2. Was nun?

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Viola

"Emmy halt bitte still ja, du weißt das ich das während dem Autofahren überhaupt nicht mag!" ich sah immer wieder genervt in den Rückspiegel. Waren da Scheinwerfer hinter uns? Nein? Gut!
Nur meine zappelige kleine Tochter, die mit ihrem Stofftier hin und her wedelte und meine eh schon angespannten Nerven, noch mehr strapazierte.
"Das darfst du doch nicht sagen Mamaaaa....!" krähte die vierjährige lautstark....
Ich seufzte angestrengt,...ich wusste ja das sie recht hatte, aber trotzdem.....ihr Herumgezappel setzte meinem schon arg geplagten Gemütszustand noch mehr zu.
Das Regenwetter in der Dunkelheit, auf dieser Gottverlassenen Waldstrasse, verlangte eigentlich meine vollste Konzentration....
"Maaamaaa.....wenn wir Versteckenspielen,..darfst...darfst du das nicht saaaagen....!"
"Jaaaaaaaaa.....doch ich weiß.....! Aber trotzdem möchte ich das du mal stillhälst, wir sind schließlich gleich da...ok?"
"Oooooook...krieg ich dann ein Eis Maamaa?"

Ich seufzte meine Kapitulation und rieb mir kurz über meine müden Augen......bis der Markerschütternde Schrei meiner Kleinen mich zusammenfahren ließ.
Gerade so eben im Lichtkegel meiner Scheinwerfer tauchte ein menschlicher Schemen auf, sofort trat ich die Bremse bis zum Bodenblech durch, und dann ging alles rasend schnell. Der Wagen fing an zu rutschen, und dank der wenigen trockenen Flecken auf der Strasse wild zu schlingern.
Mit einem dumpfen Klong stießen wir gegen "etwas" , drehten uns noch dreimal, schlitterten einige Meter und blieben dann endlich stehen.
Stille!
Überwältigende Stille!
Ich hielt das Lenkrad so fest, das meine Fingerknöchel weiß hervortraten!
Um Himmelswillen, ich hatte einen Menschen überfahren!
Ich hatte einen Menschen überfahren!
Ich saß dort wie gelähmt, meine Augen auf die Dunkelheit vor mir gerichtet....bis ein stetig ansteigendes Geräusch mich aus meiner Trance zog...
"Maaamaaaaaa,...Maamaaa,...Maaammmaaa....!!!"
Voller Panik warf ich mich in meinem Sitz herum und strangulierte mich dabei fast selbst mit meinem Gurt, bevor ich ihn mit zitternden Händen, hektisch öffnen konnte.
Ich kroch fast zwischen den beiden Vordersitzen durch, schaltete schnell das Innenlicht an und sah auf meine Kleine im Kindersitz auf der Rückbank.

"Emmy, ist alles ok, geht's dir gut, tut dir was weh????"
"Mamaaa....das darfst du doch nicht sagen!"
ich seufzte ergeben, sie hatte ja so recht und sie schien auch unverletzt und völlig unbeeindruckt von dem vorangegangenen Vorfall zu sein..
Oh verdammt der "Vorfall"!!!!
Ich pustete mehrfach durch und stieg, am ganzen Körper zitternd aus...
Am Straßenrand, fast verdeckt zwischen zwei niedrigen Büschen.....konnte ich einen gelben Turnschuh ausmachen.

Reiß dich verdammt noch mal zusammen!!
Schimpfte ich mit mir selbst und ging langsam um mein Auto herum....vielleicht hatte ich ja "Glück" und es war doch ein Reh oder so gewesen und der Schuh lag einfach nur so da.....
Ich seufzte,  auch ein verletztes oder getötetes Tier wollte ich nicht.....nur leider war der Schemen  ziemlich eindeutig gewesen....im Scheinwerferlicht stehend zögerte ich......bitte...bitte....sei nicht tot....egal wer oder was du bist!
Da bewegte sich der Schuh leicht und ich eilte hinüber.
Mühsam zog ich das Gestrüpp so gut es ging zur Seite und legte den darunterliegende Körper frei.
Mitlerweile waren meine Kleider vom stetig fallenden Regen völlig durchnässt, aber Dank Adrenalin spürte ich die Kälte nicht, das galt für die Person im morastigen Strassengraben aber bestimmt nicht.
Ich musste mir schnellstmöglich einen Überblick der Vitalfunktionen verschaffen und überlegen was ich weiter tun konnte während ich mich neben den Körper der Frau kniete wie ich schnell feststellte, als ich Atmung und Puls kontrollierte.
Nicht gerade super, aber den Umständen entsprechend zu erwarten.
Methodisch tastete ich sie eilig von Kopf bis Fuß durch.......sie gehörte in medizinische Obhut so viel war klar.....
Ich ging meine Optionen durch....
Einen Krankenwagen zu rufen ging nicht, da ich hier draußen kein Netz hatte....
Sie ins nächstgelegene Krankenhaus zu bringen würde zu viele und vor allem unbequeme Fragen aufwerfen, plus polizeiliche Aufmerksamkeit konnte ich nicht brauchen, ..
Und einfach dort abladen????
Ungesehen???
Keine Chance.....!
Ich stöhnte laut auf und bugsierte die bewußtlose Frau unter größten Anstrengungen auf den Beifahrersitz....gut das sie nichts mitbekam, während sie leise vor sich hinstöhnte.
Eilig schnallte ich sie an und sah mich um....weit und breit keine Menschenseele, so weit draußen zu sein hatte so seine Vor und Nachteile.
"Mamaaa spielt die Frau...jetzt... mit uns verstecken....??"
Ich schnallte mich an und fuhr vorsichtig
los.....
"Sieht so aus Süße.....sieht so aus!"

Zweite Chancen.....  BAND 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt