Kapitel 31

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Yuhkai

Das war alles gar nicht gut. Seit Samstag rang ich mir jegliche Kontrolle ab. Dieser Moment zwischen Ria und mir war... anders und die Art und Weise, wie ihr Körper auf meinen reagiert hatte, war neu. Ich wusste, dass ihre Gedanken immer mal wieder zu mir abtrifteten. Dass sie mich attraktiv fand und schon das alleine genügte, um sie zur Weißglut zu bringen. Aber nicht einmal mehr Ria konnte leugnen, dass da etwas war zwischen uns. Es machte mich irre. Mein Wolf wollte sie. Ich... wollte sie genau so sehr, was aber nichts an der Tatsache änderte, dass sie mit Erik zusammen war. Ihm gehörte. Seit Samstag Abend fiel es mir mehr als schwer, in ihrer Nähe zu sein. Ich konnte nicht einmal mehr im selben Haus sein. Ich kam lediglich zum duschen zurück und zum Sachen wechseln. Ansonsten blieb ich fern. Zu meinen Glück begleiteten mich Bree und ihre Mate, Silas und Anne begleiteten. Als ich Samstag Abend zu ihnen gekommen war hatten sie zum Glück keine Fragen gestellt, sondern hatten mir einfach stumm Gesellschaft geleistet. Und dafür war ich dankbar.
Ich hatte das restliche Wochenende ziemlich gut überstanden, bis Kadens Anruf vor knapp einer halben Stunde kam. Er klang besorgt und sofort war ich hellhörig geworden. Er hatte mir in Kurzform von Rias Gedanken zu den Übergriffen auf unsere Rudel erzählt. Leider beruhigte uns das ganz und gar nicht. Jemand, der innerhalb unserer Grenzen war, ohne aufzufallen, musste jemand von uns sein... Kaden hatte mich am Ende des Telefonats darum gebeten, auf Ria acht zu geben und bei ihr zu bleiben und nun war ich hier. Neben ihr im Auto und am Rande eines totalen Kontrollverlustes. Super.

„Ich hab mich von Erik getrennt", sagte sie mit einem Mal und plötzlich war ich froh, nicht am Steuer dieses Wagens zu sitzen.
„Was?" Dämlich! Ich hatte genau verstanden, was sie gesagt hatte und fragte trotzdem nochmal nach?
„Ich hab mich von Erik getrennt", wiederholte sie und behielt den Blick auf die Straße gerichtet. „Am Samstag. Deswegen war ich so früh wieder da."
Ich klammerte mich an an den Handlauf der Tür. Sie war hatte sich wirklich von Erik getrennt.
„Was auch immer das also war... zwischen uns, Erik ist kein Teil mehr davon. Ich hätte nicht aus Spaß mit dir Flirten sollen oder dich reizen... Ich dachte nur, dass du... Ach keine Ahnung. Ich will nur dass du weist, dass ich nicht aus Frust oder als Ersatz für Erik, mit dir... gesprochen habe. Wenn du deswegen sauer bist, kann ich das verstehen und es tut mir leid, aber bitte sag mir was ich falsch gemacht habe."
Währe sie genau in diesem Moment nicht auf den Parkplatz der Schule gefahren, hätte ich sie angeschrieben, endlich stehen zu bleiben.
„Warte", meinte ich und zog - halb über sie gelehnt - die Tür wieder zu. „Wieso glaubst du, du hättest etwas falsch gemacht?"
Sie schluckte. Ihre Knöchel an den Händen traten weiß hervor, als sie das Lenkrad stärker umklammerte. Ich musterte sie. Bei der Mondgöttin sah sie gut aus. Ich würde anfangen zu betteln, würde sie mich nicht gleich ansehen.
„Habe ich das denn nicht", stellte sie leise die Gegenfrage und sah mich endlich an. „Ich hab dich dazu ermutigt, deine eigenen Prinzipien zu verwerfen. Nur weil ich.... Egal."

„Egal? Asteria es ist nicht egal. Ich hab meine Prinzipien nicht verworfen. Wieso denkst du das nur", wollte ich wissen. „Und du hast auch nichts falsch gemacht. Ich wusste nicht, dass du dich von Erik getrennt hast und selbst wenn, wäre es in diesem Moment nicht richtig gewesen. Wir haben uns verändert und versuchen gerade einfach heraus zu finden, wie wir damit umgehen. Wir sind eben nicht mehr die kleinen Kinder von früher, die sich hassten." Ich hätte sie am liebsten gepackt und geschüttelt. Zur Mondgöttin, wie kam sie denn bitte darauf, dass sie an etwas die Schuld trug, für das wir beide die Verantwortung trugen? Himmel dieses Mädchen machte mich fertig. Und dazu noch dieses Gesicht... diese Augen. Es war anstrengend, das aufkommende Knurren zu unterdrücken. Das alles war einfach... irre. Vor mehr als einer Woche, war es mir lästig gewesen, als Mum und Dad mir eröffnet hatten, dass wir in das Rudel von Kaden und Kyra sollten. Es war lästig gewesen, aber als wir angekommen waren, wurde es interessant und weniger lästig. Ich wusste selbst nicht, was ich erwartet hatte oder hoffte. Mit Liam war alles cool. Wie waren seit unserer Kindheit gut befreundet, aber mit Asteria.. Das war was ganz anderes. Ich hatte vor, mich für die ganzen Stichelein von früher zu entschuldigen, hatte aber keinerlei Erwartungen, dass sie das auch akzeptierte. Und ich hatte sie dann nicht einmal erkannt. Hatte angenommen, dass sie jemand anderes war und es sogar gehofft, denn mein Wolf reagierte auf sie und ich wusste noch nicht so genau, wie ich damit umgehen sollte. Wenn ich darauf einging und nachgab, führte mich das genau in die Situation der letzten Tage.

„Ria", sagte ich, meine kaum mehr als ein Flüstern in der Stille des Wagens. „Sieh mich an." Ihre blassgrünem Augen richteten sich auf mich, doch ihr Blick war traurig. „Wir beide wissen nicht, wie wir mit dem ganzen umgehen sollen. Was auch immer das hier ist oder werden wird, brauch Zeit."
Sie nickte.
„Ich glaube, alles wäre anders gelaufen, wenn die Umstände von vorne herein andere gewesen wären und wir von Anfang an klare Linien gehabt hätten."
Wieder ein Nicken. Ich nahm als stumme Zustimmung auf und stieg aus dem Wagen. Sie folgte mir nicht sofort und ich verstand auch warum. Ich schulterte meinen Rucksack und ging zu meinen Leuten, die wie jeden Morgen auf dem Parkplatz warteten. Sie musterten mich und ich konnte in Ann's Blick Sorge erkennen, beließ es aber dabei. Sie brauchten nicht mehr darüber erfahren. Nicht, bis ich nicht selbst klar darüber denken konnte. Selbst als Ria endlich aus dem Auto stieg und in Richtung des Schulgebäudes lief, drehte ich mich nicht zu ihr um. Was ich gesagt hatte, meinte ich ernst. Das hier, brauchte Zeit und Geduld. Silas schlug mir brüderlich auf die Schulter und drückte leicht zu.
„Sag uns nur eines", begann er. „Ist sie deine Mate?"
Ich blickte ihn an und presste die Zähne aufeinander. Langsam sah ich auch zu den anderen und erkannte, dass sie alle auf eine Antwort warteten. Wenn ich jetzt sagen würde, dass sie es war, würden sie Asteria ab sofort schützen mit allem was sie selbst bieten konnten und würde keine Sekunde mehr alleine sein. Wenn ich jedoch nein sagen würde, würde ich eine Möglichkeit verwerfen, die ich seit unserer Ankunft ständig in Betracht zog.
„Keine Ahnung", gab ich ihnen allen ehrlich zu Verstehen. „Ich weiß es nicht."

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Hallo,

Ja ich hab endlich mal weiter geschrieben und ehrlich gesagt, weiß ich nicht wirklich, wie es dazu kam. Aber der Entschluss steht: die Geschichte wird beendet. Und in den nächsten Tagen werden einige weitere Kapitel kommen.

Am Montag (04.07) habe ich offiziell meine Ausbildung beendet und bin nun qualifizierte Facharbeiterin. Da heute mein erster Arbeitstag in einem neuen Hotel ist, wird es eventuell weniger Veröffentlichungen geben, aber die Story wird beendet!

Ich hoffe, es geht euch allen gut. :)

Liebe Grüße
Jessy

Wolfsblut - ProphezeiungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt