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Nachdem ich vorgeschlagen habe, dass ich fahren könnte, haben wir wieder Plätze getauscht. Kaiden musste ich nicht lange umstimmen. 

Wir haben dann die Tasche mit dem Essen noch nach vorne geholt, da ich Hunger hatten und später nicht nochmal extra irgendwo anhalten wollen. 

Immer noch liegt heilige Schweigen in der Luft. Niemand von uns weiß, was er sagen soll. Vielleicht liegt es einfach noch am Schock, den wir noch nach unserer Verfolgungsjagd tragen 

Damit es wenigstens nicht komplett ruhig im Auto ist, schalte ich das Radio an und schon kurz darauf trällert eine fröhliche Melodie aus den Lautsprechern, während Kaiden sich einen Apfel aus der Tasche nimmt. 

Als dann noch die Stimme dazukommt, erkenne ich, von wem das Lied stammt. Grinsend drehe ich mich zu Kaiden, der sich nur augenrollend zum Fenster wieder dreht. 

Um ihn zu nerven, mach ich das Radio lauter und spiele mit meinen Fingern passend zum Beat auf dem Lenkrad rum. 

Dann denke ich nach, wie ich ein Gespräch mit ihm aufbauen kann. Was soll ich ihn Fragen? Ich war schon immer in sowas schlecht, vor allem bei Menschen die ich nicht kenne. 

„Wie habt ihr euch kennengelernt?", versuche ich es dann doch und schaue dann zu Kaiden, der seinen Apfel schon aufgegessen hat. 

„Woher kennst du Carter?", fragen wir gleichzeitig. Überrascht schaue ich kurz wieder nach rechts und seufze auf. Dann fange ich wohl an. 

„Wir waren auf der gleichen Highschool. Er war schon immer einer dieser Badboys und ich war das Mädchen, dass niemand wirklich kannte. Ich war einfach da und habe niemanden gestört und ich hatte meine paar Freunde und war glücklich. Richtig kennengelernt haben wir uns unter nicht so erfreulicheren Umständen." Ich setze meinen Blinker und wechsle die Spur, um den Lkw vor mir zu überholen.

„Unerfreulichere Umstände?", harkt er nach. Schon beim Gedanken unserer Begegnung bildet sich ein Kloß in meinem Hals, den ich versuche irgendwie herunterzuschlucken. Wieso kann ich andere wie alle anderen kennenlernen?

Ich spüre deutlich den brennenden Blick von Kaiden auf mir und versuche mir nichts anzumerken. Kaum merklich schüttle ich meinen Kopf und fasse mich schnell.

„Sagen wir mal so. Meine Kindheit gleicht nicht dem aus einem Bilderbuch", versuche ich der Frage indirekt auszuweichen. Ich möchte Kaiden vertrauen, aber mir fällt es schwer.

Vielleicht ist mein Komplize neben mir nicht so ein aufgeblasener Idiot und würde mich verstehen, aber ob ich dieses Risiko eingehen würde... Schon zu oft war ich zu naiv und habe Menschen zu schnell vertraut.

„Wieso Hellbound?"

Jetzt bin ich dran mit den Fragen, um ihn erstens besser kennen zulernen und zweitens, um die Aufmerksamkeit von mir wegzukriegen. Vielleicht kann ich ihm dann leichter vertrauen.

Anscheinend tun wir beide uns schwer uns zu öffnen, denn er braucht länger um zu antworten. 

„Wir lernten uns alle recht zufällig kennen. Liam war der erste, der auf die Idee gekommen ist eine Band zu gründen. Er und Carter haben sich während des Studiums kennengelernt und so wusste er auch das Carter ein verdammter Gott im Rappen ist. Benjamin war eine lange Zeit Undergroundrapper, um so ein Geld zu verdienen. Carter hat ihn dort aufgelesen und Liam holte Logan dazu. Mich haben sie in New York dazu geholt. Ich habe auf dem Broadway getanzt und wollte einfach raus", erzählt er mir und ich lausche Kaiden gespannt zu.

„Wir alle hatten nicht beste Vergangenheit. Wir müssten alle durch unsere eigene Hölle gehen und das verbindet uns", erklärt er mir den Grund für die Namenswahl. Das ergibt Sinn, verbunden durch die Hölle: Hellbound.

HellboundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt