(Mat POV)
Ich gehe in meinem Büro auf und ab, denn ich kann mich ihm einfach nicht gegenüber setzen. Sein selbstgefälliges Grinsen, weil ich ihn und seinen Rat brauche, ist unerträglich für mich.
Wieder lacht er auf und ich balle meine Fäuste. "Was ist daran so witzig?", zische ich. "Du.", antwortet er achselzuckend. "Du und dass du wirklich gedacht hast, du könntest sie so einfach kontrollieren."
Lenny lehnt sich nach vorne. "Du denkst, du würdest Julie kennen, aber das tust du nicht. Du hast immer wieder versucht sie einzuschüchtern und in die Richtung zu lenken, die du vorgibst. Und wohin hat es euch gebracht?"
Nachdem Julie weg war, habe ich ziemlich schnell gemerkt, dass etwas fehlt. Natürlich wäre ich in meiner Impulsivität am liebsten direkt zu ihr gefahren, um ihr meine Unterlagen und vermutlich auch meinen Schlüssel abzunehmen, aber wohin hat uns das bisher geführt?
"Du hast sogar mich aus dem Weg geräumt, du hast nichts unversucht gelassen...", macht er weiter. "Ist ja gut.", unterbreche ich ihn genervt. "Ich weiß, dass ich einiges falsch gemacht habe, aber du brauchst dich hier auch nicht als bester Freund des Jahres aufzuspielen."
Gerade als Lenny darauf eingehen will, klopft es an der Tür. Parker steckt den Kopf zur Tür herein. "Du hattest recht, bei dir in der Wohnung wurde eingebrochen.", bestätigt er meine Vermutung. Ich nicke und er verschwindet wieder. Ich fahre mir mit der Hand übers Gesicht. Es ist ja nicht so, als würde mir das nicht alles schon genug Ärger bereiten, nein, Julie muss dem ganzen noch eins draufsetzen.
"Sie will den Inhalt der Tasche sehen.", sage ich. "Und was befindet sich in dieser wahnsinnig beliebten Tasche, an die jeder heran will?", fragt Lenny. "Etwas, das wir der Polizei hätten geben sollen." Er zieht eine Augenbraue hoch.
"Mehr musst du nicht wissen. Es wird sie nicht glücklich machen, diesen Inhalt zu sehen, deshalb müssen wir sie vorher abpassen... DU musst sie abpassen." Nun muss ich mich doch setzen. "Ich? Ich gehe ihr seit Wochen aus dem Weg und plötzlich soll ich einfach auftauchen?" Nicht nur das...
"Du musst ihr den Schlüssel abnehmen." Er schüttelt den Kopf. "Auf keinen Fall nehme ich dir die Drecksarbeit ab, nur damit du hinter her nicht noch schlechter dastehst." Es war klar, dass er genau das von mir denkt, aber das ist es nicht. In Wirklichkeit kann ich es nicht, ich kann sie gerade nicht sehen, das würde ich nicht ertragen. Unser letztes Gespräch war so voller Schmerz und Emotionen, dass mich ihre bloße Anwesenheit um den Verstand bringen würde. Doch das kann ich ihm nicht sagen...
"Denk an unsere Abmachung. Entweder du tust das oder du kannst dir deine Freheit abschminken." Und wieder sind wir an dem Punkt, an dem ich ihn bedrohe. Das wird sich wohl niemals ändern, diese Idiot ist aber auch so verdammt stur. "Wie soll ich das bitte anstellen?"
Während wir uns einen Plan überlegen, wie Lenny noch rechtzeitig an den Schlüssel kommt, schweifen meine Gedanken immer wieder ab. Andauernd frage ich mich, ob das alles wirklich meine Schuld ist. Ich habe immer wieder mit mir gehadert, ob ich sie einweihe oder nicht; was besser für uns wäre und was sie von mir denken würde.
Ja, ich habe aus egoistischen Gründen gehandelt. Ich wollte sie für mich und tief im Inneren wusste ich, wie wichtig es ihr ist, den wahren Grund für Etiennes Verschwinden zu erfahren. Und doch tut es weh, dass sie alles, was wir hatten, wegschmeißt und mich jetzt auch noch beklaut. Vielleicht ist das unser Ding, wir lieben uns, dann verletzen wir uns gegenseitig immer wieder, missbrauchen das Vertrauen des anderen und können doch nicht ohne einander... War sie auch schon so oder habe ich sie dazu gemacht?
"Also gut, ich treffe sie dort und werde ihr den Schlüssel abnehmen. Danach wird sie vermutlich nie wieder ein Wort mit mir reden.", seufzt Lenny. Da wären wir dann schon zu zweit.
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Etienne - My Brother and Burden
Fanfiction1. Teil: Matthew - My Guardian And Guilt Gerade fing alles an besser zu werden. Sie hat sich an ein Leben ohne ihn gewöhnt, sie hat sich mit Matthew versöhnt und die lang ersehnten Ferien stehen an. Doch dann steht er da: Etienne, ihr Bruder, der s...