20. Kapitel

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"Boss, hier gibt es Ärger." meldet Friday kaum das ich bei Susan im Cottage angekommen bin.
"Hey F. Wieso was gibt's?"
Da sie sich meldet weiß ich das es eine Avengers Sache ist. Jarvis habe ich was Weltrettungsaktionen angeht schon vor vielen Jahren durch Friday ersetzt. Jarvis ist im Ruhestand und darf sich jetzt um unsere unspektakulären Familiensachen kümmern.
"Ukraine. Eine KI Firma macht Ärger." erklärt sie.
"Inwiefern?"
"Ihre humanoiden Roboter sind außer Kontrolle und terrorisieren die Gegend. Captain America, Black Widdow und der Falke sind bereits informiert und teilweise unterwegs. Da es sich irgendwie um Ihresgleichen handelt, Captain's Worte, sollten auch Sie vor Ort sein. Er wäre dann sofort bereit mit Ihnen gemeinsam aufzubrechen. "
"Typisch der alte Mann, kommt allein gar nicht klar." denke ich lächelnd. "Okay, bin gleich unterwegs. Schick mir die Koordinaten auf den Helm!" befehle ich laut.
"In Ordnung, Boss." damit meldet sie sich ab.

Langsam gehe ich zu Susan in den Garten. "Sorry, Babe, ich muss leider los. Da gibt es Ärger in der Ukraine."
"In der Ukraine?" wiederholt sie fragend. "Und da musst du eingreifen?"
"Wir. Die Avengers fliegen hin." erkläre ich geduldig. "Steve wartet am Quinjet auf mich. Sorry nochmal, Darling."
"Du kannst ja nichts dafür. Sei aber vorsichtig!" Ihr liebevoller ängstlicher Blick lässt mich arg an meinem Vorhaben zweifeln und fast hier bleiben. Doch das Team verlässt sich auf mich. "Klar, mach'ich doch immer. Ich liebe dich, Darling!" raune ich, beuge mich zu ihr hinunter und küsse sie leidenschaftlich auf den Mund.
"Und ich liebe dich. Komm bald zurück!" seufzt sie.
"Ich werd' jede Sekunde an euch denken."
"Nein, nur das nicht!" ruft sie aufgeregt. "Nicht das du unaufmerksam bist und dir etwas zustößt." sorgt sie sich.
Lachend streiche ich ihr mit dem Zeigefinger über die Wange. "Mir passiert schon nichts. Das tut es doch nie." flüstere ich, küsse sie zum Abschied und wende mich ab.

"Friday, bin jetzt unterwegs. Wo ist der Captain?" frage ich über meinen Helm.
"Captain Rogers wartet am Quinjet in Exeter auf Sie, Boss."
"Gut. Bin schon unterwegs." melde ich und starte durch.
Zurück bleibt nur ein gleißender Feuerschweif meiner Repulsoren.

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Heute habe ich frei. Die Kinder wollten an den Strand und Steve und Tony sind in Osteuropa. Allein Ron hält hier bei mir Wache. Mit meiner durch die Jahre doch arg in Mitleidenschaft gezogene Ausgabe von Thomas Hardy's 'Am grünen Rand der Welt' und einer Kanne gutem englischem Tee setze ich mich auf den Liegestuhl im Garten. Vorsichtig stelle ich mein Teetablett im hohen Gras ab. Das ist ganz schön gewachsen in den letzten Tagen. Ich denke, wenn ich nicht selbst Rasenmähen möchte, sollte ich einen Gärtner einstellen. Aber darum kümmere ich mich erst morgen. Heute habe ich mal frei.
Mit einem Mal höre ich sich nähernde Schritte und drehe mich nach dem Geräusch um. Ron kommt ebenfalls in den Garten. Oh nein!
Er greift sich von der Terrasse einen der Stühle und kommt zu mir.
"Was ist denn los?" frage ich unschuldig.
"Nichts." erwidert er kurz angebunden und nimmt neben mir auf seinem Stuhl platz.
"Was ..." setze ich an. 
"Ich genieße nur das schöne Wetter." fährt er mir mit seiner frechen Lüge über den Mund.
Mir bleibt der Mund offen stehen. "Aber ... du musst doch wirklich nicht ..."
"Ich bin unsichtbar." verspricht er etwas was er nie und nimmer halten kann. "Du wirst mich gar nicht bemerken." Er sieht mir tief in die Augen und sein Blick blitzt erfreut. "Versprochen."
Genervt wende ich mich meinem Tee zu und schenke mir ein. Anschließend lehne ich mich mit der Tasse in der einen und dem Buch in der anderen Hand zurück. Die Buchstaben schwirren vor meinen Augen, Falken durcheinander, wollen einfach nicht sinnvoll von meinem Hirn zusammengesetzt. Ich versuche es. Wirklich. Aber ich kann einfach nicht ignorieren das er mir sprichwörtlich im Nacken sitzt. Mit der Zeit wird es echt lästig. Dazu spüre ich seinen Blick auf mir. Genervt drehe ich mich zu ihm um und fahre ihn an. "Ron, wir müssen reden."
"Okay." meint er eilfertig.
Weil ich mich ihm Auge in Auge eher gewachsen fühle stehe ich auf und stelle mich mit verschränkten Armen vor seinen Stuhl. Sofort erhebt auch er sich. Allerdings mit in die Hüfte aufgestützten Armen. "Und?" fragt er und sieht belustigt auf mich herunter.
Sofort hemmt seine pure Gegenwart mein Denkvermögen. "Ron ... ich ... ich wollte dich bitten ... das du gehst."
"Möchtest du das oder befiehlst du es?" fragt er frech und kommt näher.
"Was? Ähm ... ich möchte ... ich ... nein, ich will das ... das du ..."
In einem Zug macht er einen Schritt auf mich zu, nimmt mein Gesicht zwischen seine riesigen Hände und küsst mich fordernd auf den Mund.
Wehr dich, Susan!
Doch meine Hände sind zwischen unseren Oberkörpern wie gefesselt. Ich versuche ihn wegzudrücken, doch er ist deutlich stärker und denkt nicht dran nachzugeben. Im Gegenteil, mit einem Arm drückt er mich noch näher an sich. Mein Mund kommt keinen Augenblick von ihm los. Als ich es schließlich doch schaffe, schreie ich ihn sofort an. "Lass mich sofort los!"
Er zuckt nicht einmal mit den Wimpern. Sondern grinst nur breit.
"Ich meine es ernst, Ron. Lass mich in Ruhe!" zische ich atemlos.
"Sonst was?" fragt er, macht aber einen Schritt zurück. Mit verschränkten Armen und einem spöttischen Gesichtsausdruck  sieht er auf mich herunter.
"Sonst ... sonst feuer ich dich. Ich mein's ernst." fluche ich. "Verdammt nochmal. Warum, Ron?"
"Weil ich es kann und du es zugelassen hast." entgegnet er Achselzuckend.
Bitte was? Wie hätte ich mich denn wehren sollen?
"Wie bitte?" schreie ich wütend. "Was ist nur in dich gefahren?"
Abwehrend hebt er die Hände. "Sorry, Susan, da muss ich wohl irgendwas falsch verstanden haben." rudert er zurück. Hat er jetzt Schiss oder was?
Doch dann fährt er fort. "Ich liebe dich, dass weißt du. Ich will mit dir zusammen sein. Aber nicht so wie bisher." fügt er hinzu.
"Ron ..." genervt raufe ich mir die Haare. "Wir sind doch Freunde. Jedenfalls dachte ich das. Und was da letztens ... passiert ist ... war ein Fehler." stoße ich gepresst hervor. Ängstlich sehe ich ihn an. Wie wird er reagieren?
"Ein Fehler? Meinst du das ernst?" knurrt er und man sieht ihm an wie sehr er sich zusammen reißen muss mich nicht an zu brüllen. Da hat jemandens Ego aber einen Knacks bekommen.
Ich nicke bekräftigend. "Das ist mein voller Ernst. Ich weiß auch nicht wie ich das tun konnte? Aber mit dieser Schuld muss ich leben. Für uns wünsche ich mir ehrlich gesagt, dass wir weiter zusammen arbeiten! Weil du mein engster Freund bist, Ron. Mehr aber nicht."
"Ich fasse es nicht!" brüllt er nun doch.
Ängstlich sehe ich mich um ob nicht irgendwelche Wanderer seinen Wutausbruch mitbekommen und ihre falschen Schlüsse ziehen.
"Hat Stark dein Gehirn gewaschen? Dir hat der Sex doch auch gefallen. Das habe ich gesehen." flehendlich sieht er mich an. "Ich dachte das würde dir etwas bedeuten?"
Um Zeit zu gewinnen atme ich tief durch ehe ich antworte. "Ja, der Sex war toll." Erst einmal sein angekratztes Ego mit Schmeichelei aufbauen. "Aber ich bin verheiratet. Du übrigens auch, falls du das vergessen haben solltest." erinnere ich ihn. "Das war ein einmaliger Ausrutscher. Das wird nie wieder vorkommen. Wirklich nicht, Ron." verspreche ich wahrhaftig und sehe ihn mit festem Blick an. "Ich würde mich wirklich freuen, wenn du das akzeptieren kannst und weiterhin mit mir arbeitest!" wiederhole ich.
Er scheint das gesagte einen Moment verarbeiten zu müssen. Am Ende schnaubt er jedoch nur einmal laut, dreht sich um und verschwindet aus meinem Blickfeld. Keine Ahnung wo er jetzt hin will?
Kopfschüttelnd nehme ich wieder platz. Auf das Buch kann ich mich heute sowieso nicht konzentrieren. Ich lege es ins Gras. Kaum nehme ich einen weiteren Schluck meines mittlerweile kalten Tees ruft eine mir bekannte Stimme über den Zaun. "Hallo Susan. Ich habe geklingelt. Aber es hat niemand geöffnet." erklärt Stephen.
Oh nein, nicht auch noch der!
Genervt erhebe ich mich erneut und gehe mit Tasse in der Hand zu ihm hinüber.
"Hallo." wiederholt er kaum das ich visavis vor ihm stehe.
"Hallo Stephen." begrüße ich ihn halbherzig. Er scheint es nicht mit zubekommen und strahlt mich an.
"Wie geht es dir? Ich habe gehört dir ging es letztens nicht so gut." fragt er mitfühlend.
"Woher weißt du?" frage ich erstaunt.
Lachend fährt er sich durch das dunkle Haar. "Das ist eine Kleinstadt. Hier bleibt nicht lange etwas geheim."
Oh oh.
"Ach so." mache ich lahm. "Ist das so?"
"Keine Angst. Ich habe es über Funk gehört."
Bitte was? Das ich halb tot und splitterfasernackt auf meinem Badezimmerboden gefunden wurde geht in Torquay viral? Scheiße! Hoffentlich hat keiner ein Foto gemacht!
Ängstlich reiße ich die Augen auf.  
Stephen bermerkt meine Sorge und fügt beruhigend hinzu. "Keine Angst. Über Funk wurde nur durchgegeben das jemand in meiner Nachbarschaft verletzt sei. Nichts weiter. Schien ja irgendwas pikantes gewesen zu sein, so wie du reagierst." lacht er.
Erleichtert winke ich ab. "Ach quatsch. Ich ... ich bin nur zusammen geklappt. Keine Ahnung was da los war."
Stephen zieht besorgt die Stirn kraus. Sicher fühlt er sich an seine Frau erinnert. Da fällt mir ein, dass ich keine Ahnung habe woran sie gestorben ist. Oder hat er es mir erzählt in der Nacht wo ich so viel getrunken habe und es ist nicht hängen geblieben?
"Das solltest du ernst nehmen, Susan!" meint er ernsthaft. "Bei Luisa begann es damals auch so."
Dachte ich es mir doch.
"Steve du brauchst dir keine Sorgen zu machen."
Erstaunt zieht er die Augenbraue hoch.
Oh Gott! Habe ich ihn gerade Steve genannt? Mist! Es gibt einfach zu viele Männer in meinem Umfeld.
"Stephen meinte ich natürlich. Entschuldige bitte!" beeile ich mich richtig zu stellen und schenke ihm ein strahlendes Lächeln.
Seine Stirn glättet sich wieder etwas.
"Jedenfalls, was ich sagen wollte ..." Ich atme tief durch und sehe ihm in die Augen. "... es geht mir gut. Wirklich. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen!"
"Wirklich?" hakt er nach.
Ich nicke ernsthaft.
Er scheint einen Augenblick nachzudenken, schließlich fragt er. "Wenn das so ist, hast du sicher gegen einem Ausflug nichts einzuwenden?"
"Ein Ausflug?" wiederhole ich lahm.
"Ja. Lass dich überraschen!" meint er erfreut.
"Eigentlich stehe ich nicht so auf Überraschungen." denke ich sag es ihm aber nicht.

Stark - Für euch - Für immerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt