Gespannt schaue ich auf das Handy, dass ich vor einer halben Stunde auf den Sofatisch gelegt habe und warte auf einen Anruf.
Dexter lässt sich aber Zeit.
Von einer halben Stunde wurde es zur einer Stunde, dann zu zwei, bis schließlich Carter uns dazu aufgefordert hat ins Bett zu gehen.
Ich weiß nicht, wieso er so entspannt wirkt, schließlich wird er beschuldigt Kinder entführt zu haben.
Trotzdem ist es schon fast zwei Uhr nachts und morgen müssen wir früh raus.
Zwar weiß ich immer noch nicht, wo meine Reise mich morgen hinbringen wird, aber ich vertraue da den Jungs. Hoffentlich nur nicht in den Tod.
Müde wälze ich mich im Bett. Kaiden hat sich anscheinend dazu entschlossen auf dem Sofa zu übernachten, denn ich liege wieder allein.
Irgendwie habe ich mich an seine Präsenz hinter mir und die Wärme, die er ausstrahlt, gewöhnt. Zugegebenermaßen vermisse ich sie auch.
Wir haben immer noch kein Wort miteinander gewechselt. Ja, wir verhalten uns wie im Kindergarten.
Ich weiß auch nicht, ob ich ihn darauf ansprechen soll oder nicht. Wie ich mich ihm gegenüber verhalten so oder wie ich generell in seine Augen gucken kann, ohne komplett verrückt zu werden.
Wieso mache ich mir eigentlich so viele Gedanken drüber? Das war doch nur ein dummer Kuss, woran der Alkohol Schuld hatte und ich meine Sehnsucht nach Zuneigung.
Frustriert fahre ich mir durch meine Haare und setze mich auf.
Wieso verhalte ich mich auf einmal so? Arg... Ich hätte ihn nicht einfach küssen sollen.
Seufzend schmeiße ich mich nach hinten und versuche zwanghaft einzuschlafen.
Plötzlich schrecke ich auf. Die Sonne geht am Horizont auf und etwas bewegt sich neben mir. Mein Blick gleitet dort hin und ich ziehe die Luft ein. Was...
Kaidens Arm legt sich gerade um meinen Bauch und ich werde zu ihm gezogen. Sofort entspannt sich mein Körper, aber trotzdem versuche ich mich nicht zu bewegen. Sollte ich es jetzt einfach kurz genießen?
Wie ist er eigentlich in mein Bett gekommen? Ich beschwere mich nicht weiter und lasse mich von seiner Wärme weiter einlullen.
Leicht kuschle ich mich an ihn ran und genieße die Stille.
Auf einmal wird die Tür aufgerissen und ich schrecke auf und falle prompt aus dem Bett. Der Schmerz verteilt sich blitzschnell durch meinen Körper und ich stöhne auf. War klar, dass das jetzt passiert.
Logan steht im Türrahmen und starrt zu mir auf den Boden und dann zu Kaiden. Ein wissendes Grinsen wächst auf seinem Gesicht. Wie gern ich es ihm aus dem Gesicht schlagen würde.
„Ich muss euch Turteltäubchen leider enttäuschen, aber in zehn Minuten fahren wir los", setzt er uns in Kenntnis und verschwindend dann wieder.
Seufzend stehe ich auf und meide den Blick zu Kaiden, es ist schon unangenehm genug. Ich laufe zur Kommode, suche meine Klamotten und laufe ins Bad.
Im Wohnzimmer sitzt schon die versammelte Mannschaft und beobachtet mich belustigt. Ohne auch die zu beachten, gehe ich weiter.
Wieso musste ich es auch so genießen in seinen Armen zu liegen, werfe ich mir im Spiegel selbst vor. Ich wie alt bin ich, sechzehn?
Ich klatsche mir eine kalte Ladung Wasser ins Gesicht, um mich auf andere Gedanken zu bringen. Darauf kann ich mich jetzt nicht konzentrieren.
Nachdem ich einigermaßen wieder ok aussehe, verlasse ich das Bad, damit ich mir endlich Frühstück machen kann.
Zum Glück ist niemand in der Küche und ich kann mein Käsebrot in Ruhe genießen.
Bis Kaiden die Küche betritt.
Kurz weiden sich meine Augen, aber er schaut mich kein einziges Mal an. Als wäre ich Luft bereitet er sich auch ein Brot vor und verlässt dann wieder die Küche.
Sein Ernst? Irgendwie kann ich es gerade nicht erklären...
Wieso muss er mich denn ignorieren? Er war es der, der in mein Bett gestiegen ist. Ok, dass kann man auch ganz falsch verstehen.
Wow, und um so einen Idioten habe ich mir den Kopf zerbrochen.
Mit gestrafften Schultern geselle ich mich zu den anderen. Was Kaiden kann, kann ich schon lange. Ohne auch nur einen Blick zu ihm zu werfen, setze ich mich neben Liam und Carter.
„So Jungs, wo fahren wir eigentlich hin?", frage ich an die beiden neben mir gerichtet.
„Also kennst du noch den Zoo?", fragt mich Carter wie aus dem nichts. Nach kurzem grübeln schüttle ich aber den Kopf und schaue ihn neugierig an. Ich versuche mich daran zu erinnern, ob Dexter früher etwas darüber gesagt hat, aber da ist nichts.
„Das ist eins von Dexters Hotspots. Familien überall und in einer Ecke wird getickt, merkt niemand im Trubel", erklärt er mir und reicht mir ein paar Fotos vom Zoo.
Ich schaue mir die Bilder genau an und verkenne in der Ecke eine kleine Gruppe von Männern.
Ich wusste nicht, dass Dexter auch dort verkauft. Einerseits sehr riskant, aber auch klug, niemanden würde es auffallen.
„Wenn er in einen der leeren Hütten eine kleine Außenstelle hat, wäre es schonmal ein Anfang", schließt sich Logan an und ich nicke.
Langsam brodelt sich etwas in mir zusammen. Vielleicht sind wir wirklich an was dran und es ist schonmal ein Anfang.
„Also was ist unser Plan?", stelle ich die Frage in die Runde und klatsche in die Hände.
„Wir bilden zweier Gruppen. Carter und ich suchen nach leeren Hütten oder ähnliches, Kaiden und du werden nach den Typen suche oder andern Leuten, die auffällig sind und Liam und Min werden einfach den Zoo und die Umgebung im Auge behalten", erzählt Logan mir den Plan. Als keine Einwende von den anderen kommt... Stopp ich und Kaiden? Ich schlucke den Kloß runter. Das wird ja witzig.
Das machen die doch extra.
Wir alle stehen auf und machen uns dann fertig. Ich hole mich eine Schusswaffe und stecke sie mir hinten in die Jeans und ziehe meine Jacke drüber. Dann nehme ich noch zwei kleine Wurfmesser und stecke sie unter meine Ärmel und einen an meinen rechten Fußknöchel.
Meine Haare binde ich hoch und geselle mich zu den anderen.
Gemeinsam laufen wir runter. Damit wir unauffälliger Vorort wirken fahren zuerst Min und Liam mit einem Wagen los. Sie nehmen Carter mit und lassen ihn noch vor dem Zoo raus. Logan und Kaiden fahren mit meinem Wagen los und ich nehme das Motorrad.
Nach fünf Minuten fahre ich schlussendlich los. Ich nehme ich die Zeit und fahre ein paar Umwege, bis ich dann endlich am Zoo ankomme.
Am Eingang kann ich Kaiden ausfindig machen und laufe auf ihn zu. Bis jetzt hat er mich noch nicht bemerkt.
Mein Blick wandert kurz rum. Alles wirkt normal. Niemand auffälliges.
Ein paar Meter vor Kaiden bemerkt er mich und lächelt mich auf einmal an. Er läuft auf mich zu und gibt mir dann einen kurzen Kuss auf den Mund. Perplex schaue ich ihn an.
„Hey, Babe", begrüßt er mich, nimmt meine Hand und zieht mich mit sich mit zum Eingang. Schnell stellen wir uns an und er dreht sich zu mir um.
„Spiel einfach mit. Es könnt sein, dass wir beobachtet werden", flüstert er mir ins Ohr und bezahlt die Karten. Nickend folge ich ihm rein, ohne zu wissen, was noch auf mich zu kommen wird.
~~~
Na Leute
Habt ihr auch Ferien? Da ich wahrscheinlich wegen Corona zu Hause bleibe, werde ich viel vorschreiben können.
Vielleicht kommen heute noch ein paar Kapitel raus.
DU LIEST GERADE
Hellbound
Short StoryHellbound, die zurzeit wohl bekannteste Boyband weltweit und Vorbilder einer ganzen Generation. Aber die Fassade täuscht. Was steckt hinter ihren perfekten Masken? Plötzlich sitzt diese mysteriöse Gruppe im Wohnzimmer der jungen Grundschullehrerin P...