Händchenhaltend laufen wir durch den Zoo.
Ein paar Mal bleiben wir stehen und beobachten die Tiere im Gehege oder unsere Umgebung.
Eigentlich bin ich kein großer Fan von Zoos, aber darum geht es im Moment nicht.
Inzwischen habe ich mich an seine Hand gewöhnt. Das Kribbeln in meinen Bauch verschwindet nicht und die Wärme, die von ihm ausgeht, strömt durch meinen ganzen Körper.
Seit der Begrüßung haben wir nicht mehr geredet, trotzdem ist die Stille angenehm. Irgendwie kommt diese Situation nicht wie eine Observation oder Mission eher vor. Er fühlt sich an, wie ein Date. Mit Kaiden.
Diesen Gedanken mag ich. Sogar sehr.
Schnell schüttle ich meinen Kopf, um auf andere Gedanken zu kommen. Ich muss mich jetzt auf die Mission konzentrieren.
Nach weiteren zehn Minuten sehe ich immer noch nichts. Kaiden hat anscheinend auch noch nichts Auffälliges bemerkt.
Schweigend laufen wir einfach weiter.
Kontakt zu den anderen, aus unserer Gruppe, aufnehmen können wir auch nicht, da wir weder ein Handy noch sonstiges dabei haben.
Wir haben uns aber darauf geeinigt, dass wir uns spätestens um 18 Uhr wieder in der Wohnung treffen. Wenn das nicht der Fall ist... dann weiß ich auch nicht weiter. Hoffen wir einfach, dass das nicht passiert.
Plötzlich werde ich angerempelt, an meinen Beinen.
Überrascht schaue ich runter und blick auf ein kleines Mädchen, dass auf dem Boden liegt.
Ihre wirren roten Haare wurden in einen locken Zopf gebunden, wo schon ein paar Strähnen rausfallen und auf ihrem Gesicht thronen süße Sommersprossen.
Sofort helfe ich ihr beim Aufstehen und klopfe den Sand an ihrer Hose ab.
„Es...es tut mir leid Miss", entschuldigt sie sofort und läuft rot an. Ich hocke mich zu ihr runter, um mit ihr auf einer Augenhöhe zu sein.
„Alles gut Kleine. Tut dir irgendwas weh?", frage ich nach und lächle sie sanft an. Sofort grinst sie mich an und schüttelt eifrig den Kopf. Lachend richte ich kurz ihr Haar.
„Wo ist deine Mutter?", frage ich sie wieder und schaue mich gleichzeitig nach einer potenziellen Mutter um, aber niemand sticht mir ins Auge.
Das kleine Mädchen schaut sich ebenfalls um und ihr wundervolles Lächeln verrutscht.
„Weiß ich nicht", haucht sie leise und schaut mich mit wässrigen Augen an. Sofort brechen Alarmglocken in meinen Kopf aus.
„Hey, alles gut, wir finden sie schon. Ich heiße übrigens Penelope und du?", versuche ich sie ein bisschen abzulenken.
„Alice", verrät sie mir und fängt wieder an zu grinsen. Sie heißt wie dir Tochter von Rain. Kurz schweife ich in meinen Gedanken wieder ab, aber fange mich doch schnell ein.
Ich nehme Alice an die Hand und laufe los, um ihre Mutter zu suchen.
Kaiden läuft hinter uns und behält alles im Auge. Er ist bestimmt nicht erfreut, dass ich dem Mädchen helfen möchte, aber ich kann nicht anders. Wer würde nicht ihren grünen Kulleraugen verfallen?
Die ganze Zeit über erzählt sie etwas über sich, was mich zum Grinsen bringt. Zucker, einfach nur Zucker.
Zebras sind ihre Lieblingstiere, weshalb sie auch hier im Zoo ist, sie geht schon in die erste Klasse und liebt es mit ihren Puppen zu spielen.
Leider drängt die Zeit. Obwohl ich gerne mehr Zeit mit ihr verbringen möchte, muss ich das Erledigen, wofür ich hier bin.
Mein Blick wandert zu Kaiden, der auch schon ungeduldig wirkt.
Plötzlich fällt mein Blick auf eine Gestalt hinter ihm. Der Mann aus der Lagerhalle. Unauffällig deute ich mit meinen Augen auf den Typen, damit Kaiden ihn entdeckt.
Er folgt meinem Blick und findet den Man schon kurz darauf. Sofort spannt er sich an.
Ich muss irgendwas mit Alice machen, damit nicht auch noch sie verletzt wird.
Als hätten mich die Götter erhört, ruft plötzlich jemand ihren Namen. Eine recht junge Frau rennt in unsere Richtung und auch Alice löst sich aus meiner Hand, um zu ihr zu rennen.
Um keine weitere Zeit zu vergeuden, laufe ich mit Kaiden zusammen dem Man hinterher, bevor die Mutter von Alice mich in ein Gespräch verwickeln kann.
Mit einem letzten prüfenden Blick schaue ich zu Alice und ihrer Mom und widme mich dann ganz unserer Mission.
Der Typ läuft die Wege entlang, ohne auf seine Umgebung zu achten. Ohne große Schwierigkeiten folgen wir ihn.
Auf einmal greift jemand meine Hand und ich werde leicht nach hinten gezogen. Zischend schaue ich zum Schuldigen, Kaiden.
„Was", keife ich ihn an. Von meiner Laune unbeeindruckt, deutet er nur mit seinem Kopf in die Richtung des Mannes, dem wir bis jetzt befolgt sind.
Verwirrt drehe ich mich um und sehe, dass er auf einmal nicht mehr allein ist.
Zwei weitere Typen sind zu ihm gestoßen. Kaiden wollte mich nur vor Dummheiten beschützen.
Meine Aufmerksamkeit liegt aber weiterhin auf der kleinen Gruppe, die gerade über etwas sehr angeregt diskutiert.
Plötzlich schauen alle in unsere Richtung. Fvck.
Kaiden hat auch deren Blicke auf uns gesehen und greift wiedermal nach meiner Hand. Ohne zu zögern, laufen wir los.
Des Öfteren schaue ich wieder nach hinten, um zu gucken, ob sie uns folgen und wenn ja, was leider der Fall ist, wie weit sie entfernt sind. Nur noch so gute zehn Meter trennen uns.
Wie überhaupt konnten sie ahnen, dass wir da war und dass wir genau dort standen.
Viele Fragen türmen sich in meinen Kopf auf, aber jetzt muss ich mich aufs Fliehen konzentrieren.
Wir quetschen uns durch Gruppen, prallen gehen Leute und versuche so wirr wie möglich zu laufen, um eine grüße Entfernung zwischen uns und den Männern zu bringen.
Kaiden wirkt deutlich entspannter und ruhiger. Er weiß genau, wohin wir laufen müssen und ich vertraue ihm blind.
Plötzlich bleibt er an einer Gabelung stehen. Mein Blick gleitet besorgt nach hinten, aber unsere Verfolger liegen noch weiter hinter uns.
„Wir teilen uns auf", bestimmt Kaiden wie aus dem nichts. Erschrocken schaue ich zu ihm.
„Das ist doch wohl ein Scherz?", frage ich ihn. Er meint es doch wohl nicht im Ernst.
„So haben wir eine bessere Chance zu verschwinden", versucht er mir zu erklären, da ich überhaupt nicht überzeugt bin. Das ist eine Schnapsidee. In Horrorfilmen tun sie es doch auch und sterben am Ende. Und das will ich nicht.
„Penelope, vertrau mir!" Schon allein, dass er meinen ganzen Namen ausspricht, lässt mich grübeln. Es ist klug, aber andererseits auch echt dumm.
Plötzlich drückt er seine Lippen auf meine.
Bevor ich den Kuss erwidern noch irgendwas machen kann, löst er sich von mir.
Und was soll DAS jetzt?
„Ich werde dich finden Penelope, immer", haucht er mich sanft zu und löst seine Hände aus meinen und lässt mich allein stehen.
So gerne ich auch diesem Moment verfallen möchte, muss ich weiter, denn diese Idioten sind verdammt nahe.
Sofort laufe ich in die andere Richtung und schaue noch einmal hinter meine Schulter und treffe auch Kaidens braune Augen. Schnell präge ich mir alles ein und lächle hoffnungsvoll. Er wird mich finden...
Im wissenden, dass er sich auch umgedreht hat, drehe ich mich ganz um und erhöhe mein Tempo.
Weit komme ich nicht, denn auf einmal wird alles schwarz.
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so aber jetzt gute Nacht :)
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Hellbound
Short StoryHellbound, die zurzeit wohl bekannteste Boyband weltweit und Vorbilder einer ganzen Generation. Aber die Fassade täuscht. Was steckt hinter ihren perfekten Masken? Plötzlich sitzt diese mysteriöse Gruppe im Wohnzimmer der jungen Grundschullehrerin P...