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Ungläubig starrt der Kleinere zu mir auf, ehe er mit einen mal auf den Boden aufprallt und qualvoll schreiend zu weinen beginnt. Mehr als Schmerz ist nicht herauszuhören und sofort fühle ich mich unfassabr schuldig - das habe ich mit meinen Worten angerichtet! Nur in wenigen Sekunden! Scheiße, bin ich dumm!

,,Yoongi!", hauche ich schuldbewusst und knie mich direkt vor ihn. Meine Hände schlägt er ab und rollt sich schützend zu einer Kugel zusammen. ,,Yoongi, nicht...", bitte ich und beuge mich vorsichtig über ihn. ,,Tue das nicht, guck mich an.", flehe ich weiter, da bis auf dieses krampfhafte Weinen und seine abweisende Haltung, was mich stark an eine Panikattacke erinnert, nichts von ihn kommt. ,,I-Ich will n-n-nicht mehr!", schreit er, was mich tatsächlich panisch werden lässt. Mit etwas Gewalt ziehe ich ihn in eine aufrechte Postion und greife nach seinem Gesicht, dass schon vollkommen nass vor Tränen ist. Ich muss mich echt zusammenreißen!

,,Kleiner, schau mich an!" ,,Lass mich!", schreit er, doch ich lasse mich nicht abwimmeln. ,,Nein! Ich lasse dich nicht! Ich lasse dich nicht alleine!" ,,Doch!", ruft er, ,,So wie es alle tun!" ,,Ich habe nicht vor dich zu verlassen, hörst du?! Kleiner, du bist mein Soulmate, was wäre ich für ein Mensch, wenn ich dich alleine lassen würde? Du bist so ein toller Mensch, selbst wenn du es selbst nicht siehst.", flüster ich vorsichtig in sein Ohr und drücke sein Gesicht an meine Schulter. ,,Aber sie i-ist tot!", wimmert er erstickt auf. ,,Wer, Yoongi?" ,,E-Eomma!", ruft er so, dass mein Knochenmark erschüttert wird. ,,S-Sie hat sich e-einfach umgebracht! Sie ist einfach g-gegangen!"

Ich fühle mich hilflos, weil ich nicht weiß, wie ich Yoongi helfen soll und gleichzeitig alles dafür geben würde, ihn nochmal lachen zu sehen.

Vorsichtig ziehe ich ihn auf meinen Schoß und blinzel selbst ein paar Tränen weg. Ich weiß ja nicht, was da los war, aber einfach so sein Kind zu verlassen erscheint mir auf den ersten Blick nicht als das richtige. Zumal Yoongi anscheinend auch keinen Vater oder Geschwister zu haben scheint.

,,Das tut mir so leid, Yoongi."

Unsicher lege ich meine Lippen an seinen Hals und streiche über seinen knochigen Rücken, um ihn irgendwie abzulenken. Tatsächlich drückt er sich aber wimmernd an mich und reagiert gar nicht wirklich auf meine anderen Taten. Gerade fühle ich mich einfach nur hilflos, kämpfe selbst mit den Tränen und versuche gleichzeitig für Yoongi tapfer zu sein. Er braucht jemandem, den er vertrauen kann und dieser jemand will ich sein. Er soll einfach mal glücklich sein.

Vorsichtig wiege ich ihn in meinem Arm hin und her und summe die Melodie eines der Kinderlieder, die wir so oft singen, wenn es für die Kleinen zum Mittagsschlaf in die Betten geht. Überraschender Weise wirkt das sogar Wunder und der Blondhaarige liegt binnen ein paar Sekunden geschwächt, dafür aber ruhig in meinem Armen. Erheben tue ich mich aber erst, als sein Atem wieder komplett reguliert ist, und setze ihn auf dem Waschtisch ab, um mit einem angefeuchteten Papiertuch über seine roten Wangen zu fahren. ,,Es tut mir leid. Wirklich.", flüster ich leise und versuche Blickkontackt aufzubauen. Yoongi schüttelt allerdings bloß den Kopf und nimmt einen tiefen Atemzug, ehe er, völlig überraschend für mich, an mir vorbei huscht und den Waschraum sowie das Studio verlässt.

,,Hobi, was war los? Wir haben Yoongi schreien hören.", murmelt Jimin und sieht mich besorgt an. Um Yoongis Vertrauen nicht zu missbrauchen erzähle ich aber nicht mal Jimin und Taehyung etwas von dem Tod seiner Mutter. Er soll selbst entscheiden dürfen, wer davon erfährt, sodass ich lediglich andeute, dass es meinem Soulmate nicht allzu gut geht. ,,Willst du ihm nachlaufen?" ,,Nein.", erwider ich entschlossen, auch wenn es mir schwer fällt, ,,Ich möchte ihn nicht bedrängen." ,,Verständlich.", nickt Tae und legt vorsichtig einen Arm um meine Schultern, ,,Vielleicht solltest du aber nach Hause. Wenn er bereit ist, kommt er wieder und dann solltest du auf jeden Fall weiter für ihn da sein." ,,Genau Hobi, ich bin mir sicher, dass Yoongi dich insgeheim total mag. Gib nicht auf. Vor allem ihn nicht."

Jimin und Taehyung haben natürlich recht, sodass ich mich relativ zeitig, zusammen mit den beiden, auf den Weg zurück zu meinen Apartment mache. Hoffentlich kreuzt Yoongi wirklich dort auf und verrennt sich jetzt nicht in irgendwas. Um ihm etwas mehr Sicherheit zu bieten, schreibe ich ihm gleich eine Nachricht, dass ich ihn auf die Art und Weise unterstützen möchte, die er für richtig hält, dass er bei mir sicher ist und dass ich ihn niemals verlassen werde, egal unter welchen Umständen. Selbst wenn er sich gegen mich entscheiden würde, hat er im Notfall noch eine Anlaufstelle bei mir. Und auch wenn ich ernsthafte Gefühle für ihn entwickel, die er nicht erwidern kann, soll er nicht darunter leiden.

Ich lasse ihn weitesgehend in Ruhe, habe nur noch eine weitere Nachricht mit dem Türcode geschickt, damit er jederzeit wiederkommen kann. Als es dann aber langsam dunkel wird, wächst meine Sorge, dabei hat er schon meine Nachrichten gelesen und einmal angefangen, ebenfalls eine zu schreiben. Angekommen ist aber keine... ,,Tae... es ist fast neun Uhr.", flüster ich besorgt, um Jimin nicht zu stören, der nebenan am Esstisch ein paar Aufgaben seines Onlinestudiums bearbeitet. ,,Vielleicht solltest du ihn doch mal anrufen...", murmelt er und schaut ebenfalls besorgt aus dem Fenster, runter auf die beleuchteten Straßen. ,,Denkst du?", frage ich zögerlich, da ich wirklich Angst habe, ihn zu bedrängen. Ich will bloß wissen, ob er okey ist. Wenn er nicht will, muss er ja nicht mal hier her kommen.

Tatsächlich überredet Taehyung mich schnell, sodass ich auf Yoongi's Kontakt gehe und einen Anruf einleiten kann. Das Klingeln zieht sich in die Länge und mich überkommt die Angst, dass er mit Absicht nicht auf meinen Versuch der Kontaktaufnahme anspringt. Gerade als ich seufzend aufgeben will, wird zu meiner Erleichterung der Anruf aber dann doch angenommen. ,,Yoongi!", rufe ich erleichtert auf und lächle leicht.
Meine Mundwinkel sinken aber sogleich wieder. ,,Nein, Jungkook hier. Kannst du Yoongi abholen kommen?"

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the power of fate | jhs mygWo Geschichten leben. Entdecke jetzt