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Die Antworten die ich immer mal wieder von Yoongi auf meine Nachrichten bekomme, beruhigen mich eher weniger und so mache ich mir durchgängig Sorgen um meinen Kleinen zuhause. Deswegen bin ich auch unfassbar erleichtert, als ich von meiner Schicht abgelöst werde, auch wenn die Verabschiedung der Kinder dadurch etwas kürzer als sonst auffällt. Ich spurte mich auf den Weg nach Hause und nehme sogar die Treppen anstelle des Aufzuges. Ich hab ehrlich gesagt etwas Angst davor, was ich gleich vorfinden werde, sodass mein Puls dementsprechend hoch ist, als ich den Türcode eingebe und die Tür dann aufstoße. Erstaunlicherweise ist alles still. Das Apartment erscheint mir zudem noch aufgeräumter als heute morgen.

Stirnruzelnd stelle ich meine Tasche auf dem Boden, streife meine Schuhe ab und hänge meine Jacke auf. Meine Pulloverärmel hochschiebend, laufe ich langsam durch die Räume und finde Yoongi schlussendlich schlafend und mit einem meiner Pullover im Arm auf dem Bett vor. Seine Nase und seinen Augen sind rot, letzteres ist zudem noch leicht angeschwollen, sodass ich mir gleich klar wird, dass mein süßes Kätzchen wiedermal Tränen vergossen hat. Vorsichtig setze ich mich neben ihm und streiche durch seine warmen, weichen Haare. Selbst jetzt sieht er noch unfassbar süß und viel zu hübsch aus. Er ist einfach nur wunderschön, egal wie er sich selbst auch beschrieben mag.

Ich beschließe ihm noch etwas Ruhe zu gönnen und mache mich einfach daran, uns beiden schon mal etwas Essen herzurichten. Kaum ist das aber fertig suche ich Yoongi wieder auf und streiche etwas fester, dennoch darauf bedacht sanft zu sein, über seinen Torso, sodass es nicht allzu lange dauert, bis er schwerfällig die Augen öffnet. ,,Hey.", flüster ich und lächle ihm leicht entgegen. ,,Hey.", erwidert er kratzig und fährt sich müde übers Gesicht. ,,Magst du was essen?", möchte ich wissen und lehne mich an das gepolsterte Headboard meines Bettes. Allerdings nutzt er das aus, um seinen Kopf gleich an meine Brust zu betten und lässt meinen Pullover gleich links liegen. ,,Bist du in Ordnung?" ,,Ja.", haucht er, ,,Lass uns was essen - gleich." Zufrieden lächle ich und lege meine Arme vorsichtig um ihn. Diese Zuneigung seinerseits ist wie ein Geschenk des Himmels.

,,Hoseok?", fragt er nach einigen Sekunden leise und hebt seinen Kopf an, um mir in die Augen sehen zu können. ,,Mh?", mache ich und lege meine Hand an seine Wange. Mit großen Augen setzt er sich auf und hockt sich neben mich. ,,D-Darf ich- Also- mhh...", macht er leise und legt nun selbst seine Hände an meine Wangen. Ich bin überrascht als er sich zu mir vorlehnt, bleibe aber ruhig und warte ab, was Yoongi wirklich vor hat. Ich hoffe auf einen Kuss, da seine Gesten darauf hinweisen, allerdings werde ich das definitiv nicht von ihm erwarten. Alles was er vorerst tut, ist seine Nase an meine schmiegen und mir noch etwas näher zu kommen. Sein zittriger Atem prallt an meinen Lippen ab und nun werde auch ich nervös. ,,Yoongi?...", frage ich also leise, um sicher zu gehen, dass ich nichts falsch deute. ,,Mh-hm!", macht er schnell und ehe ich mich versehe liegen seine butterweichen Lippen auf meinen. Ein explosionsartiges Kribbeln fährt durch meinen Körper und meine Händen legen sich fest an seine Hüfte. Sanft bewegt er seine Lippen und leitet mich vorsichtig. Lange verbindet uns der Kuss, welcher Wärme durch meinen Körper strömen lässt und eine gewisse Freude aufbringt. Yoongi löst sich dann aber schwer atmend von mir und nimmt nun entgültig auf meinem Schoß platz. ,,Geht es dir wirklich gut?", frage ich flüsternd und will seinen Kopf wieder etwas anheben, da presst er sich einfach an mich und legt seinen Kopf auf meine Schulter. ,,Ich denke." ,,Okey...", murmel ich und küsse seinen Haarschopf. Seine Hand an meiner Brust muss meinen viel zu schnellen Herzschlag spüren, aber ihn scheint das nicht zu stören. Allgemein scheint ihn jetzt gerade gar nichts zu stören. Er ist tatsächlich gerade wie ein tiefenentspanntes Riesenbaby.

Wir kuscheln noch etwas, der Kuss kommt aber nicht mehr zur Sprache, ehe wir zusammen etwas essen. Sich räuspernd lehnt Yoongi sich etwas vor und streicht mit seinen Fingerspitzen ganz vorsichtig über meine Hand. Lächelnd betrachte ich das Spiel einen Moment und umschließe seine Hand dann vorsichtig. ,,Der Kuss...", murmelt mein Gegenüber leise und stochert kurz in seinem Essen herum, ,,I-Ich mag das, aber bitte-..." ,,Yoongi, keine Sorge, ich bilde mir jetzt nichts darauf ein.", beruhige ich ihn schnell und drücke seine zarte Hand kurz etwas fester, ,,Ich bin froh, dass du mir auch auf körperlicher Ebene vertraust, aber ich werde nicht von dir erwarten, dass du mir jetzt alle zehn Sekunden um den Hals fällt. Und davon ausgehen, dass wir jetzt auf einmal zusammen sind tue ich auch nicht." Erleichtert nickt der Kleinere und murmelt ein leises: ,,Danke.", bevor er sich wieder seinem Essen widmet.

Eine gute dreiviertel Stunde später stehen wir vor dem Tor des Friedhofs - bereits seit zehn Minuten um genau zu sein. Zitternd umklammert Yoongi meine Hand mit den seinen und sieht unsicher immer wieder auf das Gelände und dann wieder zu mir. ,,Wenn du nicht bereit bist, Yoongi, dann können wir auch wieder zurück gehen.", mache ich ihm zum zweiten Mal das Angebot und lege meine andere Hand an seine, durch die Luft, kalte Wange. ,,Nein!", murrt er festentschlossen und macht einen Schritt nach vorne. Kurz zögert er wieder und geht dann aber vorsichtig, mit mir an der Hand in die Richtung des Grabes seiner Mutter.

,,Lässt du mich mit ihr alleine?", flüstert er vor dem frischen Grab. ,,Natürlich.", stimme ich sofort zu, gebe ihm einen kleinen Kuss an die Schläfe und gehe etwas weiter weg zu einer schon etwas älteren, hölzernen Bank. Während ich da so sitze, beobachte ich Yoongi, wie er erst schweigend da steht, zu reden beginnt, dann zu weinen und schlussendlich beinahe schreiend auf die Knie sinkt. Am liebsten würde ich zu ihm rennen und in die Arme nehmen wollen, aber wenn ich eins gelernt habe, dann dass er jetzt seine Ruhe braucht. Erst wenn er einen klitzekleinen Blick in meine Richtung wirft, werde ich zu ihm gehen und ihn trösten. So weiß ich, dass er mich und meinen Beistand wirklich will. Mein Herz schmerzt zwar bei diesem Anblick, dennoch will ich mir treu bleiben und ihn nicht zu sehr bedrängen.

Hemmungslos weint Yoongi vor dem Grab, schlägt immer wieder auf den steinigen Boden und scheint alles un sich herum zu vergessen. Sein Schmerz ist deutlich zu erkennen... Alleine seine Haltung, diese Mimik. Sein Zittern ist nicht zu übersehen.

Als der Himmel sich zuzieht ist der Blondhaarige nur noch ein Häufchen Elend. Ich kann mir das nicht mehr länger antun. Mir und ihm!

,,Yoongi." Vorsichtig trete ich hinter ihn und hocke mich wenig später hin. Meine Hände lege ich auf seine Schultern und übe etwas Druck auf diese auf. Ohne jegliche andere Reaktion lehnt er sich leicht nach hinten. Er ist definitiv erschöpft, was man ihm aber nicht verübeln kann. ,,Es wird langsam dunkel, wir sollten nach Hause. Wir können uns einen gemütlichen Abend machen, ich koche Tee und-" ,,Ich muss wieder arbeiten.", haucht er kratzig, ,,Gleich, um acht." Ich bin zwar verwundert, dass er in diesem Zustand tatsächlich seinen Verpflichtungen nachgehen möchte, akzeptiere das aber natürlich und helfe ihm verständlichvoll nickend auf die Beine. ,,Wie lange musst du denn?" ,,Bis zwei. Kürzere Schicht als sonst.", erklärt er und bewegt sich, ohne einen weiteren Blick zum Grab, langsam Richtung Tor.

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the power of fate | jhs mygWo Geschichten leben. Entdecke jetzt