Kapitel 83

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_Alice_

Die Wände in meinem Zimmer erdrücken mich.
Es ist mitten in der Nacht aber ich bin hellwach.
Nach seiner Bitte, den Ring nicht von Finger zu ziehen, bin ich mit zittrigen Beinen ins Badezimmer gelaufen.
Die Wassertropfen aber haben fast ertränkt aber ich musste das kalte Wasser auf meine Haut spüren, um überhaupt meinen Körper wieder wahrzunehmen.

Noch nie haben wir uns so heftig angeschrien.

Er war noch nie zuvor, so wütend auf mich und genau das tut mir so weh.

Ich kann das mit Taehyung verdrängen aber ich kann es nicht vergessen.
Er kann es doch auch nicht. Solch eine Freundschaft kann man nicht vergessen.

Jungkook ist vielleicht gut darin, sowas zu verdrängen aber ich kann es, an manchen Tagen einfach nicht. Ganz besonders nicht, wenn ich ihn nach so langer Zeit sehe.

Immer wieder muss ich an ihn denken und dafür fühle ich mich jetzt schlecht.

Ist es ungerecht gegenüber Jungkook?..

Ja, weil Taehyung hat ihn verletzt.

Doch ändert es was an der Tatsache, dass Taehyung mir  leid tut?

Nein, weil ich weiß wie es ist alleine zu sein.

Ich weiß wie es ist, von geliebten und wichtigen Personen verlassen zu werden.

Als damals mein Vater gestorben ist, als ich drei Jahre alt war, war es schrecklich. Während andere Kinder gelacht haben, konnte ich nicht mal mehr Lächeln.

Als meine Mutter mich dann noch vollkommen verstoßen hat,bin ich durch Freunde in die schiefe Bahn geraten.

Was wenn Taehyung jetzt auch Dinge tut, die für seinen Körper und seine Seele schädlich sind?

Ich sitze auf meinem Bett.
Mir rollen Tränen über meine Wangen und ich ziehe meine Knie enger an meinen Brustkorb.

Mir wird mit jeder Minuten klarer, dass die Sache mit Taehyung für immer zwischen uns stehen wird.

Er weiß es und ich auch.

Die Frage die wir uns jetzt beide stellen, muss die selbe sein; Macht es Sinn, jetzt auch noch zu heiraten und dann auch die Verantwortung von einer Ehe zu übernehmen?

Ich schluchze auf und mein Blick fällt auf meinen Verlobungsring und ich höre wieder Jungkooks Stimme. Er bittet mich darum, diesen Ring nicht von meinem Finger zu nehmen.

Ich beiße mir auf die Unterlippe und erschaudere unangenehm an meinem ganzen Körper.

Die gesamte Lage ist nicht gerecht.
Weder für mich noch für ihn.

Die Nacht bringt diese betäubende Stille mit sich aber dann höre ich wie etwas hinfällt. Es ist Glas und er zerspringt in winzige Teile.

Sofort stehe ich auf, laufe zu meiner Tür und öffne sie.

Mein Blick ist augenblicklich auf Jungkooks Zimmertür gerichtet und dann höre ich wieder wie Glas kaputtgeht. Ohne zu zögern laufe ich auf die Tür zu aber bevor ich sie aufmachen kann, wird die Tür aufgerissen.

Aus dem Zimmer dringt der Geruch von Alkohol und ein betrunkener Jungkook steht vor mir.

Jungkooks Augen sind glasig. Seine Haare sind wild durcheinander, sein Hemd ist aufgeknöpft und sein Gürtel hängt locker an seiner Hose.

„Baby." sagt er mit zittriger Stimme und tritt auf mich zu.

Mein Blick fällt hinter ihn auf den Boden und auf die unzähligen Glasscherben. Er hat keine Socken an.
Ich weite sofort meine Augen.

„Bist du verletzt ?.." frage ich und löse meinen Blick nicht von seinen Füßen.

Doch Jungkook kommt erneut auf mich zu und nimmt mein Gesicht in seine großen Hände.

„Ich will in deinem Kopf sein..nur ich...ich will in deinem Herzen sein..." seine Worte sind undeutlich, doch ich verstehe ihn klar und deutlich.
Ich schaue in seine Augen und erkenne, wie rot sie geworden sind. Er hat geweint und er bricht mir das Herz.

Ich muss kurz meine Augen schließen, denn dieser Anblick ist kaum zu ertragen.

„Nein nein..mach deine Augen auf.."

„Jungkook.." sage ich leise und öffne meine Augen und schaue wieder in seine.

„Wo ist dein Ring ?? Hast du ihn weggemacht??" abrupt löst er seine Hände von meinen Wangen und nimmt meine Hand hoch und küsst meine Hand als er den Ring sieht.

„Er ist noch da...." er atmet erleichtert aus und ich lege ihm meine freie Hand auf sein Brustkorb.

„Du bist betrunken..." sage ich erneut leise und greife nach seinen Händen und halte sie.
„Ich mache die Glasscherben weg..warte hier.." ich ziehe ihn langsam ganz auf den Flur.

Er schüttelt schnell seinen Kopf und kommt dadurch ins schwanken.

„Nein! Ich mache das.." er greift wieder an meine Wangen.
„Hast du geweint ??" er wird wieder laut und ich lege ihm kurz meine Hand auf den Mund.

„Was ist hier los ?.." ich drehe meinen Kopf nach links, als ich die verschlafene Stimme von Jin höre.

„Geh schlafen Jin..ich mach das schon." er setzt dazu an etwas zu sagen aber ich unterbreche ihn.
„Gute Nacht Jin."

Mit einem skeptischen Blick schließt er wieder seine Tür aber ich weiß ganz genau, dass er jetzt nicht wieder schlafen wird. Er wird genau hinhören und darauf warten, dass er mir helfen muss.

Erst als ich meinen Blick von der Tür löse, realisiere ich, dass Jungkook seine Lippen gegen meine Handfläche drückt und seine Augen geschlossen hat.

Seine Wut hat mir solche Angst gemacht und jetzt küsst er mit geschlossenen Augen meine Handfläche und ich spüre eine Wärme, die sich in meinem Brustkorb verbreitet.

Ganz langsam versuche ich meine Hand von seinen Lippen zu lösen aber er greift nach meinem Handgelenk und zieht mich von seiner Zimmertür weg.

„Nein..Jungkook die Glasscherben.."
Ich spreche leise aber so, dass er mich gut hören kann.

Er löst nur ganz leicht seine Lippen von meine Hand.

„Es gibt ganz viele andere Scherben um die wir uns kümmern müssen." mein Mund klappt bei seinem Kommentar auf und dann drückt er mich in meinen Zimmer und schließt die Tür hinter sich.

Total perplex schaue ich ihn an und gerade als ich was sagen möchte, schuppst er mich auf mein Bett und kommt dann leicht schwankend auf mich zu.

„W..wir werden jetzt ganz sicher nicht-"

„Kuscheln." mit diesem Wort lässt er sich auf mich fallen und schlingt seine Arme um mich.

Your Lies // JK Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt