13

217 11 0
                                    

"Gut dann machen wir das so", beschließt Liam und schon verteilen wir uns.

Schnell zippe ich den Reißverschluss der Sweatshirtjacke zu und steige in meine Sneaker.

Fertig angezogen gehe ich zu den Jungs. Benjamin und Kaiden stehen beide schon an der Tür und warten auf mich.

Wir haben beschlossen wieder in zwei Gruppen loszuziehen. Jeder Gruppe fährt zu einer der Kontakte von Carter oder mir.

Carter ist mit Liam schon früh am morgen losgefahren. Sie fahren zu einem alten Freund von Carter, den ich noch nie ausstehen konnte. Er war einer der Gründe, weshalb ich mich grundsätzlich von den beliebten Schülern in der Schule ferngehalten habe. 

Logan bleibt heute hier und besorgt ein Radio oder ein Fernseher.

Wir fahren zu einem alten Bekannten zu mir. Hoffentlich schickt er uns nicht weg und vor allem weiß er hoffentlich was.

Zu dritt laufen wir das Treppenhaus runter und steigen dann in meinen Wagen.

Seattle ist schon recht voll, weshalb wir etwas länger brauchen, als wir gedacht haben. 

Wir reden nicht viel. Min schon aus Prinzip nicht und vielleicht, weil er noch genervt von mir ist, wegen gestern. Bei Kaiden weiß ich nicht, aber ich frage auch nicht nach. 

Irgendwann bleiben wir dann vor der mir bekannten Bar stehen. Leicht nervös steige ich aus und folge den Jungs rein. 

Das Klingeln der Glocke ertönt, als wir die Tür öffnen und der muffige Gestank kommt uns entgegen.

 Leise trällert Rockmusik aus den Boxen und verstärken den rustikalen Stil der Bar. Die Bar hat schon seine Jahre hinter sich und das sieht man auch. Es hat sich nichts geändert, im Vergleich zu früher.

Die alten Fotos hängen immer noch schief an der Wand und die Holzstühle stehen kreuz und quer im Raum rum. 

Wie erwartet der Raum vor uns leer, denn es ist noch früher Nachmittag. Wenn ich mich richtig erinnere, öffnet die Bar er um 18 Uhr oder so.

Unter unseren Füßen knarzt es ab und zu, also müssen wir nur abwarten, bis der Besitzer uns hört und herkommt.

Nur ein paar Sekunden später öffnet sich eine Tür und ein großer stämmiger Typ tretet in den Raum. 

„Die Bar hat noch geschlossen, meine Herrschaften", hallt die tiefe Stimme zu uns rüber. Der Mann tretet aus dem Schatten und legt ein Geschirrtuch, das er gerade in den Händen hält, auf einen der Tische neben sich.

Sein Blick wandert zuerst zu Kaiden, dann zu Benjamin. Mich hat er noch nicht gesehen, da mich die beiden Herren hinter sich verstecken.

Räuspernd trete ich hinter ihnen hervor und laufe ein paar Schritte nach vorne.

„Seth", begrüße ich ihn leise.

Er erstarrt. Aus seinem Gesicht kann man nichts rauslesen, da es ebenfalls gefroren ist.

Leicht versuche ich zu lächeln, was ihn plötzlich wieder in die Realität bringt.

„Penelope, ich...ich dachte, du bist...", stammelt er vor sich. „Ich musste untertauchen", versuche ich es ihm schnell zu erklären. 

Entschuldigen würde ich mich für meine Taten nicht, denn ich würde es immer wieder tun.

Langsam versuche ich auf ihn zuzulaufen. Als er sich wieder ganz entspannt, werde ich von ihm in meine Arme geschlossen.

Seth war mein anderer Freund, neben Megan und Carter, der zu mir gehalten hat in der High School. Während Megan neben meinem Waisenhaus wohnte und wir uns so kennenlernten, haben wir Seth im ersten High School Jahr kennengelernt. Er war dieser typische Footballspieler, der aber trotzdem ein Herz hatte. Obwohl er diesen Macho gespielt hat, war er anders zu uns und bei uns.

„Wie geht's dir?", nuschle ich gegen seine Schulter und streicht leicht meinen Rücken.

„Ganz gut", antwortet er mir, wobei ich mir das Grinsen auf seinen Lippen vorstellen kann. Lachend lösen wir und voneinander. Er sieht genau so aus wie damals. 

Nach der schnellen Vorstellrunde setzen Kaiden, Seth und ich uns an die Bar. Min stellt sich eher abseits hin und beobachtet die Straße vor der Bar.

Dass sich im Hintergrund aufhalten stört ihn nicht, eher im Gegenteil. Viel haben wir auch nicht geredet, aber dafür müssen wir uns erst besser kennenlernen. 

„Was führt dich wieder hier her?", fragt Seth schließlich und beginnt so die Konversation.

„Dexter", sage ich nur und schaue zu Kaiden, der sich ebenfalls etwas zurückhaltet, was komisch ist.

„Hast du die Nachrichten gesehen?", fragt schließlich Kaiden. Vorsichtig beobachte ich ihn von der Seite aus. Wie sich das schwarze Shirt perfekt an seine Muskeln schmiegt, oder wie er ich durch seine Haare fährt....

Schnell schüttle ich meinen Kopf und richte wieder meinen Blick zu Seth.

„Wir müssen die Kinder befreien und Dexter endgültig vernichten", erzähle ich ihm von unserem Plan. Ich muss zugeben, dass er noch nicht so ausgefeilt ist, aber grob steht er schon.

Plötzlich lacht Seth auf, schnell realisiert er aber, dass das wir es erst meinen.

„Also braucht ihr ein paar Informationen", stellt er recht schnell fest. Wir nicken zu bestätigend. Er seufzt nur kurz auf und scheint zu überlegen.

„Du weißt, dass das mich schon lange daraus halte", fängt er wieder an zu sprechen und meine Hoffnung sinkt langsam. „...aber ich kann mal schauen, was ich so herausfinden kann", knickt er schließlich ein.

Früher hat er mich davon abgehalten Dexter zu folgen, aber der hat mir schließlich ein besseres Leben als im Waisenhaus versprochen. Seth war schon immer der schlauere von uns drein. 

Zuerst war er überrascht, als ich meinte, dass ich mit Carter befreundet wäre, da die beiden zusammen im Footballteam waren. Seth hat sich früh von den Beliebten abgespalten, da die Aufmerksam nie sein Ding war. Liebe ging er den sicheren und einfacheren Weg.

Grinsend klatsche ich in die Hände.

„Braucht ihr noch was?" Fragend schaue ich zu Kaiden und überlege selbst.

„Ich glaube Waffen wären generell hilfreich und einen neuen Wagen", fällt Kaiden ein. Nickend bejahe ich es und schaue zu Seth, der sich gerade durch sein blondes kurz rasiertes Haar fährt. 

„Das müsste ich hinkriegen. Bis heute Abend habe ich die Sachen und die Infos vielleicht erst morgen früh", sagt er nur. 

Nachdem wir uns verabschiedet haben, fahren wir drei wieder zu unserer jetzigen Wohnung. Ich hoffe echt, dass Carter etwas herausgefunden hat, denn wenn wir nichts Brauchbares habe, weiß ich auch nicht mehr weiter.

Als wir endlich ankommen müssen wir feststellen, dass die andere Gruppe noch gar nicht da ist. Leicht nervös, was auf uns zu kommen könnte, setze ich mich auf einen Stuhl, denn ich extra auf den Balkon gestellt habe, nach draußen an die frische Luft.

In meiner Hand halte ich eine Tasse mit Kamillentee. Meine Mutter hat ihn mir früher immer gemacht, als es mir nicht gut ging. Solche kleine Dinge bedeuten mir viel mehr, als man erwarten würde. Immer fühle ich mich so zu ihr verbunden, was mich dann wiederum glücklich macht.

Es hat lange gedauert, bis ich über den Tod meiner Eltern hinweggekommen bin. Lange war ich traurig und habe es einfach nur verdrängt und dadurch bekam ich schlussendlich Wutausbrüche.

Plötzlich merke ich aus dem Augenwinkel, wie jemand einen Stuhl neben meinen stellt und sich schließlich daraufsetzt.

Durch den Duft, der den Wind zu mir trägt, weiß ich sofort wer es ist. Lange schweigen wir vor uns hin und beobachten das Farbenspiel des Sonnenuntergangs. 

„Was ist eigentlich deine Lieblingsfarbe?"


~~~

I'm back, late, but back...

HellboundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt