(Mat POV)
Müde sitze ich an meinem Schreibtisch und überlege, wie es die nächsten Wochen weitergeht. Wir saßen bis eben zusammen und haben gegrillt, was zu dieser Jahreszeit echt eine beschissene Idee ist.
Zusätzlich zu dem, was Parker vorhin aufgezählt hat, existiert noch ein weiteres Problem, das ich lösen muss. Die 5.000€ sind immer noch verschwunden und bald ist das Jahr zu ende. Dann steht die große Abrechnung an und ich muss eine plausible Erklärung dafür liefern, dass so viel Geld fehlt. Allenfalls werden sie das eventuell auf Julie zurückführen und das möchte ich auf keinen Fall. Der Vorfall im Club ist wenn überhaupt nur noch in meinem Kopf wegen Lenny.
Lenny... es ist komisch, ihn hier im Haus herumschwirren zu sehen. Auch wenn ich es ungern zugebe, sehe ich beim Boxen etwas in ihm, das mir vorher nicht aufgefallen ist. Da ist eine Art Kampfgeist, der mir nützlich sein könnte. Ich spiele mit dem Gedanken, eine andere Strategie anzuwenden. Ich brauche Lenny wahrscheinlich, um die Probleme, die sich hier auf meinem Tisch häufen, zu lösen.
Ich rufe kurz bei ihm durch und befehle ihm, zu mir ins Büro zu kommen. Nach wenigen Minuten ist er da, ohne anzuklopfen, aber darauf will ich mal nicht weiter herumreiten.
"Setz dich.", sage ich ihm und er tut, wie ihm geheißen. "Was gibt es?", fragt er angespannt.
Ich spiele mit dem Stift in meiner Hand und denke ein letztes Mal darüber nach, ob ich es wirklich tun soll.
"Ich muss mit dir reden...", beginne ich. Und dann erzähle ich ihm die Geschichte von Etienne und mir. Die wahre Geschichte, die ich versuche vor Julie zu verbergen und mit der er mich an sie ausliefern könnte. Dann wäre es vermutlich vorbei zwischen uns. Vermutlich wäre sie sogar so sauer, dass sie Informationen über uns an ihren Bruder weitergeben würde. Dann könnte er uns fertig machen.
Ich setze hier alles auf eine Karte und hätte mir jemand vor ein paar Monaten gesagt, dass diese Karten seinen Namen trägt, hätte ich die Person für verrückt erklärt.
"Warum erzählst du mir das alles?", fragt er und versteht vermutlich die Welt nicht mehr. "Weil ich dich brauche. Es weiß niemand, dass du aktuell bei uns bist und für mich arbeitest. Es wird die Situation kommen, in der wir das nutzen können, in der ich deine Hilfe brauche."
Ich erkläre ihm, dass es hier nicht nur um mich geht, sondern wie es um Etienne steht, um Julie und wie wir all dem ein Ende setzen können. Auf seiner Stirn bilden sich tiefe Falten, auf meiner vermutlich auch. Die ganze Sache ist ziemlich komplex, weil ich zu lange weggeschaut habe. Ich habe mich zu lange auf belanglose Dinge konzentriert, sonst wäre vielleicht alles anders gekommen.
"Ich weiß nicht, ob ich dir glauben kann. Ich kenne Etienne von klein auf...", murmelt Lenny. "Ich weiß. Aber hättest du von ihm erwartet, seine Schwester und seine Mutter unter egal welchen Umständen im Stich zu lassen?" Mit zusammen gepressten Lippen schüttelt er den Kopf.
"Alles schön und gut. Und was ist dann mit mir? Wenn ich dir helfe?" Ich wusste, dass er die Frage früher oder später stellen wird. "Ich mag dich nicht besonders, wie dir vielleicht aufgefallen ist. Du bringst meine Freundin dazu, mich zu hintergehen, du hast sie geküsst, dein Bruder steht mir andauernd im Weg und mich nervt alles, was mit dir zu tun hat... aber ich bin bereit, dir deine Freiheit zu geben."
"Ja, das hast du dir toll überlegt. Aber von Julie soll ich mich vermutlich weiter fernhalten, nachdem ich mein Leben für dich aufs Spiel gesetzt habe? Am besten soll ich dann aus der Stadt verschwinden, nachdem ich deine Drecksarbeit gemacht habe?"
Nur weil wir gerade das erste Mal eine Konversation führen, in der ich ihn nicht bedrohe, sollte er sich nicht so aufspielen. "Wir lassen sie entscheiden, wie es weitergehen soll." Das werde ich bitter bereuen, das steht mal fest.
Lenny atmet tief ein und wieder aus. "Was für eine scheiße.", lautet sein Fazit. "Das kannst du laut sagen.", pflichte ich ihm bei. "Ich tue das für sie und für mich selbst, ich hab kein Bock mehr, der Spielball aller zu sein.", sagt er, als er sich erhebt.
"Dann kann ich auf dich zählen?" Das ganze fühlt sich wie eine Art Waffenstillstand an. "Ja.", sagt er nicht nickt bekräftigend. "Aber nur, wenn ihr mich aus diesem anderen scheiß raushaltet. Ich will nicht der Lakaie für euch sein." Ich hätte ihn sowieso nur Toiletten putzen lassen. "Deal, aber du musst weiter mit uns trainieren und dich vorbereiten."
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Etienne - My Brother and Burden
Fiksi Penggemar1. Teil: Matthew - My Guardian And Guilt Gerade fing alles an besser zu werden. Sie hat sich an ein Leben ohne ihn gewöhnt, sie hat sich mit Matthew versöhnt und die lang ersehnten Ferien stehen an. Doch dann steht er da: Etienne, ihr Bruder, der s...