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 Müde öffne ich meine Augen.

Wie lange ich geschlafen habe, ob es Stunden waren oder vielleicht auch Tage, weiß ich nicht. Mein Zeitgefühl hat mich verlassen.

Aber von den Mahlzeiten kann ich es ungefähr einschätzen.

Der fremde Typ mit der Haube kam bis jetzt viermal. Zwei Mahlzeiten waren eher so in Richtung Frühstück und die anderen etwas Warmes. Also müssten es zwei Tage gewesen sein, wenn meine Rechung stimmen sollte.

Aber zu meiner Verteidigung, Mathematik war nie so meine Stärke...

Gähnend strecke ich mich kurz und warte auf mein Frühstück. Bisher musste ich nicht lange warten, aber heute fühlt es sich wie die Ewigkeit an.

Mein Magen grummelt schon und meine Laune stinkt. Zugegeben war sie seit meiner Ankunft nie wirklich hoch, nur wenn ich Essen bekomme. 

Für meine Verhältnisse kriege ich echt das Luxuspaket. Dexter hat sie nie wirklich um das Wohlbefinden seiner Gefangenen geschert. Die Matratze ist schon höchstes Komfort und dann noch zwei Mahlzeiten. Ich kenne ganz andere Vorgehensweisen von ihm. 

Ab einem gewissen Zeitpunkt laufe ich im dunklen Raum auf und ab.

Man hat mir nie Handschellen geben oder mir die Füße zu gebunden, weshalb ich problemlos hier herumspazieren kann. Aber trotzdem liege ich die meiste Zeit auf einem provisorischen Bett.

Meine Stimmung und meine Gefühle schwanken jede Minute. Einerseits bin ich froh, dass ich noch lebe und in Ruhe gelassen werde, aber nicht zu wissen was und wann was passieren könnte, macht mich verrückt. Langsam werde ich ungeduldig und wütend, da ich so hingehalten werde.

Es kann heißen, dass Dexter mit anderem beschäftigt ist, oder die meinen Tod extra groß planen.

Ich tendiere leider auf das Zweite. Dexter hasst mich und er würde es regelrecht genießen mich umzubringen, am besten noch vor Publikum, schließlich habe ich seine ganze Gang verraten.   

Die Zeit vergeht, hoffentlich schneller, als es sich anfühlt.

Irgendwann merke ich, wie mein Körper wieder müde wird. Ist es schon Schlafenszeit, oder sterbe ich langsam?

Trotzdem kann ich nicht einschlafen. Egal wie ich mich hinlege, ich kann mich nicht entspannen.

In meinen Gedanken ist noch der Zirkus im vollen Gange.

Deshalb entscheide ich mich produktiv zu werden und mache Sport. 

Tun das nicht alle Gefangenen in Filmen? So bleibe ich wenigstens Fit und tue nützliches in der Zeit, anstatt einfach nur herumzuliegen. 

Meine Muskeln bauen nicht ab und vielleicht hab ich dann einen gewissen Vorteil, denn die denken, dass ich kraftlos wäre. 

So geht es Tag für Tag.

Ich kriege Essen, mache Sport. Mittagessen, liege herum und wieder Sport, dann schlafen.

Nach meiner Rechnung müsste ich schon eine Woche hier sein und die Hoffnung auf Rettung ist schon längst verblasst.

Dexter hat sich kein einziges Mal Blicken lassen, nur dieser eigenartiger Kerl, der mir mein Essen bringt. Vielleicht plant er wirklich ein Spektakel aus meinem Tod. 

Plötzlich ertönen Schritte vor meiner Tür. Sofort lege ich mich in mein Bett wieder und tue so, als würde ich mich wirklich langweilen.

Die Tür schwingt auf und überraschender Weise steht Liam vor ihr. In Fleisch und Blut.

HellboundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt