~Friends~

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Lucian POV:

Sobald alle Befragungen von Elina vorbei waren und ich kurz Mittagessen gehen wollte, rief mich Zachary an. Ich wollte sie alle sowieso anrufen.
„Hi Zach."
„Hi. Hast du heute Zeit?" fragte Zach mich.
„Lass zocken."
„Elina ist wieder da." sagte ich direkt.
„Was?" fragte er. Er schien geschockt zu sein.
„Sie ist im Krankenhaus. Sie weiß das mit Sophia und ihrer Mutter, sie braucht uns alle. Ich hab gestern mit Bastian gesprochen. Kara müsste bei ihm sein, ruf doch an und kommt ins Krankenhaus." sagte ich zu ihm.
„Man Lucian, wann wolltest du uns das erzählen? Wann wurde Elina gefunden?"
„Sie ist gestern aufgetaucht, ich wollte dich gerade anrufen. Zimmer 201."
„201 merke ich mir. Ich freue mich so sehr, sie zu sehen, ich kann es nicht glauben bis ich sie mit eigenen Augen sehe." sagte er glücklich.
„Ja verstehe ich. Beeil dich."
Ich legte auf und ging essen. Einige Minuten später klingelte Kara Sturm bei mir.
„Lucian?" Sie weinte.
„Was ist los?" fragte ich besorgt.
„Stimmt es? Ist sie wieder da?" fragte sie mich.
„Ja. Kommt ihr?" fragte ich sie.
„Wir sind auf dem Weg zu Zachary. Wir holen ihn ab und kommen sofort. Ich kann es nicht fassen!"
„Ich auch nicht, sie ist gerade sehr emotional. Ihr solltet nicht so viel weinen, ich bin sicher Bastian ist auch den Tränen nah."
„Er versteckt es, aber ja. Du weißt, wie gut er mit Elina klar kommt, diese Freundschaft ist einzigartig." sagte sie lachend und weinend. Das war leider die Dauer emotion bei ihr, vor allem nachdem Helen uns alle im Stich gelassen hat.
„Wir kommen!" sagte Kara.
„Bis gleich!"
Ich legte auf und bezahlte mein Essen, dann ging ich wieder hoch.
Ich betrat Elinas Zimmer, sie schien in ihren Gedanken vertieft zu sein, doch als sie mich bemerkte lächelte Sie mich an.
„Hast du etwas gegessen?" fragte sie mich. Ich nickte, bemerkte den Ring an ihrem Ringfinger.
„Von wo hast den Ring?" fragte ich sie. Es war ein recht dünner Ring, weswegen er auch nicht wirklich ins Auge stach.
„Den hatte ich zum Geburtstag bekommen von Sophia."
„Ich erinnere mich, sie meinte ihr beschenkt euch mit Schmuck." sagte ich lächelnd. Sie lächelte nicht, sondern schien über etwas nach zu denken.
„Ich weiß es ist zu viel verlangt, aber vergiss es. Lass es Vergangenheit sein. Deine Mama und Sophia sind an einem viel besseren Ort." bemühte ich mich die richtigen Worte zu finden. Zum Glück kommt Bastian gleich, er ist einfach besser darin. Es klopfte. Wenn man an den Teufel denkt!

Elina POV:

Es klopfte.
„Herein!" sagte Lucian laut und ich zuckte zusammen.
„Tut mir leid."
„Schon gut." wehrte ich ab.
Die Tür öffnete sich und drei bekannte Gesichter kamen zum Vorschein. Ich stand auf.
„Vorsicht Elina!" sagte Lucian besorgt. Ich sprang Kara in die Arme. Sie war die erste die den Raum betrat.
„Elina!" sagte sie.
Wir beide fingen an arm in arm zu weinen. Sie löste sich von mir uns legte ihre Hände an meinen Wangen.
„Du bist wieder da!" sagte sie glücklich.
„Ja." Ich nickte stark.
Sie drückte mir einen Kuss auf die Wange und umarmte mich wieder.
Ich nahm Bastian in den Arm.
„Ich hatte nicht gedacht, dich zu treffen, ich dachte du wärst in England." Ich war wirklich überrascht ihn hier zu sehen.
„Zeit ist das wertvollste was wir haben, also sollte man sie mit den richtigen verbringen. Das habe ich nach eurem verschwinden gelernt." sagte er ruhig in der Umarmung.
„Ich habe dich so vermisst Bastian." weinte ich.
„Alles gut, du bist hier in Sicherheit. Das passiert nicht nochmal." versichert er mir.
Hoffentlich...
Dann sah ich zu Zachary, eigentlich hatte ich nicht wirklich die Kraft ihn anzusehen, doch ich tat es.
Ich weinte bitterlich und auch ihm stiegen die Tränen hoch, dem angeblich heißesten und stärksten Jungen auf der Schule. Ja auch starke Männer sind verletzlich.
Ich umarmte ihn fest.
„Es tut mir so leid!" flüsterte ich.
„Ich konnte nichts tun." weinte ich.
„Sie war deine Freundin, ich weiß es tut weh." versuchte ich mein Beileid in Worte zu fassen.
„Sie war wie eine Schwester für dich, du leidest mehr. Außerdem hast du deine Mutter verloren und deine Schwester ihr Kind."
Ich erstarrte und sah ihn an.
„Meine Schwester was?"
„Deine Schwester war ein paar Monate schwanger, deine Mama hat vor den Augen deines Vaters, deiner Schwester und deines Schwagers einen Herzinfarkt erlitten. Deine Schwester war sowieso schon aufgelöst. Dann hat der Krankenwagen an Ort und Stelle deine Mutter für Tot erklärt und das hat deiner Schwester den Rest gegeben..." erzählte Zachary mit schwerem Herzen.
„...aber sie ist hochschwanger." fügte Kara hinzu.
„Sie ruft ab und zu an um nach unserem Wohlergehen zu fragen." erklärt Bastian.
„Wow sie ist schwanger? Ich werde wieder Tant?"
„Ja von Lukas." kicherte Kara.
Das war mal eine Nachricht die mich zum Lächeln brachte. Lukas. Ich liebte ihn jetzt schon. Ich strahlte bestimmt.
„Sie kommt heute mir deinem Vater." informierte mich Lucian.
„Leute setzt euch alle!" sagte Bastian.
„Hier ist genug Platz!" fügte er hinzu. Wir hatten tatsächlich vier Stühle hier und man konnte sich auch auf das Bett setzten. Ich setzte mich im Schneidersitz auf das Bett und Zachary und Lucian links von mir und Bastian und Kara rechts. So konnte ich auch alle sehen.
„Was macht ihr so? Ich habe alles verpasst."'sagte ich.
„Unser Zachary hat seine bessere Hälfte gefunden." grinste Kara.
„Kara!" fuhr Bastian sie an.
„Echt? Wie heißt sie? Wie sieht sie aus? Hast du ein Foto?" Lucian lachte leise. Bastian schien etwas überrascht über meine Reaktion zu sein. Er musste im Leben weiter kommen, dazu gehört ein Partner. 
„Susanna." Er hielt mir sein Handy hin. Ich nahm es und sah sie mir an. Mega süßes Mädchen, sie hatte schulterlanges blondes Haar und sah alles in allem ganz gut aus.
„Sie sieht sehr sympathisch aus." sagte ich zu ihm.
„Sie ist total nett." sagte Kara.
„Was noch?" fragte ich.
„Ja Kurzfassung, Lucian hat angefangen Jura zu studieren. Zachary hat sein Sportstudium angefangen. Bastian BWL und ich studiere Soziales." sagte sie. „Ansonsten, ziehen meine Eltern weg. Mein Vater hat einen neuen Job und ich suche eine Wohnung, hätten wir das früher gewusst, wären Bastian und ich zusammen gezogen, aber leider hat er eine ganz kleine Bude und dort können unmöglich zwei Personen wohnen und das war ein Jahres Vertrag." erzählt sie. Ich nickte.
„Ich finde es wirklich sehr mutig und toll von dir deine Karriere aufzugeben. Das du hier geblieben bist, für alle da bist, Kara nicht alleine gelassen hast." Lobte ich Bastian.
„Das zeichnet wahre Freundschaft und Liebe aus." sagte Zachary.
„Zumindest hat er Gefühle und Würde, nicht so wie andere." sagte Zachary angespannt.
„Was soll das heißen?" fragte ich ihn. Das gesagte beunruhigte mich.
„Lass es." sagte Lucian zu Zachary.
„Nein, ich will es wissen! Lasst am besten so früh wie möglich alles negative raus, damit ich es hinter mir habe."
„Helen ist abgehauen, hat abrupt den Kontakt abgebrochen. Ihr war anscheinend die jahrelange Freundschaft egal." schnaubte Zachary.
„Es gab einen sehr unnötigen Streit." versuchte Lucian die angespannte Situation zu lockern.
„Sie ist angepisst davon gegangen und hat sich nie wieder gemeldet. Wir haben nur mitgekriegt, dass sie plötzlich umgezogen ist." erzählte Zachary weiter.
„Lass es gut sein." sagte nun Bastian auch. Ich sah Kara an, nicht nur ich hatte meine beste Freundin verloren.
„Aber das geht doch nicht, sie hatte doch Kara als beste Freundin und ich weiß ich darf das eigentlich nicht sagen, aber sie liebt Lucian. Wie kann man so abhauen?"
Ich verstand es nicht.
„Liebe!" sagte Zachary verachtend.
„Wüsste sie, was Liebe ist, hätte sie keinen Balken vor den Augen." sagte Kara zum ersten mal etwas dazu.
„Lass es gut sein. Wir sind nur so froh dich wieder zu haben." fügte sie hinzu und ich lächelte sie an.
„Wurde der Täter gefasst?" fragt Bastian interessiert.
„Es sind Täter." korrigierte ihn Lucian.
„Und nein. Elina ist von dem Typen erfolgreich geflohen."
„Häh. Jetzt einer oder mehrere. Du verwirrst mich." sagte Zachary.
„Sophia und ich wurden von mehreren Leuten entführt und danach verkauft, mich kaufte ein Typ, der mich in den Keller sperrte." sagte ich und lehnte mich zurück.
„Du wurdest also von Sophia getrennt verkauft?" hackte Bastian nach. Ich schloss meine Augen und schluckte den Kloß runter. Ich saß so in der Falle, ich musste mein Freunde anlügen.
Ich nickte.
„Ansonsten wäre sie vielleicht auch Tot." sagte Kara besorgt.
„Diese Leute müssen gefunden werden, das ist eine große Gefahr für die Gesellschaft!" sagte Bastian fest. Ich schnaufte.
„Ich kann da gar nicht weiter helfen." Ich fing wieder an zu weinen.
„Die haben mich mit Drogen voll gepumpt."
Das war jetzt übertrieben, nach der Ärztin war es zuletzt nur eine kleine Menge, die sie darauf schob, dass ich zu wenig gegessen hatte von dem was mir serviert wurde. Das ich abgehauen bin und nicht alles eingenommen habe.
Falsch! Ich hatte das ganze Verstanden, von vorne bis hinten. Jay hat mir immer eine kleine menge gegeben um mich zu schwächen und bei einer Flucht oder seiner Festnahme die Karten in der Hand zu haben. Er war nicht ohne Grund ein Anwalt, er wollte nie mit fairen Karten spielen. Es war mein Glück, dass ich von ihm entkommen konnte, er war mir dicht auf den Fersen.
„Was für ein Schwein! Du warst ein Jahr bei ihm. Du hast heute Geburtstag. Das ist mir entfallen. Herzlichen Glückwunsch Liebes!" erinnerte Kara mich.
„Danke."
Die anderen gratulierten mir auch.
„Was wollte der Typ von dir?" stellte Bastian mir die Frage, die ich ungern beantworten würde.
„Ich wurde nicht vergewaltigt, falls ihr darauf hinaus wollt. Es ist fast nie was passiert, es war schwarz, düster, depressiv. Es kam mir vor als wäre ich Jahre da drin gewesen. Ich konnte die Tage nicht mal zählen, ich war so alleine." schluchzte ich.
Das war zu viel, das wusste ich, aber was sollte ich tun?
Ich würde so gerne Jay hinter Gittern sehen, aber ich hatte gesehen, dass er ohne Zögern töten konnte. Er tötete ohne Hemmungen und er hatte gedroht, jeden umzubringen, den ich kannte. Ich habe schon zu viele Verluste gemacht, noch mehr ertrage ich nicht. Ich würde verrückt werden, meinen Kopf gegen die Wand schlagen, von einer Brücke springen. Ich hatte immer Angst gehabt, mich selbst zu verletzten, aber jetzt konnte ich es schaffen, es gab genug Wege. Er hat mir Drogen gegeben, ich kann auch welche nehmen und an Überdosis sterben. Wer konnte das nicht? Oder irgendwelche anderen Tabletten schlucken, alles würde gehen. Alles wäre besser als mit weiteren schmerzen zu leben. Ich hatte meine Freunde bei mir, meine Familie, ich würde überleben.
„Sophia wurde es, aber." sagte Bastian und riss mich dabei aus meinen depressiven Gedanken. Er sah mich entschuldigend an.
„Bei ihr wurde eine Autopsie durchgeführt. Du hast gesagt, wir sollen alles negative erzählen." fügte er hinzu.
Sophia hatte gelitten. Zu viel.
„Was wisst ihr?" fragte ich.
„Sie hat auf jeden Fall, viele Verletzungen am Körper gehabt, es wurde gesagt, dass sie nicht bevor sie gestorben ist vergewaltigt wurde, aber sie hatte dort Verletzungen, weswegen man weiß, dass es so ist und das dort mehrere Männer beteiligt waren und sie auf jeden Fall mehrere Monate gelitten hat. Wahrscheinlich von Anfang an. Sie war ja vier Monate weg bis man ihre Leiche fand." berichtet er mir.
„Wo?" fragte ich.
„Hamburg im Fluss." sagte Kara.
„Ihr Körper soll auch schon aufgebläht gewesen sein. Der Sarg war verschlossen. Es war nicht erlaubt sich Sophias Leiche anzusehen. Nur ihre Eltern haben sie im Krankenhaus gesehen." erzählt Bastian.
„Wir waren zwar auf der Beerdigung, aber es könnte auch die Leiche einer wildfremden sein, weil wir ihre Leiche nicht gesehen haben. Weswegen man leider immer noch die Hoffnung hat, dass sie zurück kommt." sagte Zachary traurig. Ich hatte ihre Leiche gesehen. Ich hatte nicht die Hoffnung, dass sie zurück kommt.
„Die Beerdigung deiner Mutter fand schon, vor der von Sophia statt, schon zwei Tage nachdem sie gestorben war. Sophias war nochmal zwei Tage später." erzählte Lucian.
„Alle sind gekommen, die ganze Kleinstadt." erzählt Kara.
„Wow." sagte ich und bekam wieder Tränen in die Augen.
„Es war schwer für alle." sagte Zachary.
„Du hast so viel verloren, das tut uns so leid!" sagte Bastian.
„Kann einer mir einen Kuchen backen?" wechselte ich das Thema abrupt. Alle sahen erstmal etwas verwirrt aus.
„Ich habe Geburtstag. Ich konnte nicht mal letztes Jahr, meinen Kuchen essen. Ich brauche etwas süßes!" gab ich zu verstehen.
In Wahrheit wechselte ich das Thema, weil alle fast in Tränen ausgebrochen sind, etwas Positives muss her. Trauern musste ich alleine, da müssen andere nicht mitleiden. Kara und Lucian lachten.
„Klar mache ich dir einen Kuchen. Wir kommen später wieder. Komm Zachary, ruh dich aus, Elina." sagte Kara fürsorglich.
Ich lächelte. Etwas schlaf könnte ich wirklich vertragen.

Always my Slave, Sophia's HarmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt