(Mat POV)
Nervös tippe ich auf mit meinen Fingerspitzen auf meinem Oberschenkel herum. Ich konnte nur hoffen, dass Julie sich all diese Namen merken würde. Sie aufzuschreiben würde nichts bringen, wir mussten sie auf Abruf haben. Ich konnte ihr nicht erklären, warum, denn sonst wäre sie so nervös geworden, dass es ihr schwerer gefallen wäre.
Wieder schaue ich auf meine Uhr. Dieser Wichser lässt mich schon seit 15 Minuten warten. Wenn er nicht kommt, muss ich mir etwas anderes überlegen. Es würde noch einen anderen Weg geben, auch wenn dieser vermutlich noch viel komplizierter wäre.
Ich höre Schritte, die immer lauter werden und richte mich auf. Ich mache mich auf alles gefasst, es könnte eine Falle sein, es könnte eine Gruppe von Männern auf mich zu kommen und mich mitnehmen oder direkt erschießen. All das wäre möglich, sogar wahrscheinlich... Doch dann öffnet sich die Tür und zwei überaus misstrauische Augen treffen auf die meine. Mein ganzer Körper spannt sich an.
Er öffnet vorsichtig die Tür, sucht den Raum ab und ich verdrehe genervt meine Augen. "Komm endlich rein, oder hast du Angst vor mir", spotte ich. Seine Augen verengen sich zu zwei wütenden Schlitzen und als er den Raum betritt, macht er keinen Hehl aus der Waffe an seinem Gürtel. Ich hatte zwar gesagt, dass wir keine Waffen mitnehmen sollen, aber mir war klar, dass er sich daran nicht halten würde.
"Was hast du dir hier für einen beschissenen Treffpunkt ausgesucht?", beschwert er sich. "Wieso, weil du noch nie eine Uni von innen gesehen hast?" Dieser Idiot soll mich nicht nerven... "Hast du?", stellt er mir die Gegenfrage, die mich zum eigentlichen Thema bringt. "Nein, aber ich denke, wir sind uns einig, dass Julie die Möglichkeit haben sollte, eine von innen zu sehen" Als ich ihren Namen ausspreche, zuckt er zusammen. Er lehnt sich gegen die gegenüberliegende Wand, sodass zwischen uns ungefähr vier Meter Platz ist. Es provoziert ihn, dass Julie bei mir ist. Auf persönlicher Ebene gefällt mir das, aber auf der Ebene, auf die es gerade ankommt, ist es schwer so mit ihm zu verhandeln. "Was willst du?", zischt er.
"Ich könnte mich selbst für diese Erkenntnis erschießen. Ich würde mir gerade lieber eine Kugel direkt in die Stirn jagen, als das zuzugeben, aber ich glaube, wir haben doch mehr gemeinsam, als wir denken" Etienne schnaubt belustigt auf und ich fahre fort, ehe er einen dummen Kommentar abgeben kann. "Ist dir schon mal aufgefallen, dass wir alle Frauen, die uns etwas bedeuten, in den Abgrund ziehen?" Seine Mimik gefriert, als ich es laut ausspreche und einen Augenblick starrt er bloß in meine Richtung. "Was...", beginnt er, doch ich lasse ihn nicht aussprechen.
"Ich weiß, dass du Hitch genau so hasst wie ich. Du bist nur auf seiner Seite, weil du deine Freundin suchst... und dein Kind?" Ich lege alle meine Karten auf den Tisch. Er stößt sich von der Wand ab, kommt wütend auf mich zu, doch ich bewege mich keinen Zentimeter. "Ich weiß alles über dich und du weißt alles über mich", seufze ich. "Kennst du den Spruch: Der Feind meines Feindes ist mein Freund? Ich würde zwar nicht so weit gehen, aber vielleicht verstehst du ja das Prinzip... auch ohne in der Uni gewesen zu sein" Er stoppt mitten im Raum. Etienne sieht aus wie ein aufgescheuchtes Tier. Er schläft nicht viel, ist gezeichnet durch seine blauen Augenringe und seine linke Hand zittert ununterbrochen.
"Erzähl mir alles, was du weißt", presst er durch seine Zähne hervor. "Das werde ich sicher nicht tun. Aber ich werde dir einen Vorschlag machen: Lass uns den Wichser zur Strecke bringen und ich helfe dir dabei, sie zu finden." Ein fieses Grinsen legt sich über sein Gesicht. "Wie willst DU jemanden wie Hitch erledigen?" Er hatte das Prinzip also nicht verstanden. "Du bist ein Idiot. Nicht ich, sondern wir. Und es ist viel einfacher, als du denkst"
"Und was ist mit deiner Schwester?", fragt er mich, das Grinsen ist immer noch nicht verschwunden. Julie würde sich vor ihrem Bruder erschrecken, wenn sie ihn so sehen würde. "Die finden wir auch.", sage ich entschlossen. "Wenn sie noch lebt", fügt er an, um mir einen Seitenhieb zu verpassen. Ich balle meine Hände zu Fäusten und versuche ruhig zu bleiben. Bei jemandem wie ihm ist das nicht so einfach.
"Nehmen wir an, ich gehe auf dein Angebot ein. Du willst vermutlich, dass ich eine Art Spion werde.", beginnt er und legt einen Finger an sein Kinn. "Wir erledigen Hitch, werden siegreiche Helden sein... Dann will ich, dass du meine Schwester in Ruhe lässt" Ich schüttle sofort den Kopf. "Das werde ich nicht"
"Dann werde ich jetzt sofort zu Hitch gehen und ihm von unserem Gespräch berichten", sagt er und dreht sich um. "Dann geh doch. Er wird sich fragen, wieso du dich überhaupt auf ein Gespräch mit mir eingelassen hast", antworte ich trocken. "Damit ich Informationen bekomme", wendet er ein. "Ach ja? Ohne seine Erlaubnis? Und was hast du für Infos bekommen?" Er hatte gar nichts. Er wusste genau, dass Hitch ihm vermutlich erstmal ein paar Rippen brechen würde.
"Lass deine Schwester selbst entscheiden, wen sie in ihrem Leben haben will" Er wirft mir einen vernichtenden Blick zu und bewegt sich in Richtung Tür. "Ich werde mich morgen bei dir melden" Dann verschwindet er.
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Etienne - My Brother and Burden
Fanfiction1. Teil: Matthew - My Guardian And Guilt Gerade fing alles an besser zu werden. Sie hat sich an ein Leben ohne ihn gewöhnt, sie hat sich mit Matthew versöhnt und die lang ersehnten Ferien stehen an. Doch dann steht er da: Etienne, ihr Bruder, der s...