Wir sind irgendwann einfach eingeschlafen, um uns herum die Pizza Kartons und der Fernseher flimmert noch. Ich werde von der Helligkeit geweckt und meine Augen wollen sich einfach nicht daran gewöhnen. Mit zusammen gekniffenen Augen taste ich das Bett nach der Fernbedienung ab, ganz vorsichtig, damit ich Julie nicht wecke.
Statt der Fernbedienung finde ich mein Handy und das Display blendet mich erneut. Es ist 3:24 Uhr in der Nacht. Asher schrieb mir, dass er an seinem Posten angekommen ist. Ich befürchte, ich muss Julie in den nächsten Tagen von hier fern halten. Wir haben lange gebraucht, um wieder voranzukommen und nun muss ich mich ganz darauf konzentrieren.
Die doofe Fernbedienung liegt natürlich direkt unter ihrem Arm und ich versuche sie vorsichtig wegzuziehen, doch Julie bemerkt es und murmelt im Halbschlaf irgendwas. Ich halte inne, bis sie wieder gleichmäßig atmet.
Was hat diese Frau nur für ein Chaos in mein Leben gebracht? Seit dem sie da ist, geht alles drunter und drüber, aber ich habe mich noch nie so gut damit gefühlt. Es macht endlich Sinn für mich, als Anführer vor meinen Leuten zu stehen. Es lohnt sich, dafür zu kämpfen und diese elendigen Wichser wie Hitch und Etienne zu beseitigen...
... auch wenn ich sie dafür eine zeitlang belügen muss. Sie wird es verstehen, wenn sie sein wahres Gesicht sieht. Es wird sie aber auch schwer verletzen und dann muss ich für sie da sein. Und Lenny wird wahrscheinlich auch wieder an ihrem Leben teilhaben, sofern er das alles überlebt.
Keine Ahnung, ob ich wirklich bereit dafür bin, meinen Hass ihm gegenüber ruhen zu lassen und nach vorne zu blicken, doch für sie würde ich es tun.
Ich streiche ihr eine Strähne aus dem Gesicht und beobachte sie beim Schlafen. Ich bin ein absoluter Freak, aber es beruhigt mich, sie so zu sehen. Sie ist mir ein Rätsel - es ist mir ein Rätsel, wie sie es mit mir aushält. Sie ist zu gut für mich, hoffentlich bemerkt sie das nicht eines Tages.
„Wenn das alles vorbei ist, fliegen wir nach Frankreich.", flüstere ich und streichle über ihren Kopf.
Wenn das alles vorbei ist...
Ich werde von einem dumpfen Geräusch geweckt. Ich muss gestern eingeschlafen sein, während ich meinen Gedanken freien Lauf gelassen habe. Langsam öffne ich die Augen, um nicht wieder so etwas wie letzte Nacht zu erleben.
Julie steht vor dem Schreibtisch und hält sich den Fuß. Mit schlechtem Gewissen schaut sie zu mir herüber und beißt sich auf die Lippe. „Sorry," krächzt sie. „Ich hab mir den Fuß am Stuhlbein gestoßen." Ich muss lachen und lasse mich wieder zurückfallen. „Dich kann man wirklich keine Minute allein lassen."
„Nein, deshalb kommst du jetzt mit mir und wir machen Frühstück.", wie auf Kommando grummelt ihr Bauch. Ich würde viel lieber im Bett liegen bleiben, aber sie würde extra nerven bis ich mit ihr runtergehe. Seufzend rolle ich mich aus dem Bett.
„Ich brauche gleich erstmal einen Kaffee und eine Zigarette.", sage ich während ich meinen Pullover über- und meine Kapuze ins Gesicht ziehe. „Das gesundeste Frühstück der Welt." Für den Spruch bekommt sie einen Klaps auf den Po.
Als mein Handy aufleuchtet und ich sehe, dass Asher mir eine Nachricht geschrieben hat, ignoriere ich es fürs erste. Das soll ein entspanntes Frühstück werden und vermutlich trägt diese Nachricht nicht dazu bei.
„Habt ihr noch Mehl für Pancakes? Ist im Keller welches? Ich kann es auch holen.", schlägt sie vor während ich am Fenster sitze und rauche. Ich winke ab. „Nein, schon gut, ich hole es." Schnell drücke ich meine Zigarette aus und mache mich auf den Weg runter. Sie weiß doch, dass ich es nicht leiden kann, wenn sie in den Keller geht.
Der süße Geruch von frischen Pancakes weckt den Hunger in mir und weil ich Zeit mit Julie alleine verbringen möchte, nehmen wir alles mit auf mein Zimmer. Allenfalls wären die anderen binnen Minuten unten und würden alles wegessen - wie die Hyänen.
„Meinst du eigentlich, man kann zu viel Schokolade drauf machen?", frage ich als ich den überfüllten Löffel mit Schokocreme sehe, den sie sich auf den Pancake schmiert. Sie schüttelt lachend den Kopf. Sie lacht viel momentan, aber oft wirkt es gespielt. Vermutlich ist ihr wegen Etienne noch nicht zum Lachen zumute.
Als ich das Gefühl habe, ich platze, lehne ich mich gegen mein Kissen und lese die Nachricht von Asher. Er will dringend mit mir telefonieren. Ich seufze.
„Was ist los?," fragt sie. „Arbeit.", murmle ich. „Ich muss gleich mal telefonieren, kann sein dass es etwas länger dauert."
„Ist okay, ich gehe solange duschen.", schlägt sie vor.
Als sie mit ihren Sachen durch die Tür verschwindet, rufe ich Asher an. „Hey, was gibt's?," frage ich und kaue auf einem Zahnstocher herum.
„Ich befürchte, ich habe Mist gebaut." Wer beginnt denn so ein Telefonat? „Was hast du gemacht? Du sollst nur rumsitzen und aus dem Fenster gucken.", versuche ich die Situation aufzulockern.
„Hör mir lieber erst zu." Ok, jetzt mache ich mir Sorgen. Ich richte mich lieber etwas auf und lege den Zahnstocher beiseite, bevor ich mich verschlucke."
Dann erzählt er mir, dass er Etienne wohlmöglich gesehen hat, als er die Wohnung beobachtet hat. An seinem Gang und seinem Pullover hat er ihn wiedererkannt. Er kam damals aus dem Nachbarhaus, deshalb hat er sich nicht weiter mit ihm beschäftigt.
"Bist du dir ganz sicher?", presse ich vor zusammengekniffenen Zähnen hervor. "Ja, du weißt, wie gut ich mich an Menschen erinnern kann. Sorry man, so etwas ist mir noch nie passiert."
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Etienne - My Brother and Burden
Fiksi Penggemar1. Teil: Matthew - My Guardian And Guilt Gerade fing alles an besser zu werden. Sie hat sich an ein Leben ohne ihn gewöhnt, sie hat sich mit Matthew versöhnt und die lang ersehnten Ferien stehen an. Doch dann steht er da: Etienne, ihr Bruder, der s...