17. Kapitel

81 11 1
                                    

"Dad, warum hast du das getan?" fragt Ava kaum das wir in diesem so genannten Hotel eingecheckt haben und unsere Zimmer besichtigen. Tristan ist mit in Steve's Zimmer untergebracht. Aus Mangel an freien Kapazitäten sind Ava und Aiden gezwungen in einem Doppelzimmer klar zu kommen. Für mich selbst habe ich das beste noch verfügbare Zimmer gebucht. Wer weiß, vielleicht kommt Su mich ja hier mal besuchen?
"Warum habe ich was getan?" frage ich sie verwundert.
"Na einfach so zu gehen. Warum hast du das Handtuch geworfen?"
"Was soll denn das heißen, 'das Handtuch geworfen'? Ich lasse Susan ihren Freiraum. Den sie ja scheinbar auch zu brauchen scheint. Merk dir eines, Töchterchen, 'Wenn man etwas wirklich liebt, lässt man es gehen'." erkläre ich und lege meine Hände auf ihre Schultern.
Verzweiflung steht ihr ins Gesicht geschrieben. "Aber Dad ... Jetzt ist sie da ja wieder allein ..."
"Nö. Ihr Personenschutz ist da. Auch wenn ich denke, dass der langsam alt wird." grüble ich.
"Eben drum. Jetzt ist sie da wieder allein. sagt sie heftig. "Mit ihm." fügt sie leiser hinzu.
"Wie meinst du das? Von wem sprichst du?" frage ich und sehe meiner Tochter tief in die Augen.
"Von dem Cop."
"Der Nachbar?"
Sie nickt. "Du weißt ja nicht wie er aussieht, Dad. Mom steht total auf solche Typen."
"Auf was für Typen denn? Und hey, seit wann steht deine Mutter auf irgendwelche Männer?" hake ich verwundert und mit einem Kneifen im Bauch nach.
"Der sieht aus wie du. Früher." urteilt sie.
"Früher?" Wie alt ist der Typ wenn seine Tochter genauso alt ist wie meine Tochter?
"Na ja, als du etwas jünger warst." erklärt sie zaghaft.
"Charmant!" murmle ich.
"Sorry, Daddy." gibt sie ebenso leise zurück und sieht an mir vorbei ins Leere. "Ich hab einfach nur Angst das ihr euch trennt!" gibt sie schließlich zu. Als sie mir wieder in die Augen sieht sind ihre Wangen tränennass.
"Hey Baby, alles gut ... Scht ..." versuche ich meine Tochter zu trösten. Ziehe sie an mich und streiche ihr die roten Locken aus der Stirn. "Alles wird gut. Glaube mir." flüstere ich und lege Wahrhaftigkeit in meine Stimme während ich ihr tief in die Augen blicke.
"Meinst du? Bißher stellst du dich nicht gerade gut an." schnieft sie.
Was soll das denn heißen?
Verwirrt schüttle ich den Kopf. "Wie war das bitte?"
"Na, sie ist die ganze Nacht weg. Bei einem anderen. Und du ... du tust als sei alles in Ordnung." erklärt sie und stützt sich mit einer ihren kleinen Hände an meiner Brust ab. Mit der anderen wischt sie sich die Tränen weg.
"Ava, da gibt es etwas worauf die Beziehung zwischen Su und mir beruht. Es nennt sich Vertrauen."
Sie sieht mich zweifelnd an.  
"Ich weiß ich habe viele Fehler gemacht in meinem Leben." gebe ich zu. "Susan hat mir immer vertraut. Wir halten es jetzt schon einige Jahre zusammen aus, weißt du."
"Ja, ich weiß." lacht sie zaghaft und das Lachen erreicht ihre Augen.
"Ich habe wirklich viel Mist gebaut. Su war immer für mich da. Sie ist eine starke Frau, weißt du. Wie stark das glaubst du gar nicht."
Den Kindern haben wir nie etwas von meiner Vergangenheit mit einer gewissen Irine Rosenbourg erzählt und wie Susan mir damals das Leben gerettet hat.
"Na sagen wir, sie trägt den Nachnamen zu recht."
"Okay." sagt sie skeptisch. Sicher kann sie sich ihre ruhige, stets auf ihr äußeres Auftreten bedachte, freundliche Mutter nicht als Kämpfernatur vorstellen.
"Findest du nicht auch, jetzt ist sie mal dran. Jetzt darf sie auch mal Blödsinn bauen?" schließe ich und sehe sie aufrichtig an.
"Sicher." stimmt sie nach einigen Augenblicken schließlich zu und nickt. "Es ist ja auch eure Sache. Aber, Daddy ..."
Sie wirft sich an meine Brust. "Aber eines sage ich dir. Ich will mich auf gar keinen Fall zwischen einem von euch entscheiden müssen!" droht sie mir scherzhaft. "Ich hab mit Aiden geredet, ihm geht es ebenso. Wir werden eine Trennung zwischen euch nicht akzeptieren. Und wenn wir uns Anwälte nehmen und euch auf ewiges beieinander bleiben Richterlich zwingen müssen." lacht sie krampfig. "Ihr düft euch nicht trennen!" Heiße Tränen bahnen sich erneut ihren Weg über ihre Wangen. In genau diesem Moment betritt Aiden den Raum, sieht in welcher Verfassung seine Schwester ist, und deutet die Situation völlig falsch. "Nein." schreit er, kommt angerannt und schlingt seine dünnen Arme um uns beide. "Nein, Daddy. Bitte nicht!" schreit er.
Vollkommen überrumpelt von seinem heftigen Gefühlsausbruch kann ich nichts anderes tun als meine Kinder abwechselnd anzusehen. Sie leiden ja richtig. Hängen sie wirklich so sehr an mir? Und das obwohl ich das Prädikat 'schlechtester Vater der Welt' sicherlich verdiene.
"Kinder, beruhigt euch bitte!" raune ich und streichle ihnen über die Köpfe. Ava hat ihren Arm um meine Tailie geschlungen. Der andere ruht auf den Schultern ihres Bruders. "Ich habe eben schon zu Ava gesagt, wir werden uns nicht trennen. Warum auch? Es ist alles gut. Susan und ich lieben uns! Also keine Angst!" bitte ich.
Aiden sieht zu mir mit Tränen verschmiertem Gesicht auf. "Wirklich?"
Ich nicke ernsthaft. "Ich habe Fehler gemacht und jetzt bin ich hier um sie wieder auszubügeln. Ich werde alles daran setzen um eure Mom wieder nach Hause zu holen." Da kommt mir eine Idee. "Wollt ihr mir dabei helfen?"
Beide sehen mich an und nicken.

Stark - Für euch - Für immerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt