26. Kapitel

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Sie hat tatsächlich ja gesagt. Noch einmal. Ich kann mein Glück kaum fassen. Klar, sie gehört ja bereits zu mir, schließlich sind wir seit 15 Jahren verheiratet, aber das sie eingewilligt hat, es mindestens weitere 15 Jahre mit mir auszuhalten, macht mich wahnsinnig glücklich!
Eigentlich war die Aktion total spontan. Ich wollte nur einen schönen Abend mit meiner Frau verbringen. Ihr beweisen, dass ich ein guter Ehemann sein kann - wenn ich es will. Doch schon als ich das Open Air Kino buchte kam mir da ein leiser Gedanke. Und als wir da so im Gras saßen, inmitten der lauen Sommernacht, glitzernde Lichter in der Ferne und das leise Rauschen der Stadt im Hintergrund überkam es mich plötzlich. Eine romantische Regung. Der Film war mir völlig egal. Ich hasse Liebesschnulzen. Aber die Liebeserklärung die Hugh Grant Julia Roberts im Film machte, war für mich der perfekte Aufhänger. Plötzlich überkam es mich und ich fragte sie einfach.
Zum Glück hatte ich den Ring eingesteckt. Erst vor ein paar Wochen habe ich ihn bei Tiffanys gekauft, als Hochzeitstaggeschenk.
Susan war zwar völlig verwirrt, sagte aber schlussendlich doch noch ja.
Jetzt hieß es nur noch unsere erste Hochzeit zu toppen. Da die schon recht perfekt war, dürfte das schwer werden. Ich hab da so eine Idee. Da müsste ich jedoch erst noch mit den anderen reden.

Jetzt, am Morgen danach sitzt Su mir gegenüber am Tisch und isst ihren Salat. Bäh, Salat zum Frühstück. Ich könnte das jetzt nicht runterbringen. Der neue Ring glitzert an ihrer Hand im Sonnenlicht. Meinen Blick bemerkt sie nicht, sie scheint völlig in Gedanken versunken zu sein. Worüber sie wohl nachdenkt?
Mein Blick schweift über den Rest meiner Familie.
Ava ist mal wieder mit ihrem Smartphone beschäftigt. Ihre langen roten Locken fallen wie ein Vorhang vor ihr Gesicht, was sie nicht im mindesten zu stören scheint. Unbeeindruckt tippt sie mit ihren langen blau lackierten Fingernägeln auf dem winzigen Display herum. Aiden ist in seinen Comic versunken. Spider Man. Schmunzelnd beobachte ich ihn. Stan Lee, ein äußerst berühmter Comiczeichner hatte es sich irgendwann zur Aufgabe gemacht die Abenteuer meiner Kollegen und mir in seinen bunten Comicheften festzuhalten.
"Du würdest ihn mögen." werfe ich in den Raum.
Aiden und Susan sehen zu mir auf. "Wen?"
Ich deute mit der Hand auf das Comic. "Spider Man. Ihr würdet euch gut verstehen, denke ich." erkläre ich an meinen Sohn gewandt.
Seine Miene erhellt sich. "Echt?" Sein Thema, sofort springt er auf den Zug auf. "Stimmt ja, du hast ihn zu den Avengers geholt."
Ich nicke. "Jup. Ich könnte ihn mal hier her einladen." überlege ich laut.
"Das wäre voll cool!" freut sich Aiden.
Susan verzieht das Gesicht zu einem Grinsen und widmet sich dem Buch was aufgeschlagen vor ihr liegt.
"Ich ruf ihn mal an." beschließe ich. Und habe wirklich vor es gleich nachher zu erledigen.
Damit gibt sich Aiden vorerst zufrieden und versinkt wieder hinter seinem Heft.
"Hast du heute eigentlich was vor, Schatz?" will ich schließlich an Susan gewandt wissen.
Die Angesprochene hebt den Kopf. "Nein. Wieso?"
"Ich muss nachher mal weg. Pepper will mit mir unsere Strategie in der Anhörungssache durchgehen." erkläre ich. "Aber nur wenn es okay für dich ist." füge ich rasch hinzu und gestikuliere entschuldigend.
"Natürlich." nickt sie und presst die Lippen zusammen. Sicher macht ihr die Sache einige Bauchschmerzen. "Trefft ihr euch im Büro?"
Ich nicke. "Jup. Mutter muss ganz schön sauer sein, dass sie extra aus Malibu her geflogen kommt um mir den Arsch zu versohlen." Scherze ich und Handel mir einen strengen Blick von Susan ein.
"Was denn für eine Anhörungssache?" mischt sich Ava neugierig ein.
"Du kannst zwar alles essen aber nicht alles wissen." ziehe ich sie auf und weiche so ihrer Frage aus. Diese Sache ist nun wirklich etwas was sie gar nichts angeht.
Beleidigt verschränkt meine große Tochter ihre Arme vor der Brust und lehnt sich zurück. "Na toll. Danke auch. Dann geh ich jetzt mal." Sie will sich schon erheben, da fällt ihr wohl wieder ein was ich mit den Kindern besprochen habe. Sie lässt sich zurück auf den Stuhl plumpsen und fragt an ihre Mutter gewandt "Ist es okay, wenn ich mich mit Tristan treffe?"
Susan sieht sie an und ihr Blick zeigt die pure Verwunderung. Das unsere Teenager Tochter fragt ob und wie lang sie ausgehen darf, ist etwas völlig Neues. "Natürlich." stimmt sie leise zu. "Die Schule fängt ja auch bald wieder an. Genieße die letzten Ferientage!"
Theatralisch wirft Ava die Arme in die Luft und jammert in gespieltem Ton "Oh Mutter, erinnere mich doch nicht da ran! Es sind nur noch drei Tage."
Lächelnd sieht Susan erst zu mir, ihr Mund formt tonlos die Worte "Was geht hier denn ab?" und wendet sich dann wieder an Ava. "Geh nur! Aber sei bitte um 20 Uhr zurück. Ich koche Cannelloni."
Damit hat sie sie. Ava's Leibspeise sind auf jeden Fall Cannelloni. Dafür würde sie selbst ein Date mit ihrem Freund sausen lassen.
"Du darfst ihn gern mitbringen." meint Su jetzt geheimnisvoll.
"Tristan?" fragt Ava verwundert.
"Klar. In Torquay hat er doch sogar bei uns gewohnt. Warum sollte ich hier jetzt etwas gegen seine Gesellschaft einzuwenden haben?" lacht sie.
"Klar. Nein. Okay. Ich bring ihn mit." stammelt Ava. "Dann geh ich jetzt mal. Bis später." Bevor sie uns verlässt macht sie noch die Runde und küsst Susan und mich auf die Wange und wuschelt ihrem kleinen Bruder durch das gestylte Haar. Grummelnd schlägt er ihre Hand weg.
Lächelnd sehe ich ihr nach. Vor nicht all zu langer Zeit war sie noch mein kleines Mädchen und jetzt hat sie einen Freund und ist fast erwachsen.
Aber mir bleibt ja noch mein Sohn. Doch gerade als ich daran zurück denke wie das war als er seine ersten Worte gesprochen hat oder laufen lernte sagt er "Dad, ich brauch heute den Heli. Ich will mich nochmal mit Tom treffen."
Susan lässt ein deutlich vernehmbares Zischen hören. "Muss es denn unbedingt der Heli sein, Aiden?"
Er verdreht die Augen und schiebt bockig die Unterlippe vor.
"Da muss ich deiner Mom recht geben." ergreife ich für sie Partei. "Reicht nicht auch die Limo?"
Susan's Kopf fährt mit einem Ruck zu mir herum und ihre Augen weiten sich. "Tony." zischt sie.
"Was?" frage ich verwundert.
"Die Limo. Ernsthaft?" echauffiert sie sich. "Ist das nicht etwas übertrieben? Tom wohnt nur wenige Blocks weiter."
Fassungslos starre ich sie ebenfalls an. "Soll unser Sohn etwa mit der U-Bahn fahren? Ein Stark."
Susan verzieht den Mund zu einem Grinsen. "Ein Stark?" lacht sie. "Echt jetzt? Du solltest dich mal hören. Tony, wir sind doch keine königliche Familie."
"Aber so was in der Art schon." stelle ich klar. Ihre Augenbraue hebt sich. Aiden prustet los. "Finde ich zumindest." füge ich noch hinzu.
"Königlich." murmelt Su kopfschüttelnd.
"Nicht?" lache ich. Jetzt hört sich das für mich auch recht lächerlich an. "Aber du musst doch zugeben, dass wir es nicht nötig haben mit den Öffentlichen zu fahren. Außerdem ... wer sorgt da für seine Sicherheit?" Ihr wunder Punkt. Damit habe ich sie.
Su schnappt nach Luft. Sie überlegt und antwortet schließlich. "Da hast du recht. Okay, mit dem Wagen. Ron könnte ihn fahren."
Ich stimme ihr zu. Dann hat der wenigstens eine Aufgabe.
"Ich rufe ihn gleich an. Wann willst du denn zu Tom?" fragt Susan an Aiden gewandt.
"Nachher erst. Du hast also noch Zeit."
"Sehr präzise, Sohn." grinse ich und wuschel ihm ebenfalls durch das Haar.
Grummelnd versucht er mit den Händen an seiner Frisur zu retten was noch zu retten ist.
"Gut. Ich werde mal telefonieren." verkündet sie und steht auf um im Wohnzimmer nebenan ungestört telefonieren zu können.

Stark - Für euch - Für immerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt