24. Die Geister der Vergangenheit

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Leah

Ich war sprachlos....ich hatte die ganze Zeit über Angst davor gehabt, das Astrid mir Nikah wegnehmen würde....das Astrid ihre Liebste sei....... dabei hätte ich nicht falscher liegen können und kam mir jetzt,wie der größte Idiot vor.
Ich streichelte ihr übers Haar, küsste sie sanft auf die Stirn und flüsterte ihr ins Ohr....
"Ich bin gleich wieder da....!"  Sie nickte kurz und starrte weiterhin auf Emmy, die in ihren Armen schlief und so, lief ich schnell nach oben und schlüpfte in meinen Pyjama und Socken....und nahm für meine beiden Liebsten die gleichen Accessoires mit nach unten.
Nachdem alle angezogen, in Decken eingemummelt auf der ausgezogenen Couch lagen, mit heißer Suppe und Tee in ihren Bäuchen...und ich beide von oben bis unten auf kalte Stellen abgetastet hatte, kuschelte ich mich an Nikah, auf deren Schoß sich Emmy eingerollt hatte wie ein kleines zufriedenes Kätzchen.
Ich beobachtete meine Liebste, die mitlerweile wie gebannt ins Feuer starrte....nahm ihre Hand und strich sanft, immer wieder  mit meinem Daumen über ihren Handrücken.
Vor meiner drängendsten Frage graute mir derart, das ich Magenflattern bekam, aber ich musste sie stellen....

"Du hast  Erinnerungen   ???"
Sie nickte leicht, ohne den Blick vom Kaminfeuer zu nehmen

"Möchtest du mir davon erzählen....?

Nikah starrte weiterhin ins Feuer und antwortete tonlos....
"Ich hätte damals sterben sollen,.... ich.....nicht Astrid.....!"

Ihre wenigen Worte fuhren wie scharfe Klingen in mein Herz,...warum um alles in der Welt dachte sie nur so etwas?
Ich nahm ihr Kinn zärtlich in meine Hände und drehte ihren Kopf zu mir, bis sich unsere Augen trafen.
Ihr Blick wirkte traurig, verloren und unendlich weit weg....
Es brach mir schier das Herz,....... sie so zu sehen und ihr nicht helfen zu können
Sanft wischte ich ihr eine goldene Strähne aus der Stirn und streichelte liebevoll ihr Gesicht.....
"Liebling.....warum sagst du so etwas....?"
Sie seufzte schwer....
"Weil....mir mein  Vater  das oft genug gesagt hatte."

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17.März 1986
Drammen, Südnorwegen

Hannah

"Kjetil,.....bitte fahr etwas langsamer..!" bat ich den großen Mann neben mir, der das Lenkrad so fest umklammert hielt, das seine Fingerknöchel weiß hervorstanden. Ich hätte ja behauptet, das seine Fahrweise uns innerhalb kürzester Zeit ins Krankenhaus bringen würde, hahaha.... aber tatsächlich waren wir genau dorthin unterwegs.
Ins Krankenhaus,.... damit unsere Tochter Astrid das Licht der Welt erblicken konnte.
Die Wehen hatten eingesetzt und kamen in immer kürzeren Abständen, die Fruchtblase war auch schon geplatzt,.......jetzt hieß es keine Zeit  verlieren, denn so sehr ich die alte Frau Bakke auch mochte als Hebamme, ich legte keinen größeren Wert auf eine Hausgeburt.
An mögliche Komplikationen wollte ich nicht wirklich denken, aber auf Eventualitäten vorbereitet zu sein, schien mir das Beste zu sein, schließlich war es mein erstes Kind.

Kjetil verlangsamte sein Tempo minimal, und so rasten wir an diesem kalten Montagmorgen über die Landstrasse, nach Drammen, ins dortige Krankenhaus.
Glücklicherweise waren die Strassen Schneefrei und relativ trocken.
Schneefrei ja...!
Autofrei keineswegs...!
Wir erreichten Drammen, wie hätte es auch anders sein können, zur morgendlichen Rushhour.....

"FAEN!!!!!!" knurrte Kjetil und ließ kurz das Lenkrad los, nur um sofort mit seiner großen Hand dreimal auf die Hupe einzuschlagen....

"Kjøre din idiot!!!!!!!" stieß er völlig aufgebracht aus,.....dem stimmte ich vorbehaltlos zu,musste mich aber selbst auf das Durchatmen der nächsten Wehe konzentrieren........FAEN!!!

Zweite Chancen.....  BAND 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt