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Müde wälze ich mich in meinem Bett. Obwohl mein Wecker schon geklingelt hat, liege ich immer noch hier und weigere mich aufzustehen.

Letzte Nacht bin ich um ungefähr drei Uhr eingeschlafen, da ich die Arbeiten noch korrigiert habe. Heute schreibe ich in einer dritten Klasse eine Mathearbeit und wollte nicht noch mehr Stress haben. Dafür leide ich unter Schlafmangel, aber daran bin ich gewohnt.

Mit Mühe versuche ich meine Augen aufzubehalten und warte schon sehnsüchtig auf meinen Kaffee. Heute kommt es mir so vor, als würde die Kaffeemaschine noch länger brauchen als sonst. 

Als das Brummen und Zischen aufhört greife ich lechzend nach dem Becher und nehme mir einen großen Schluck. Recht schnell ich dieser auch leer, aber da ich keine Zeit mehr habe, muss ich in der Schule meinen Zweiten trinken. 

Heute quetsche ich mich aber in ein enges dunkelblaues Kleid. Meine schwarzen oder dunkelbraunen Haar binde ich in einen hohen Zopf zusammen und schminke mich schnell, damit ich meine Schüler nicht mit meinem Erscheinungsbild erschrecke.

Meine dunklen mattblauen Augen wirken auf einmal wieder lebendig und ich sehe nicht mehr aus wie ein Zombie.

Früher hat meine Schwester immer mein Haar geschnitten, aber jetzt sehen wir uns nicht mehr so oft, weshalb ich sie einfach wachsen lasse. 

Ich habe nie viel auf meine Ernährung geachtet, weil ich schlicht weh einfach nicht kochen kann. Meistens bestelle ich mir einfach schnell was auf dem Weg nach Hause und ich gehöre nicht zu dieser Sorte Frau, die sich nur von Salat ernähren, um schlank zu bleiben. 

Trotzdem mache ich genug Sport, um mir einen Burger zu gönnen, aber gleichzeitig recht schlank zu bleiben. Von nichts, kommt auch nichts, sage ich mir.

Voll bepackt laufe ich zu meinem Auto und fahre auch sofort los, denn ich bin schon wieder zu spät. Heute ist das Schicksal auf meiner Seite, denn ich komme recht schnell durch den Verkehr und bin ruckzuck an der Grundschule. 

Außer atmen schaue ich zu Uhr. 7:30 Uhr. Perfekt. Mit meiner Schultertasche und heute mit dem extra Beutel mit den Klassenarbeiten laufe ich auf das Gebäude zu. 

Der Gedanke an die Wärme dort drinnen verführt mich regelrecht, da ich heute in der Eile vergessen habe, eine Jacke überzuziehen.

Schnell schließe ich meinen Klassenraum auf, lasse schon ein paar einzelne Schüler rein und stelle meine Sachen ab. Danach laufe ich ins Lehrerzimmer und hole mir schon meinen heißersehnten Kaffee. Da ich die Kanne leere, koche ich wieder neuen. Vielleicht lernt der ein oder andere das auch zu tun in der Zukunft.

Um Punkt acht beginne ich mit meinem Unterricht. Die Klassenarbeiten werden abgeben und ich teile meiner Klasse mit, die Arbeit auch gleich zu korrigieren. Den Rest der Stunde lehne ich mich entspannt nach hinten und spare eine Energie auf. 

Und ruckzuck ist ein weiter langweiliger Vormittag vorbei und zu dem kommt noch, dass ich nur vier Stunden habe und früher nach Hause kann. 

Glücklich steige ich ins Auto und fahre los. Heute verbinde ich sogar mein Handy und schalte meine eigene Playlist an.

Singend fahre ich direkt zum Fitnessstudio. Meine Sporttasche hab ich schon dabei, da ich sie heute Morgen direkt mitgenommen habe. 

Freudig stelle ich fest, dass der Parkplatz fast leer ist. 

Mit meiner Sporttasche unterm Arm betrete ich das Gebäude und Helen kommt mir im Eingangsbereich entgegen. Wir begrüßen uns nur schnell, da wir beide es recht eilig haben. 

Nachdem ich mich schnell umgezogen habe, laufe ich schon zum Ring, wo Rain schon ungeduldig auf mich wartet, obwohl ich jetzt pünktlich bin. 

„Weißt du, Alice hat heute eine Freundin zu uns nach Hause mitgenommen", berichtet er mir grinsend, während er mir noch weitere Klimmzüge aufdonnert. Ich bringe nur ein interessiertes ahhh raus, da ich aus der Puste bin.

So ungefähr verlaufen die nächsten Stunden. Rain musste noch zwischendurch zu einem anderen Schüler, weshalb ich in dieser Zeit entspannt Übung gemacht habe. 

„Du musst demnächst wieder zu uns. Mein kleiner Engel ist wieder so groß geworden, du wirst sie bestimmt nicht mehr wiedererkennen", ertönt plötzlich die Stimme von Rain, als er plötzlich wieder im Raum steht, während ich gerade dabei bin, meine Tasche zu packen.

„Ich komme wirklich irgendwann wieder zu euch. Den kleinen Wirbelsturm vermisse ich nämlich schon", nehme ich Rains Angebot dankend an. Zu einer leckeren Lasagne sage ich auch nicht nein.

Zu Hause steige ich erstmal unter die Dusche und ziehe mich anschließend gemütliche Klamotten an und fahre dann einkaufen, was ich gefühlt sein einer Ewigkeit nicht mehr war.

In meinem Kühlschrank steht eine Weinflasche, eine Packung Eier ein paar Wasserflaschen. Mehr habe ich nicht gebraucht die letzte Woche.

Mein Kühlschrank ist nie wirklich voll, aber da Elizabeth am Sonntag zu mir kommt, habe ich mir überlegt, dass wir zusammen kochen können. 

Schnell mache ich mich wieder auf dem Weg, da ich sehr viel Zeit beim Duschen genommen habe und nicht vorhabe wieder im Abendverkehr zu stehen. 

Im Supermarkt fällt mir aber auf, dass ich keine Ahnung habe, was wir kochen wollen, weshalb ich wahllos etwas in meinen Wagen schmeiße und dann zu Kasse gehe.

Mit vier vollen Tüten laufe ich wieder zum Auto und packe alles hinten ein, in der Hoffnung, dass nicht kaputtgeht bis ich zu Hause bin. Im angemessenen Tempo fahre ich durch die vollen Straßen. 

Seufzend fahre ich mir durch meine Haare und schalte den Motor ab, als ich an einer Ampel stehe bleibe. Das kann wieder lange dauern.

Als ich das Radio lauter drehe, schweife ich wieder in meinen Gedanken ab. 

Wann ist es wohl wieder Zeit weiterzuziehen? Es ist aber nie sicher zu lange in einer Stadt zu bleiben, denn so ist die Gefahr größer, dass man mich findet. 

Am meisten Sorgen mache ich mir um Elisabeth. Sie hat schon unsere Eltern verloren, da war sie noch ganz klein. Ich war schon alt genug um alleine um mich zu sorgen, aber sie musste in eine Pflegefamilie, die in der von San Francisco wohnt. Das war der eigentliche Grund, warum ich hierher wollte. 

Ich kann sie nicht schon wieder verlassen, aber das muss ich bald, weshalb ich die verbliebene Zeit so oft wie es geht mit ihr verbringe. Dann muss ich wieder gehen, damit sie weiter in Sicherheit bleibt.

Vor meiner Wohnung wird gerade ein Parkplatz frei, als ich nach einer gefühlten Stunde ankomme. Geschickt parke ich ein und lache innerlich über den Vorurteilen, dass Frauen nicht parken oder gar Autofahren können. 

Mit meinen Einkäufen laufe ich die Treppen nach oben und versuche irgendwie meine Tür aufzukriegen. Fluchend schaffe ich es schließlich nach ein paar Sekunden. Das Knarzen wird zum Teil von meinem weiteren Fluchanfall übertönt. Meine Schuhe versuche ich irgendwie abzustreifen, was mir gelingt, aber scheitere darauf hin beim Versuch das Licht anzuschalten. „Dann muss es wohl ohne gehen", murmle ich leise.

Meine Wohnung ist stockdunkle, sodass ich kaum meine Einrichtung sehen kann. Wie zur Hölle soll ich dann in meine Küche gelangen? Weiterhin fluchend versuche ich mithilfe der Wand in meine Küche zu kommen, stolpere aber fast die Treppen runter. 

Erschöpft stelle ich die Taschen auf die Arbeitsfläche ab und schalte dann das Licht an. Schnell räume ich alles in den Kühlschrank ein und frage mich bei jedem Stück, was ich da eigentlich gekauft habe.

Hoffentlich kommt das ganze Essen weg, denn sonst wird es hier vor sich hin gammeln. 

Plötzlich niest etwas, nein jemand. Und dieser jemand bin nicht ich. 

Wie automatisch suchen meine Augen nach einer passenden Waffe, aber  ich finde auf die schnelle nichts. 

Als ich mich dann umdrehe, halte ich die Luft an. Unzählige Fragen kreisen in meinen Kopf und ich fange schon an mir einen Fluchtversuch zu überlegen, lasse den aber wieder fallen, als ich dann sehe, wer vor mir steht.


Fünf Jungs, eher  gesagt Männer, vielleicht ein bisschen älter als ich, sitzen auf meinem Sofa oder stehen angelehnt an meiner Wand. Wie erstarrt mustere ich jeden einzelnen, aber niemand kommt mir bekannt vor.

„Ok, wer zur Hölle seid ihr und was macht ihr in meiner Wohnung?"

HellboundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt