Nach 3 Stunden mit Ms. Fisher war mein Kopf einfach nur noch Brei. Sie war mit uns die ganzen Grundlagen vom Urschleim an durchgegangen, als wären wir alle nie in einem Rudel aufgewachsen. Doch trotz der missbilligenden Seufzer und Kommentare der anderen, hat sie weiter gemacht und sich nicht unterkriegen lassen. Dafür bekam sie meinen Respekt. Ich ließ mich im nächsten Raum völlig erschöpft auf meinen Platz fallen und legte den Kopf auf der Tischplatte ab. Jake war aus unsere Gruppe der einzige, der Französisch mit mir zusammen belegt hatte. Mein Bruder und Lee hatten sich stattdessen für A-M entschieden, ganz zum Unglauben meinerseits. Wer entschied sich denn bitte freiwillig für Leistungsmathematik? Ich war schon froh genug, dass ich nach den drei Stunden bei Ms. Fisher überhaupt nich in der Lage war zu denken und die Vorstellung daran, danach noch mein Gehirn mit Mathematik zu quälen wäre der Finale Grund mich entgültig einweisen zu lassen. Ich seufzte. Zum Glück war französisch für mich eine der einfachsten Aufgaben der Welt.
Ich spürte plötzlich wie mich jemand mehrmals an der Schulter anstupste.
"Lebst du noch?", hörte ich Jake fragen, bevor er sich auf den Platz rechts neben mir setzte. Ich drehte meinen Kopf zu ihm und sah ihn an, bevor ich antwortete.
"Nein."
"Bust du trotzdem aufnahmefähig?", wollte der Lykaner wissen und etwas an seiner Stimme ließ mich aufhorchen.
"Ja klar. Was ist los?" Er holte tief Luft und schien nicht wirklich zu wissen, wo er anfangen sollte. Es ging um Elisabeth, dass konnte ich spüren.
"Mal ganz davon abgesehen, dass sie Bücher Betty ist...", begann er. "Wie sag ich es ihr?" Jake, der sonst immer gleichgültig schien, ließ mit einem Mal zu, unsicher zu sein. Das kam uch nicht oft von ihm zu sehen und wir kannten uns seit unserer Geburt.
"Ich weiß nicht ganz, ob ich dafür die richtige bin... dir naja Rat zu geben.", antwortete ich. "Immerhin bin ich keine Lykanerin. Liam hat das alles abbekommen." Der Lykaner neben mir grummelte und fuhr sich durch die Haare.
"Ja aber Lee hat es ja auch gespürt. Da war die ganze Sache einfacher. Nicht das es einfach gewesen wäre zwischen den beiden aber das ist nicht das selbe."
Ich verstand was er meinte. Lee war Lykaner, genau wie Liam, was bedeutete, dass beide die Mateverbindung spürten. Nur war das vor zwei Jahren alles andere als leicht gewesen. Lee war damals noch eine Leea gewesen und gerade dabei sich gesellschaftlich als Mann einzufügen, anstatt als Frau. Es war verwirrend - das gab ich zu - und auch teilweise unschön. Mein Bruder kam am Anfang überhaupt nicht damit klar, dass seine Mate zu seinem Mate wurde. Stundenlange Diskussionen und Streit waren das Ergebnis. Aber irgendwann, nachdem Mum und ich Liam den Kopf ordentlich gewaschen hatten, gab er dem ganzen eine Chance und siehe da, nach 2 Jahren konnte es zwischen den beiden nicht besser Laufen. Aber nochmal würde keiner von uns soetwas mitmachen wollen."Du willst meine Meinung als Mensch hören oder?", hakte ich nach und nickte zustimmend. "Okay. Elisabeth ist kein Rudelmitglied sondern nur ein Teil der Gemeinde. Sie weiß, dass Lykaner Seelenverwandte haben und sie wird bestimmt besser darüber Bescheid wissen als du glaubst. Immerhin ist sie mit uns aufgewachsen und kennt das Verhalten. Sei ehrlich zu ihr und versuch ihr Freiraum zu geben. Sei kein Vollarsch, der sich ihr aufdrängt, nur weil dein innerer Wolf auf paarungstrieb ist."
"Dein Ernst?"
"Entschuldige, dass kam einfach so raus.", gab ich zu. "Aber du verstehst was ich meine. Elisabeth wird sich für dich entscheiden, weil sie weiß, was es dir bedeutet. Es wird merkwürdig werden und vielleicht auch nicht ganz einfach, aber ihr bekommt das hin. Ich als Mensch würde gerne trotzdem noch das Gefühl haben wollen, frei entscheiden zu dürfen."
Er atmete tief durch und bedankte sich bei mir. Es war wirklich eigenartig mit anzusehen, wie er sich solche Gedanken machte.
"Ich hab auch nicht vor sie zu bedrängen.", gan er mir kurz darauf zu verstehen. "Ich fühle mich zu ihr hingezogen und will sie bei mir haben, aber dieses Gefühl kommt nicht wirklich von mir. Mein innerer Wolf will das und ich will einfach Sicherheit, dass ich sie auch lieben werde mit meiner menschlichen Seite."
"Sprich mit ihr. Verbringe Zeit mit ihr und lerne sie richtig kennen.", erwiderte ich und lächelte ihn leicht an. "Das ist der Rat, den ich dir geben kann und wenn es nicht funktioniert oder du das Gefühl hast, alles zu vermasseln, dann komm zu mir. Okay?"Jake nickte und drehte sich dann nach vorne um. Es klingelte zum Unterricht und unserer Lehrer prüfte gerade die Anwesenheit der Schüler.
"Ria - danke. Wirklich jetzt.", hörte ich Jake leise sagen. Ich hoffte für ihn, dass alles gut gehen würde und er am Ende einsehen würde, dass er sich um sonst Sorgen gemacht hatte. Das hoffte ich wirklich. Der Französischunterricht verging wie im Flug und auch die nachfolgenden drei Stunden, zogen irgendwie an mir vorbei. Ich war völlig verwirrt, als Ella sich plötzlich bei mir einhakte und in Richtung Cantine zog. Jake hatte sich auf den Weg gemacht, um mit Betty zu sprechen. Ich konnte mir einige bessere Orte als die Schule vorstellen, um mit ihr über so ein Thema zu sprechen, aber er wollte es so schnell wie möglich hinter sich bringen. Davon konnte ihn keiner abhalten. Mein Bruder und Lee hielten uns die Tür zur Cantine auf und mit einem Mal, duftete es nach frisch gebackenen Pizzataschen. Mein Magen knurrte augenblicklich und ich hätte töten können, um etwas zu essen zu bekommen.
"Wir bringen euch was mit.", gab uns Liam so ganz nebenbei zu verstehen und zeigte auf unserer Stammplatz, am anderen Ende bei der riesigen Glasfront.
"Ich hätte gerne noch Schokopudding.", rief Ella den beiden hinterher. "Na hoffentlich, haben die das gehört." Ich grinste und steuerte mit ihr den Tisch an. Aus dem Augenwinkel heraus sah ich, dass Erik auf uns zukam. Ich schob meinen Stuhl zurück und wartete darauf, dass der Sohn des Alphas bei uns ankam. Ella hingegen schrieb Liam drei Nachrichten, in denen sie um Schokopudding bettelte und dieser auch ja nicht vergessen wurde.
"Hey.", sagte Erik und gab mir einen Kuss auf die Wange. "Willst du dich mit zu uns setzten?" Ich sah an ihm vorbei zu dem Tisch an dem er mit seinen Jungs und ein paar Mädels immer saß und schaute ihm dann wieder in die Augen.
"Nein danke. Aber wieso setzt du dich nicht mal mit zu uns?", wollte ich wissen. Nur schien Erik wenig begeistert von der Idee zu sein."Du weißt doch, dass ich immer bei dem Jungs sitze und vor allem heute hab ich mit denen Wichtiges zu bereden. Also komm du heute einfach zu uns." Ich sah über die Schulter hinweg zu Ella und bemerkte, wie sie genervt mit den Augen rollte.
"Und ich sitze immer hier mit meinen Freunden.", antwortete ich. "Außerdem haben du und die Jungs Wichtiges zu bereden, da will ich nicht stören."
Meine Antwort war zwar nicht das, was er hören wollte, aber er kam damit klar. Musste er. Ich sah langsam nicht mehr ein, weshalb ich immer diejenige sein sollte, die immer zu ihm kam oder kommen sollte.
"Okay. Ist vielleicht auch besser so. Das langweilt dich bestimmt nur. Also bis später." Er drehte sich um und ging wieder zurück zu den anderen, während ich mich auf meinen Platz fallen ließ und darauf wartete, das Liam und Lee mit unserem Essen zurück kamen.
"Er ist ein Arsch und ein Idiot.", kam es von Ella. "Du bist mit einem arschigen Idioten zusammen." Ich seufzte. Sie hatte schon irgendwo recht, aber Erik und ich waren mein schon länger zusammen, als 90 Prozent der Leute in unserem Alter, die keine Mates waren. Da war es irgendwie normal und zur Gewohnheit geworden.
"Wer ist ein arschiger Idiot?", fragte Liam plötzlich und reichte Ella ihr Essen. Lee gab mir mein Tablett und nahm direkt neben mir Platz. "Lass mich raten... Erik?"
Ella nickte heftig, während sie von ihrer Piztatasche abbiss.
"Was war denn jetzt schon wieder?", fragte Lee und nahm sich automatisch die Tomaten aus meinem Salat, den es dazu gab. Ich hasste rohe Tomaten und aß sie nur, sobald sie zu irgendetwas anderem verarbeitet waren.
"Können wir bitte nicht darüber reden? Ich würde gerne in Ruhe essen."____________________________________________
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Wolfsblut - Prophezeiung
Hombres LoboWeißt du wer du bist? Weißt du was du bist? Weißt du wer du werden wirst? Jahre ist es her, seitdem Kyra den dunklen Adanyi besiegt und alles aufgegeben hatte, um diejenigen zu retten, die ihr etwas bedeuteten. An diesem Tag begann sich die uralte...