Rede und Antwort

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Und dann sitzen wir drei in Stephs Wohnzimmer, die sich in der Obhut von Milo und Lenny befindet und langsam ungefähr eine Ahnung bekommen sollte, was hier los ist. Als würde ich von oben auf uns herabsehen, nehme ich jede Bewegung und jeden Schatten wahr. Ich presse meine Füße so stark auf den Boden, dass ich jede Sekunde aufspringen könnte. Sei es um zu fliehen oder um die beiden auseinander zu halten.

"Weißt du, was Hitch mit diesen Frauen macht?", frage ich. Diesmal füllen sich meine Augen nicht mit Tränen. Ich weiß nicht, ob ich schon genug geweint, mich damit abgefunden habe oder so unter Adrenalin stehe, dass mein Körper gar nicht weiß, was er tun soll.

Etienne schüttelt den Kopf und Mat lacht auf. "Was soll die scheiße? Du willst diese Rolle wirklich immer noch aufrecht erhalten?" Er zeigt mit der Hand auf Etienne.

"Ich wusste es nicht, lange Zeit hatte ich keine Ahnung davon.", seufzt er und greift zu seiner Hosentasche. Mat horcht auf, doch Etienne holt eine Zigarettenschachtel heraus und hebt beide Hände. "Das scheint hier ja noch länger zu dauern.", murmelt er.

"Hat hier jemand Feuer für mich?", fragt er und schaut von mir zu Mat und wieder zurück. Mat schaut genervt an die Decke, wirft ihm aber dann sein Feuerzeug zu. Etienne zündet sich die Zigarette an, zieht einmal kräftig dran und atmet den Rauch zur Seite aus.

"Und als du es erfahren hast, hast du nicht drüber nachgedacht auszusteigen?" Er zieht nachdenklich die Augenbrauen hoch. "Das verstehst du nicht, kleine Schwester. Da war ich bereits an einem Punkt, an dem ich unter keinen Umständen hätte aussteigen können."

"Wieso bist du dann abgehauen?"

"Das habe ich dir doch schon erklärt. Ich habe versucht, die Situation zu retten. Hitch hätte mich vermutlich umgebracht und ich wollte dich beschützen." Kopfschüttelnd sehe ich zur Seite. Wie kann er bloß glauben, dass er mich damit beschützt hat?

"Wieso bringt Hitch dich nicht jetzt einfach um?", mischt Mat sich ein. "Weil ich etwas in der Hand habe, genau wie du vermutest.", antwortet Etienne. "Und was soll das sein?"

Etienne antwortet nicht, schmeißt stattdessen den Zigarettenstummel in sein Wasserglas und verstaut die Schachtel. "Es war schön, mit euch zu plaudern. Julie...", beginnt er und dreht sich zu mir. "Ich bin nicht das Monster, für das du mich gerade hältst. Das werde ich dir beweisen." Dann steht er auf.

Ohne zu zögern zieht Mat eine Waffe aus seiner Tasche und steht langsam auf. Geschockt springe ich von meinem Sessel. "Mat..." Ich hebe beschwichtigend die Arme. "Du verschwindest sicher nicht einfach so von hier."

Etienne wirkt nervös und schaut sich immer wieder um, als würde er auf jemanden warten.

"Dein kleiner Freund, der im Obergeschoss gewartet hat, wird nicht kommen. Ich hoffe, Emre tut ihm nicht allzu sehr weh.", ginst Mat provokant. Etiennes Augen weiten sich und er begreift, dass er keine Chance hat, hier einfach so zu verschwinden.

"Was hast du vor, mh? Mich vor meiner Schwester erschießen? Nur zu, das erhöht deine Chance bei ihr bestimmt um einiges."

"Hey!", schreie ich. "Jetzt beruhigen wir uns alle mal." Doch Mat macht nicht den Anschein, als könne er sich beruhigen. Ich sehe in seinen funkelnden Augen, wie er mit sich kämpft. Etienne scheint das auch zu sehen und wechselt seine Strategie.

"Du solltest mich besser nicht umbringen, denn dann wird auch Christin sterben." Schlagartig verändert sich seine Mimik und nun ist Etienne derjenige, der ein fieses Lächeln hervorbringt. "Du weißt, wo Christin ist?", frage ich.

"Natürlich weiß ich das. Wenn du mich tötest, wird auch sie sterben, Mat."

Die einzige Frage, die mir im Kopf herumschwirrt, ist ob mein Bruder schon immer so ein Monster war. Ich drehe mich langsam zu Mat, dessen Augen anfangen zu glitzern. Ich lege meine Hand auf seinen ausgestreckten Arm. "Lass ihn gehen, bitte.", flüstere ich. Als er nicht reagiert, drehe ich mich halb zu Etienne herum. "Geh jetzt.", herrsche ich ihn an.

Er läuft langsam zur Tür und verschwindet dann im Flur. Mat macht eine ruckartige Bewegung, doch ich bleibe vor ihm stehen und suche den Blickkontakt. "Mat.", flüstere ich, die Wut in ihm scheint zurück zu kehren.

Ohne ein Wort nimmt er Etiennes Wasserglas in die Hand und schmeißt es gegen die Wand. Ich zucke zusammen und drehe mich weg. "Ich werde ihn töten, Julie.", sagt er mit einer Bedrohlichkeit, dass ich nicht versuche, ihm das auszureden.

Etienne - My Brother and BurdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt