15. Kapitel

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Als wir nach Torquay kommen deutet nichts auf eine Suchaktion meine Person betreffend hin. Keine Polizeiwagen die Streifen fahren. Keine Polizeihundertschaft die mit Hunden und Taschenlampen bewaffnet die Felder absuchen.
Nein. Der Ort liegt dunkel und ruhig vor uns als wir mit Stephen's Jaguar leise durch die Straßen gleiten.

Vor seinem Haus angekommen parkt er den Wagen in der Auffahrt und hält mir bevor ich selbst aussteigen kann die Wagentür auf.
"Danke sehr." murmle ich und zwinge mich zu einem Lächeln. Den ganzen Tag schon habe ich Kopfschmerzen und Schwindelgefühle die mich langsam aber sicher wahnsinnig machen. Dazu kommt das ich mich frage wie Stephen reagieren wenn er erfährt wen er da als seine Nachbarin hat.
Langsam gehen wir auf das dunkel da liegende Haus zu. "Immer seltsam, daß riesige Haus so vollkommen leer zu wissen." sagt er tonlos und irgendwas sagt mir das er nicht darauf anspielt das seine Tochter heute mal nicht zu Hause ist.
Im Haus bittet Stephen mich ins Wohnzimmer voran zu gehen. Ich tue es, während ich ihn in der Küche herum rumoren höre.
Neugierig sehe ich mich um. Klassisch, jedoch mit modernen Elementen ist das Zimmer eingerichtet. Eine riesige rote Sofalandschaft direkt vor dem gemauerten Kamin ist das Herzstück des Raumes. Immer wieder bilden rote Farbakzente einen Kontrast zu dem hellen Holz der gebeitzten Eichenmöbel. Das Zimmer gefällt mir. Ob das restliche Haus ähnlich eingerichtet ist?
Ich gehe zu einer Wand an der mehrere gerahmte Fotos hängen. Hauptsächlich Lina, in allen Altersstufen, aber auch ein Hochzeitsbild. Stephen und seine Frau. Eine Momentaufnahme aus glücklicheren Zeiten. Weitere Bilder von seiner Frau. Um ein besonders schönes Portrait in schwarz weiß wurde ein schwarzer Trauerrahmen gespannt.
Bedrückt wende ich mich ab und gehe zu den Bodentiefen Fenstern hinüber die von dicken Vorhängen aus Leinen eingefasst sind. Dahinter liegt der wunderschöne Garten mit seinen Apfelbäumen. Nur jetzt sind die nicht zu sehen. Die Nacht liegt vollkommen dunkel über dem Haus. Überhaupt ist es, hier auf dem Land aus Mangel an Lichtquellen vollkommen dunkel. Und einen so wunderbaren Sternenhimmel wie hier habe ich bisher nur in der Wüste gesehen. Aus einem Impuls heraus öffne ich die Terrassentür und trete hinaus in den direkt davor beginnenden Garten. Allenfalls drei steinerne Stufen trennen Haus und Rasen voneinander. Sehnsüchtig blicke ich zum Himmel hinauf. Wie erwartet funkeln dort Millionen und aber millionen von Sternen. Mein Herz krampft sich zusammen als ich an unsere Zeit in Kairo denke. Daran wie Tony und ich auf den Kissen vor diesem Zelt sitzend die halbe Nacht einfach nur da gesessen sind und die Sterne beobachtet haben. Die einzigen Lichtquellen waren vereinzelte Fackeln in den Sand gesteckt und das Lagerfeuer vor uns. Nur wir zwei, ganz allein. Die andere Hälfte der Nacht haben wir dann doch im Zelt verbracht. Und trotz der kühle der Nacht in der Wüste wurde uns nicht kalt.
"Das ist was ganz anderes als wie in New York könnte ich mir vorstellen." meint Stephen plötzlich direkt hinter mir. Aufgeschreckt aus meinen Erinnerungen zucke ich zusammen. Ich hatte ihn gar nicht heran kommen gehört.
"Ich hatte gerufen. Aber du ..." erklärt er und lächelt. "Warst du in Gedanken?"
Ich nicke. "Ja. Und ja, es ist vollkommen anders als zu Hause. Diese himmlische Ruhe. In New York ist es niemals still. Und dieser ..." Ich deute mit dem Zeigefinger Richtung Himmel. "... Sternenhimmel. Fantastisch!" lobe ich strahlend.
"Ja das mag sein. Ich habe ja keinen Vergleich. Du hast ja gesehen wo ich herkomme." Er grinst mich schief an. "Torquay ist die größte Stadt die ich jemals gesucht habe." erklärt er.
Unfassbar! Das jemand noch nie zumindest gereist ist.
Gedankenverloren blicke ich erneut zu den Sternen auf.
"Vermisst du es?" fragt er mit einem Mal.
"Was meinst du?" frage ich ohne ihn anzusehen.
"Die Stadt."
Hm. Vermisse ich sie? Ich nehme mir einen kurzen Augenblick um die Antwort zu finden, schließlich antworte ich. "Ja, irgendwie schon." Ich drehe mich zu ihm um und sehe Stephen an. "Aber es ist so wunderschön hier. Ich weiß es nicht was ich machen soll."
"Na, du könntest anfangen indem du mir mal genau erklärst was dich eigentlich ausgerechnet hier her verschlagen hat." Er greift nach meinen Händen und seht mir tief in die Augen. Vom schwachen Licht im Haus inneren beleuchtet kann ich seine Augen nicht richtig erkennen, aber sein Blick verdunkelt sich." Den wahren Grund." raunt er.
Ich schlucke." Okay. " und nicke. Gemeinsam gehen wir hinein. Meine eine Hand fest in seiner.

Stark - Für euch - Für immerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt