33. Zuhause

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Kjetil

Ein weiterer Tag von vielen, kam und würde wieder gehen. Einer von vielen einsamen Tagen,.....die mir immer wieder vor Augen führten, welch unentschuldbares Leid ich verursacht hatte,....
Welch ein unfassbarer Idiot ich war und wohl bis zu meinem Ende auch bleiben würde.
Aufseufzend stierte ich mit leerem Blick in die Flammen, als ich im Unterbewusstsein die Türklingel hörte.....
Ich kümmerte mich nicht weiter darum,....sicherlich nur ein Handwerker oder Liferant...
Ich ignorierte die gedämpften Stimmen in der Eingangshalle und starrte weiterhin ins Feuer.

Wo kam denn nur der plötzliche Luftzug her, dachte ich, schon im Begriff nach Aslaug zu rufen....betätigte ich den Hebel am Rollstuhl mit meiner gesunden rechten und erschrak,....da stand ein kleines Mädchen mit langen dunklen Haaren vor mir und betrachtete mich völlig ohne Angst aus großen Augen, die in dem wohl faszinierendsten Blau leuchteten, das ich je gesehen hatte,so blau das sie schon fast violett schienen.
Ein Nachbarskind?
In Strümpfen und ohne Jacke unterwegs?
Höchst unwahrscheinlich!

"Wer bist du denn Kleine?"
"Ich bin Emmy, ich bin mit meiner Mamaa und MammaNikah hier."

Sie sprach sehr gut norwegisch, aber dieser Akzent.....den kannte ich, den kannte ich seeehr gut sogar......vor fast 40 Jahren hörte ich den tatsächlich zum ersten mal....von dem wunderbarsten Menschen bei dem ich, das unschätzbare Glück hatte...sie min kære nennen zu dürfen.

Ganz ohne Umschweife, als wenn es das Selbstverständlichste der Welt für sie wäre,....krabbelte die Kleine auf meinen Schoß, machte es sich auf der Decke bequem und zupfte vorsichtig an meinem langen Bart....

"Bist du der Weihnachtsmann?"
Ich?
Der Weihnachtsmann?
Ach Gott Kind, noch nie war jemals jemand auf diese Idee gekommen.....ein dummer alter Troll vielleicht,....das wäre wohl viel passender.....aber bestimmt nicht der Weihnachtsmann.
Aber ihre Frage und dieses freche Grinsen....bewirkten etwas tief in mir..etwas das schon seit Ewigkeiten nicht mehr vorgekommen war.....
Ich lachte...!!
Und lachte...und lachte....immer lauter....mit dem kleinen Mädchen zusammen, bis mir die Tränen an den Wangen herunterliefen, die ich aber nicht wegwischen konnte, da ich dieses wundervolle Kind mit meinem gesunden Arm hielt,......aber das war auch gar nicht nötig.....das tat Emmy schon für mich.
Mit ihren kleinen Händchen, rieb sie mithilfe ihrer Pulloverärmel sanft über mein Gesicht und mit erneutem, klaren Blick, sah ich auch Aslaug, und zwei weitere Frauen, offenen Mundes staunend im Türrahmen stehen.

Die kleinere der beiden Frauen, sah aus wie die erwachsene Version des kleinen Mädchens auf meinem Schoß, ....die größere der Beiden jedoch.......die mit den kurzen Honigblonden Haaren, die zögerlich einen Schritt herein machte und unschlüssig stehenblieb, bis die kleinere Frau sie an die Hand nahm und sie dann einen weiteren Schritt nach vorn machte..........
Ich konnte es kaum glauben, mein Herz machte einen Sprung und schlug dann wild in meiner Brust....
Sie war es.....auch wenn es 16 Jahre her war, als ich sie das letzte mal gesehen hatte....
Als ich den allergrößten, meiner großen Fehler beging.......
Es war mir unbegreiflich, das ich es noch mal erleben durfte,...sie zu sehen.
Es war kein Hass, oder Abscheu in ihrem Blick.....nur Fragen und banges Hoffen,.....mein
Kind war wieder zuhause....!

"Willkommen zuhause Helin."

Ich lächelte, wie lange hatte ich ihren Namen nicht mehr genannt?
Vieeeel zu lange,....viel,...vieel zu lange...
Ich betrachtete die beiden schönen Frauen die Händehaltend vor mir standen und beantwortete schließlich Emmy's Frage..

"Nein kleine Emmy, ich glaube ich bin dein Opa?!"

Das kleine Mädchen strahlte mich an wie hundert Sonnen, sprang im nächsten Moment von meinem Schoß, lief lachend zu meiner, jetzt erwachsenen Tochter und warf sich ihr in die ausgestreckten Arme..

Zweite Chancen.....  BAND 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt