Kapitel 13

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"Brenna!", ertönte die Stimme von Yuhkai. Sie war eisig kalt und schnitt durch den Raum wie eine scharfe Klinge. Ich drehte mich zu ihm um, rechnete aber nicht damit, dass er plötzlich hinter mir stand. Seine Augen leuchteten noch immer blau und ich musste den Kopf in den Nacken legen, um zu ihm aufzuschauen. Er war bald zwei Köpfe größer als ich und nun da ich so unmittelbar dich vor ihm stand, verstand ich, was Jake damit meinte, dass Yuhkai die Witterung eines Alphas trug. Alles an ihm strahlte in diesem Zustand Stärke, Autorität, Dominanz und tödliche Ruhe aus. Trotzdem bekam ich keine Angst. Ein fast lautloses Wimmern war hinter mir zu hören und als ich den Blick über meine Schulter mach hinten richtete, sah ich Brenna mich gesenktem Koof und abgewandten Blick dastehen. Ja, Yuhkai war definitiv ein geborenes Alphatier. Ein Gedanke blitzte in meinem Unterbewusstsein auf und ehe ich etwas dagegen tun konnte, hatte ich ihn auch schon laut ausgesprochen.
"Du musst dich vor Erik in Acht nehmen. Er wird jede Möglichkeit nutzen, um sich über dich zu stellen."
Als ich Yuhkai wieder ansah, nahmen seine bedrohlich leuchtenden Augen wieder ihre menschliche warme Braunfärbung an. Ein freches Grinsen legte sich über sein Gesicht und er legte fast schon verspielt herausfordernd den Kopf schräg.
"Lass Erik meine Sorge sein. Mit dem komm ich schon klar.", lautete seine Antwort, aber er kannte Erik nicht so gut wie ich. Auch wenn der Sohn des Alphas freundlich wirkte, hatte er sich doch in den letzten Jahren geändert. Und leider nicht zum guten, nahm ich immer häufiger an. "Was mich aber eher interessiert ist, warum sich die Wunde, die Brenna dir zugefügt hat, schon geschlossen hat."

Ich sah auf meine rechte Schulter hinab und musste feststellen, dass an der Stelle Liams Pullover und Dad's Tshirt in Fetzen hing. Um das Tshirt machte ich mir weniger Sorgen, aber ich konnte förmlich schon Liams Gesichtsausdruck sehen, wenn ich ihm erklärte, was damit geschehen war. Und zu meinem größten Bedauern, müsste ich den Pullover bezahlen und die Teambekleidung war alles andere als günstig. Ich seufzte. Der Tag hasste mich.
"Ich bin vielleicht keine Lykanerin, trotzdem besitze ich einige lykantropische Eigenschaften. Bis zu einem gewissen Grad Schnelligkeit, Stärke und je nach Tagesform auch Heilung." Ich berschränkte die Arme vor der Brust und starrte Yuhkai herausfordernd an. Obwohl meine aggressiven Gelüste ihm gegenüber abgenommen hatten, durch die Rauferei mit Brenna, hatte ich trotzdem noch immer das Bedürfnis ihm dieses Grinsen aus seinem frechen schönen Gesucht zu schlagen. Als ob er meine Gedanken gelesen hatte sah belustigt über mich hinweg zur Wand und presste recht erfolglos die Lippen zusammen.
"Wie heißt du?", fragte er stattdessen kurz darauf und bestätigte die klitzekleine wage Vermutung, die mir vorhin gekommen war. Er erkannte mich tatsächlich nicht. Aus diesem Grund war ich jetzt diejenige, die frech zu grinsen begann.
"Tja, anscheinend verfügt ihr Lykaner doch nicht über einen so guten Geruchssinn, wie ihr immer behauptet und anscheinend über ein noch schlechteres Langzeitgedächtnis. Der Lykaner vor mir legte wieder den Kopf leicht schräg und schien nachzudenken. Aber er kam nicht drauf. Stattdessen ging die Tür auf und wir alle setzten uns wieder auf unsere Plätze, als der alte Mr. Williams hereingewatschelt kam und seine Bücher auf das Lehrerpult legte.

Mr. Williams schob die kleine Brille auf seiner Nase etwas weiter nach vorne, um die Anwesenheitsliste durchzugehen und markierte auch die Neuankömmlinge. Dich als er bei meinem Namen stehen blieb und mich ansah hielt er inne.
"Um Himmelswillen! Was ist denn mit ihnen passiert?", fragte er und starrte ungläubich auf mein Tshirt. Jake knurrte kaum merklich neben mir Brenna an, die so tat, als ob nie etwas gewesen wäre.
"Nichts Mr. Williams. Nur ein neuer Midetrend, den ich gerade ausprobiere. Leider hat es Liams Pullover erwischt.", antwortete ich sehr freundlich auf seine Frage und machte mich zu einer Lügnerin.
Er schien kurz zu überlegen nickte dann aber  und richtete den Blick wieder auf die Liste in seiner Hand.
"Na dann hoffe ich, dass ihr Bruder nicht allzu erzürnt darüber sein wird, Ria."
Der Lykaner vor mir stieß einen erschrockenen Laut aus bevor er sich mit schierem Unglauben im Gesicht zu mir umdrehte uns eingängig mein Gesicht musterte. Ich beugte mich mit wissendem Grinsen nach vorne.
"Tja Yuhkai, erkennst du mich jetzt?", fragte ich zuckersüß nach. Seine Freunde sahen verwirrt zwischen uns hin und her und auch Jake schien sie Sitiation nicht richtig einschätzen zu können. Er kannte die Geschichten über Yuhkai und als er den Lykaner vor mir noch einmal ansah, lehnte er sich mit zufriedenen Lächeln auf seinem Stuhl zurück und ich konnte fühlen, wie stolz Jake auf mich war, dass ich diesen Spielzug so herrlich gewonnen hatte. Denn was Yuhkai ebenfalls klar wurde, außer wer ich bin, war, dass ich die versteckte stumme Auffirserung zum Spielen in seinen Lächeln vorhin erkannt hatte.

"Asteria Alderidge.", sprach er meinen Namen aus. Die Art wie er meinem Vornamen betonte, jagte mir einen warmen Schauer über den Rücken.  "Ich hab mich schon gefragt, ob du immer noch die feste Zahnspange trägst zusammen mit dieser hässlichen Brille. Die letzten Jahre haben sich erstaunlich... großzügig mit dir gezeigt." Sein Blick glitt von meinen Haaren über mein Gesicht bis hin zu meiner Taille und hinterließ eine brennende Spur auf meiner Haut.
"War das gerade die Andeutung eines Kompliments, Yuhkai? Das sieht dir überhaupt nicht ähnlich.", sagte ich und lehnte mich auf meinem Stuhl zurück.
"Bilde dir ja nicht zu viel darauf ein, Asteria! Nur weil du jetzt...", er schien nach den passenden Worten zu suchen. "so aussiehst, heißt das nicht, dass ich plötzlich nicht mehr wüsste, wie du noch mit 12 Jahren ausgehen hast. Schade irgendwie. Ich hatte mich auf das kleine hässliche Entlein von damals schon sooooo sehr gefreut." Das Grinsen in meinem Gesicht wurde schwächer und die ganzen Beleidigungen, Stichelein und Gemeinheiten, die der Lykaner mir damals als wir noch Kinder waren, entgegen gebracht hatte, kamen mir schmerzhaft in Erinnerung. Ohne es wirklich zu bemerken, hob ich meine Hand legte sie auf dem Tshirt über die Narbe an meinem Rippen. Yuhkai war der Grund für diese Narbe und für viele weitere, die mir schmerzlich auf der Erinnerung meiner Kindheit brannten.
"Für die Narbe", begann ich. "Werde ich mich übrigens nich revanchieren." Meine Stimme war kühl. Distanziert. Yuhkai sollte wissen, dass ich nicht mehr das kleine Mädchen von früher war. Als sich mein Blickfeld wieder schärfte, sah ich, wie für einen kleinen Augenblick Verwirrung auf seinem Gesicht geschrieben stand. Er hatte nie erfahren, dass sein Streich damals, eine große hässliche Narbe hinterlassen hatte. Fast noch schlimmer machte es die Tatsache, dass sie jeden abschreckte, der sie sah und die wenigen Male, die Erik und ich miteinander geschlafen hatten, hatte er nie die Narbe berühren wollen. So schrecklich musste sie sich für ihn angefühlt haben, als er sie bei unserem ersten Mal aus Versehen gestreift hatte.

Der Lykaner erwiderte nichts mehr, sondern drehte sich stumm um. Den Ausdruck auf seinem Gesicht, konnte ich nicht lesen. Jake streckte mir die zur Faust geschlossene Hand hin und ich stieß mit meiner dagegen. Gewonnen!, schienen seine Augen zu sagen. Ja, diese Rundehatte ich gewonnen. Trotzdem ließen mir meine Gedanken keine Ruhe. Erinnerungen an unsere Kindheit, an seine Gemeinheiten und alles andere schwirrten mir durch den Kopf und machten es mir unmöglich, Mr. Williams Unterricht zu folgen. Der Erdkundelehrer war ein putziger Mann und sehr freundlich und manchmal vermutete ich, dass er auf die alte Dame aus der 10b bei mir in de Straße stand. So oft wie er an ihrem Haus spazieren ging, wenn sie gerade mit ihren zwei Maltesern hinaus wollte. Irgendwie tat es mir für ihn leid, dass ich seinen Erklärungen über Verstädterung, Erschließung von ungewöhnlichen Lebensräumen, der zur Nutzemachung der natürlichen Ressourcen für Wohnunterkünfte nicht folgen konnte. Doch bei der Erwähnung der Polarregionen als Lebensraum für Menschen, durchzuckte ein anderer Gedanke meinen Kopf und ich sah über die Schulter zu der Stelle, an der mich Brenna festgehalten hatte. Ich konnte mit doch nicht etwa eingebildet haben, dass mein Körper eiskalt  wurde und eine feine Eisschicht auf dem Boden hinterlassen hatte. Oder doch? Immerhin hatte die Lykanerin deswegen aufgejault. Oder hatte sie wegen etwas anderem so reagiert? Hatte es überhaupt jemand anderes mitbekommen? Ich hoffte nicht. Ich war mir ja selbst wegen meiner Augen heute morgen noch unsicher, ob das überhaupt wirklich geschehen war.

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Halli Hallo ☀️

Das regelmäßigere Updaten macht mir irgendwie Spaß und viele von euch wollen dadurch immer mehr.😂❤

Deswegen komme ich euren Bitten nach.
Ich hab relativ gut vorgeschrieben und kann eine Weile lang, täglich ein Kapitel hochladen. Vielleicht manchmal auch zwei.😊

Demnach wünsche ich euch ein schönes Wochenende.❤

LG
Jessy❤

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