22. Kapitel

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Für einen Moment befand ich mich noch in einer Art Schockstarre, doch dann kommt Bewegung in mich. Tony würde sicher zuerst zu Steve ins Hotel. Also hatte ich noch etwas Zeit um Stephen vorzuwarnen. Tony würde ihn zerreißen. Und entgegen Steve besitzt er keine Superkräfte.
So schnell ich konnte rannte ich zu meinem Wagen, der zum Glück vor dem Haus stand, stieg ein und raste hinüber zum Nachbarhaus.
"Hoffentlich ist Stephen zu Hause!" denke ich panisch.
Doch ich sollte enttäuscht werden. Auf mein Sturmklingeln und Klopfen öffnet niemand.
Wo steckt der nur? Ach ja natürlich, er ist noch nicht zurück. Schließlich habe ich ihn vorhin mitten im nirgendwo zurück gelassen. Oder er ist danach noch irgendwo hin gefahren. Jedenfalls ist er nicht hier.
Verzweifelt überlege ich wie ich ihn auf anderem Wege vorwarnen kann und muss feststellen, dass ich nicht einmal seine Telefonnummer habe.

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Ich wusste es. Wusste es schon immer. Seit unseren Flitterwochen damals. Immer wieder gab es Anzeichen das da mehr ist zwischen den beiden als bloße Freundschaft. Ich habe dem Captain vertraut. Doch wieder einmal, wenn ich jemanden vertraue werde ich enttäuscht. Und immer wieder hat es was mit ihm zu tun. Genau wie damals mit Bucky.
"Friday hau' mir nen fetten Beat um die Ohren!" befehle ich um mich abzulenken während ich nach Torquay zurück zum Hotel fliege von dem ich vor nicht mal einer Stunde aufgebrochen bin.
"Wird gemacht, Boss." erwidert sie und die Bässe lassen meinen Körper beben.
Mit AC/DC's 'Thundertruck' in den Ohren durchpflüge ich den Himmel.

Vor dem Hotel lasse ich die Rüstung verschwinden und renne ins Innere des Gebäudes.
Ich hämmere gegen die Tür und als Cap sie wütend aufreist und ruft "Was zum Teufel!" habe ich ihm schon das Maul mit meiner Faust gestopft.
"Scheiße, was soll das?" flucht nun unser stets auf korrekte Ausdrucksweise bedachte Anführer. "Bist du wahnsinnig geworden?" Er wischt sich mit dem Handrücken das Blut vom Mund.
"Ich? Du Arsch!" schreie ich und gehe erneut auf ihn los.
Mühelos fängt er meine Faust auf Höhe seines Gesichts mit seiner Hand ab und umschließt diese.
Mit erhobener Augenbraue sieht er mich an als hätte er den Verdacht ich sei plötzlich wahnsinnig geworden.
"Beruhige dich!" befiehlt er. "Ist irgendwas los?"
"Ist was los? Ich weiß es nicht. Sag du es mir, Cap!" fordere ich.
Wütend mache ich mich von ihm los und gehe im Zimmer auf und ab.
"Tony, ich verstehe nicht ..."
"Dann erkläre ich es dir mal." presse ich stoßweise hervor.
"Mach das!"
Mit einem Ruck drehe ich mich zu ihm um und sehe ihn tief in die Augen. "Du hast mit meiner Frau geschlafen." schreie ich und verdammt, ich merke wie meine Augen feucht werden. "Und ich dachte, wir wären Freunde, Cap?"
Nachdem ich die Worte ausgesprochen habe, senkt er traurig den Kopf. "Es musste ja irgendwann raus kommen." murmelt er. "Wie hast du es erfahren?"
"Sie hat es mir gerade erzählt, Cap."
Steve hebt den Kopf. "Hat sie?" fragt er misstrauisch. "Nach all den Jahren?"
"Jep. Denn weißt du was, in einer Beziehung vertraut man einander und erzählt keinen Scheiß. Boss." zischte ich und funkel ihn böse an. Er verdreht die Augen. "Also erstens bin ich ganz sicher nicht dein Boss. Niemand könnte das sein. ..."
Ich ziehe die Stirn kraus.
Lächelnd fährt er fort. "Zweitens tut es gut keine Geheimnisse vor Partnern zu haben. Das macht nur krank."
"Ach so wie damals, als du schon die ganzes Zeit wusstest das Bucky meine Eltern umgebracht hat und mir nichts gesagt hast?" frage ich wütend dazwischen.
Ich komm wohl nie über die Geschichte hinweg.
"Tony, dass tut mir wirklich leid! Aber ich dachte damals es sei besser für dich es nicht zu wissen. Und wie wir gesehen haben war es auch besser so. Wir wissen was deine Erkenntnis für Folgen hatte." merkt er leise an.
Ich starre auf die Blumenvase vorne auf dem Tisch. Ich sollte sie kaputt machen. Nur weil ich jetzt was zerstören will, nein muss und meine Wut nicht tatsächlich an meinem Freund auslassen will.
Während ich noch überlege es zu tun, plaudert Steve weiter. "Sie hat es dir also gesagt. Es ist ewig her. Warum jetzt?"
"Weil es wieder passiert ist. Ihr Gewissen ..."
"Was?" fährt er laut dazwischen. "Mit wem?"
Verwirrt sehe ich ihn an. Warum regt ER sich jetzt so auf?
"Ähm ... mit diesem Nachbarn."
"Williams? Ich wusste es, dass da was läuft." Er schlägt die Faust in seine Handfläche.
"Ach, du wusstest es und hast mir nicht gesagt?" hake ich grimmig lächelnd nach.
"Nun ja, ich meinte, ich ahnte etwas." korregiert er sich. "Tony, du hättest den sehen sollen. Wie der sie ansieht. Dieser schmierige ..."
"Hey, bist du der betrogene Ehemann oder ich?" frage ich und lasse meinen Zeigefinger zwischen uns hin und her wandern.
"Du natürlich." gibt er leise zu. "Aber sie bedeutet mir viel. Als Freundin." fügt er noch leiser hinzu.
Ich ziehe die Augenbraue hoch. Das scheint ihn zu weiteren Ausführungen zu befleißigen.
"Tony, es ist wahr, ich habe mit deiner Frau geschlafen. Aber das ist lange her. Und es ist auch nur drei mal geschehen. Ehrlich! Ich beendete das ... als Belle ..."
"Ach, du hattest auch schon Belle?" hake ich verwundert nach. "Die hast sie betrogen?"
Er nickt traurig. "Es ist einfach so passiert. Das erste Mal, da war ich ... war ich emotional sehr angeschlagen. Peggy war gerade ... gestorben."
"Ach und weil du deine Freundin damals nicht ficken konntest hast du meine gefickt?" stoße ich hervor.
Steve sieht mich mit gerunzelter Stirn an. "Echt jetzt, Tony? Das war nicht gerade sehr taktvoll."
"Ist mir egal. Du hast mit meiner Frau geschlafen. " erinnere ich ihn lieber nochmal.
Ich bin hier nicht derjenige der sich entschuldigen muss.
"Jedenfalls war Susan für mich da und irgendwie kam eines zum anderen. Es tut mir auch wirklich sehr leid! Es ist danach dann auch nur noch zwei mal passiert."
Ich nicke stumm.
"Sag was oder hau mir eine rein! Ich hab's verdient." bietet er an.
Mir juckt es in der Faust ihm sein perfektes Gesicht einzuschlagen, doch ich tue es nicht.
"Es gehören immer zwei dazu." murmle ich. "Und auf Su kann ich nicht sauer sein. Nicht auf sie." Ich wende mich ab und lasse mich in einen Sessel fallen. "Weißt du, im Grunde habe ich es immer gewusst. ..."
"Was?" Steve setzt sich in den Sessel mir gegenüber.
"Das es eines Tages passieren wird. Hey man, du weißt wie sie aussieht. Jeder Typ will sie ficken. Mir ging es vom ersten Augenblick an nicht anders."
Er nicht nachdenklich. Ganz so als müsse er darüber nachdenken ob er in ihrer Gegenwart je an etwas anderes gedacht hat als sie ins Bett zu kriegen. Hat er sicher nicht.
"Ich war so froh und glücklich als sie einwilligte meine Frau zu werden. Ich dachte dann wird es einfacher für mich, weil ich sie ja tatsächlich besaß." Ich übersehe seine skeptisch zusammengezogenen Augenbrauen und fahre ungehindert fort. "Aber wurde es nicht. Niemand schien es abzuschrecken das sie Stark heißt. Ich engagierte ihr den Bodyguard. Da wurde es besser. Die Leute hielten Abstand. Alles war gut. Viele Jahre lang. Zumindest bekam ich nichts mit...."
"Wie auch. Du bist doch nie zuhause." wirft Steve ein.
Ich runzle die Stirn. "Was soll das heißen?"
"Na, deswegen ist sie doch weg. Sie war einsam in dem riesigen Haus."
Na die Geschichte kenne ich ja schon.
"Wie auch immer. Jedenfalls war sie plötzlich weg. Und hier, ohne mich, der plötzlich hinter ihr auftauchen könnte geht es wieder los."
"Susan ist eine sehr attraktive Frau." gibt er doch tatsächlich zu bedenken.
Als wüsste ich nicht wie sie aussieht. Wie sie duftet. Was sie für eine Ausstrahlung hat.
"Der Bodyguard ist doch dabei?"
"Nicht immer." Ich schüttle den Kopf. "Aber ich habe ihn instruiert nicht mehr von ihrer Seite zu weichen. Wenn es sein muss soll er im Flur vor ihrer Tür schlafen. Also ..." Ich sehe ihm in die Augen. "Sei gewarnt Captain, an meine Frau kommst du nicht mehr ran."
Er fährt sich verlegen durchs Haar.
"Ich hatte nicht vor ..."
"Schon gut." beruhige ich ihn und winke ab. "Ich verzeihe es dir."
"Danke." murmelt er tonlos. "Was willst du jetzt wegen Williams unternehmen?" fragt er deutlich lauter.
"Keine Ahnung. Am liebsten würde ich ihn den Schädel einschlagen. Aber weil der das sicher nicht überleben würde ..." Ich breche ab und hänge lieber meinen Gedanken nach in denen ich einem Gesichtslosen einen solchen Schlag verpasse bei dem sich sein Kopf auf dem Hals umdreht.
"Lass es gut sein, Tony. Nimm deine Frau und deine Kinder und fahrt heim! " rät er mir freundschaftlich. "Keinem ist geholfen wenn du hier jemanden zusammen schlägst."
Kann er Gedanken lesen?
"Aber ... Vielleicht hast du recht." gebe ich zu. "Geschehen ist geschehen."
Steve nickt zustimmend. "Geh heim zu ihr und ..." Er bricht ab. Sein Blick verliert sich im nirgendwo. "Ach du weißt am besten was du tun könntest." endet er schließlich.
"Ja das was nur ich mit ihr tun sollte." Damit stehe ich auf und will schon zur Tür, da halten mich Steve's Worte zurück. "Du gehst den Mann jetzt nicht besuchen oder? Wenn doch, dann komm ich mit um zu vermitteln."
Ich schüttle nur den Kopf und verlasse das Zimmer.

Stark - Für euch - Für immerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt