sie an und sie kam die wenigen Schritte zu unserem Tisch. Da Tiffany neben Mareike saß, ließ sich meine Ex-Freundin neben mir nieder. Ob das von meinen zwei Freundinnen so geplant gewesen war, wusste ich nicht, aber es störte mich auch nicht großartig.

"Hallo Leute, tut mir leid, dass ich später bin, aber der letzte Kunde hat ein bisschen länger gebraucht als gedacht", begrüßte sie uns und entschuldigte sich im selben Atemzug.

"Hey, passt schon, hast du gut hergefunden?", fragte Tiffany Manuela, während meine Sitznachbarin nach der Karte griff.

"Ja, es ging", lächelte Manuela, blätterte weiter durch die Seiten und schien sich nicht entscheiden zu können. "Was habt ihr genommen?"

"Schwarzwälder Kirschtorte", antwortete ich.

"Schokokuchen", sagten Mareike und Tiffany gleichzeitig und begannen, zu lachen.