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Yoongi entschuldigt sich über den Abend hinweg immer wieder für das Vergehen an meinem Alkohol, was ich irgendwie unfassbar süß finde. Ich bin ihn ja nicht mal böse, immerhin weiß ich ja nicht, was gerade in seinem Kopf abgeht. Ich will ihm auch gar nicht böse sein. Er soll eher davon ausgehen, dass er bei mir Hilfe finden kann. Egal ob er reden oder sich bloß ablenken will, ich wäre für ihn da.

Yoongi schläft wieder auf dem Sofa und wir im Gegensatz zum Vortag nicht wach, als ich durch meine Wohnung laufe und mich fertig mache. Ich schreibe ihm also eine schnelle Nachricht, dass ich um spätestens halb fünf wieder Zuause wäre und er derweil alles machen kann, was er möchte. Auf den Alkohol komme ich nicht zu sprechen, allerdings habe ich ihm absichtlich den Türcode nicht genannt. So kommt er hoffentlich nicht auf die Idee, irgendwohin zu gehen, selbst wenn er was trinkt. Er soll sich nicht in Gefahr bringen, einsperren kann ich ihn aber auch schlecht. Eine Sache habe ich mir aber geschworen! - Ich werde keine neuen Spirituosen kaufen, wenn das leer ist, was in meinem Apartment vorzufinden war. Er soll gar nicht erst in die Versuchung kommen, im Alkohol die Lösung für seine Probleme zu sehen! Und ich hoffe natürlich auch, dass das gestern eine einmalige Sache war, immerhin ist Yoongi an sich ein recht vernünftiger Mensch.

Kaum wieder in meinem Apartment angekommen, werde ich aber eines besseren belehrt. Ich habe eine halbe Stunde eher Schluss machen können und kann gerade noch dabei zusehen, wie Yoongi sich in Mühe und Not auf den Beinen halten und, sowieso beinahe leere, Flaschen zurück an ihren Platz bringt. Ich unterdrücke ein Seufzen, schließe die Tür leise und ziehe meine Schuhe wie immer aus. Soweit hat er mich noch nicht bemerkt. Als ich mich ihm jedoch langsam nähere, dreht er seinen Kopf zu mir und schluckt schwer. ,,I-Ich wollte n-nicht- E-Es ist einfach passiert!", versucht er zu erklären, doch ich schüttel meinen Kopf leicht. Gefühlt stinkt er nach einer gesamten Bar! Mehr als gestern hat er allemal getrunken...

Auf dem Sofa angekommen sehe ich ihn mahnend, aber gleichzeitig bittend an. ,,Bleib bitte einfach kurz da sitzen.", ist alles was ich sage, ehe ich seufzend im Schlafzimmer verschwinde. Blöd nur, dass Yoongi genau hier ein paar Bierflaschen vergessen hat. Drei sind leer, die vierte noch voll. Das ist ja schon mal etwas. Ich ziehe mich einfach um, gehe mit den Flaschen in die Küche und tausche die Volle gegen eine gleich große mit Wasser.

,,Hier.", sage ich leise, werde aber mit erstaunlich großen Augen, die auch noch am tränen sind, angeguckt. ,,N-Nicht böse sein. Ich- Ich wollte das wirklich nicht-" ,,Yoongi, es ist alles in Ordnung. Ich bin nicht böse.", versuche ich klarzustellen, da rollt schon die erste Träne über seine Wange. ,,Ich muss pinkeln.", haucht er und stürmt wankend ins Bad. Die Tür haut er so doll zu, dass sie gleich wieder aufspringt und anstatt dass er tatsächlich Toilette geht, höre ich sein lautes Schluchzen.

Er liegt am Boden und haut immer wieder leicht mit seiner Faust auf die kalten Fliesen. ,,Yoongi...", murmel ich mitleidig und knie mich neben ihn. ,,Yoongi, komm her.", bitte ich und öffne meine Arme etwas. Überraschend schnell stürzt er sich auf mich und lässt die Wärme, die ich ihm durch die Umarmung schenke, zu. ,,Lass alles raus.", flüster ich. Schmerzhaft schreiend drückt er sein Gesicht in meine Brust und krallt seine blassen Finger mit einem mal in meine Hüfte. Still sehe ich ihm dabei zu und habe selbst mit den Tränen zu kämpfen, während ich ihm aufmerksam zuzuhören versuche. Man kann den starken Schmerz aus seinen Lauten heraushören. So sehr, dass ich ernsthaft Angst habe, er könnte sich was antun...

Mit total roten Augen lehnt er sich etwas zurück, wimmert dann aber direkt wieder auf und schlingt seine Arme diesmal um meinen Hals. Langsam robbt er auf meinen Schoß und drückt seinen Kopf in meine Halsbeuge. Seine heißen Tränen treffen auf meine Haut und schwer schluckend rücke ich ihn zurecht, ehe ich etwas wackelig aufstehe und mit dem Kleineren ins Schlafzimmer gehe. Kaum sitzen wir wieder, landet eine meiner Hände in seinen Haaren, während die andere an seinem Rücken verweilt.

,,Hoseok, e-es tut so weh!", wimmert er und schlägt schwach gegen meine Schulter. ,,Was tut weh, Klei-" ,,Sie kann nicht tot sein!", schluchzt Yoongi und sofort verspanne ich mich. ,,Tot?", frage ich und sehe geschockt zu dem so klein wirkendem Bündel auf meinem Schoß. ,,Yoongi, wer ist tot?", frage ich alamiert und zwinge ihn dazu, seinen Kopf anzuheben. Stumm sieht er mich an, weint dann aber einfach weiter, ohne mir eine Antwort zu geben. ,,Yoongi, rede doch bitte mit mir.", bitte ich ihn, doch er schüttelt einfach seinen Kopf und drückt sich wieder näher an mich. Dabei will ich ihm doch einfach nur helfen und für ihn da sein...

Er redet konsequent nicht mit mir. Diese zwei Sätze waren alles und sie machen mir Sorgen um seinen seelischen Zustand.

Durch das viele Wasser wird er zum Glück langsam wieder nüchtern, allerdings nicht weniger anhänglich, zu meinem Glück. Wie ein zahmes Kätzchen liegt er auf mir und gibt leise Geräusche von sich, während ich ihn zur Entspannung kraule.

,,Ich würde es toll finden, wenn du später bei mir schläfst. Ich will mir keine Sorgen um dich machen...", lasse ich ihn wissen, als ich die untergehenden Sonne durch das Fenster erblicke. Wie erwartet, sagt er nichts, entfernt sich aber auch nicht von mir, sodass ich von einer positiven Antwort ausgehe. ,,Ich hoffe, ich kann dich wieder glücklich machen.", flüster ich, ,,Wie gesagt, dein Lachen war wunderschön." Der schmale Körper spannt sich kurz an, dann legt sich Yoongi allerdings bäuchlings zwischen meine Beine und bettet seinen Kopf auf meine Brust. Sofort bete ich dafür, dass er meinen viel zu schnellen Herzschlag überhört, oder es ihm genauso geht, sodass er mich nicht irgendwie verurteilt. Meine Zuneigung ihn gegenüber wächst nämlich von Sekunde zu Sekunde. Die Unsicherheit, ob es ihm jemals genauso gehen wird, aber ebenso.

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the power of fate | jhs mygWo Geschichten leben. Entdecke jetzt