~Loss~

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Elina POV:

„Soll ich dich alleine lassen?" fragte meine Schwester mich und sah mich ernst an, ich lächelte zurück.
„Wo liegt Sophia?" fragte ich sie. Ich stand vor dem Grab meiner Mutter und hielt meine Tränen zurück.
„Direkt neben den Baum da vorne." deutete mir Hazel mit ihrem Finger. Sie hatte Leon schlafend zuhause gelassen.
Er war mittlerweile vier und ein ganzes Stück gewachsen. Wie viel ich nur verpasst hatte!
„Ich gehe nach Hause dann, komm nach und bitte beeil dich, ansonsten dreht Papa durch," sagte sie besorgt.
„Ist gut Hazel." Sie legte eine Hand auf ihren runden Bauch. Lukas müsste nächsten Monat zur Welt kommen, aber es könnte trotzdem jeden Moment passieren. Als Hazel aus meiner Reichweite war, sah ich mir das Grab meiner Mutter genauer an.

Julia Schütze
Tochter~ Ehefrau~ Mutter
Ruhe in Frieden

Dem Augen so fern, dem Herzen so nah

Ich kniete mich auf die Marmor Platte hin und sah mir eine Weile stumm den Grabstein meiner Mama an.
„Mama." sagte ich und mir stiegen Tränen hoch.
„Ich bin ein so böses Mädchen, Mama. Ich habe alles verdorben, wegen mir ist Sophia Tot und wegen mit sind einige andere Mädchen gestorben und es werden vielleicht auch weiter Mädchen sterben. Alles nur wegen mir." weinte ich. In Jay war ein Trieb, den keiner stoppen konnte. Wenn er etwas wollte, bekam er es auch. Sei es mit Zwang oder Gewalt. Es war ihm gleich, solange er befriedigt und glücklich war.
„Mama, ich kann ihn nicht verraten, da stecken zu viele Menschen hinter. Sie würden alle töten, aber wie soll ich mit dem Wissen leben, dass er vielleicht genau in diesem Moment jemanden vergewaltigt, foltert oder sogar tötet." Ich konnte es ihr auch nur sagen, da sie tief unter der Erde lag. Wäre Sie am Leben, wäre ich wahrscheinlich nie wieder aus ihrer Umarmung raus gekommen. So sehr habe ich sie vermisst, aber genau das ist meine Bestrafung. Ich darf sie nie wieder sehen. Nie wieder!
„Mama was soll ich machen? Ich brauche Hilfe!" weinte ich und schüttelte den Kopf.
„Elina?" Ich wischte mir meine Tränen weg und sah zu der Person, die mich angesprochen hatte.
Anastasia.
„Anna! Was machst du hier?"
Sie lächelte mich an.
„Ach ich wollte mir nur die Kapelle ansehen, hatte viel von ihr gehört, ich wohne ein Dorf entfernt. Wollte schon lange hier hin, heute hatte ich die Möglichkeit. Warum hast du geweint? Es ist doch alles gut jetzt oder? Ist das das Grab deiner Freundin? Ich hatte gehört, dass das Mädchen das mit dir entführt wurde, Tot aufgefunden wurde vor einigen Monaten."
Ich schaute auf dem Boden.
„Meine Mama ist vor einigen Monaten gestorben. Ich bin zum ersten Mal hier."
„Ohh." sagte sie und sah mich mitleidig an.
„Ich glaube du brauchst eine Umarmung. Darf ich?" fragte sie mich. Ich nickte leicht und sie legte ihre Arme um mich, ich lehnte mich etwas an sie.
„Tut mir leid, dass du deine Mama verloren hast, das muss sehr schmerzhaft sein." sagte sie und strich mir über den Rücken. Ich wischte mir die hochgekommenden Tränen weg.
„Geh du doch schon mal in die Kapelle, ich muss kurz etwas erledigen. Hast du Lust zu mir zu kommen? Meine Schwester freut sich bestimmt dich kennen zu lernen und mein Vater erst. Er wollte sich auch bei dir bedanken, nur hatte ich deine Nummer nicht."
„Wie gesagt, dass war meine Pflicht. Ich gehe schon mal vor." sagte sie. Ich ging mit dem Blumenstrauß in meiner Hand in die Richtung, die meine Schwester mir gedeutet hatte und fand ihr Grab auch schnell.
Sophia Nils.
„Soph!" flüsterte ich und legte die Blumen auf das Grab.
„Ich hoffe, du bist an einem wunderschönen sorgenfreien Ort. Jetzt erst verstehe ich deine Entscheidung, dir das Leben zu nehmen. Er hätte dich auf die schmerzhafteste Weise getötet, du hast dir eine schmerzfreie Variante gesucht. Du fehlst mir so sehr, Soph. Ich werde alles tun, was ich dir versprochen habe, ich werde dich nicht enttäuschen. Danke Sophia, für alles. Du hast dein Leben für das meine gegeben. Ich liebe dich und ich werde ganz bald wieder kommen." Ich stand auf und lief Richtung Kapelle, Anna entgegen.
„Also kommst du mit?" fragte ich sie.
„Ich habe auch Kuchen vom meinem Geburtstag gestern." sagte ich zu ihr.
„Du hattest gestern Geburtstag?" fragt sie überrascht. Ich nickte.
„Wow. Wie alt bist du jetzt?"
„19." antwortete ich ihr.
„Alles gute nachträglich." wünschte sie mir.
„Danke." Ich lächelte sie an. Ich hatte das Gefühl, ich versteckte all meine Gefühle hinter diesem verfluchten lächeln, bei allem lächelte ich.
„An was denkst du?" fragte sie mich. Ich schüttelte lächelnd den Kopf.
„An nichts besonderes. Wir müssen hier lang, wir wohnen nur zehn Minuten weg."
In Kleinstädten war alles immer so nah. Lucian meinte mal er brauchte nur eine halbe Stunde um eine Runde um das Dorf zu joggen. Konnte vielleicht stimmen.
„Papa kann einen wirklich guten Tee machen. Es ist ein Geheimrezept." erzählte ich ihr.
„Geheim?" fragte sie.
„Ja. Er hat bis jetzt niemanden gesagt, was da drin ist, er meint, dann wäre es ja nicht mehr Geheim." Sie lachte.
„Dein Papa scheint Humor zu haben."
Ich nickte.
„Ja, den hat er."
Wir kamen an. Ich klingelte und Papa riss die Tür auf, er zog mich ins Haus und umarmte mich fest.
„Wo warst du solange? Ich wollte gerade los gehen und nach dir suchen!" schimpfte er besorgt.
„Ich habe auf dem Friedhof Anna getroffen und habe sie zum Tee eingeladen. Ich hatte dir gestern von ihr erzählt." sagte ich zu meinen Papa. Er sah zu Anna und streckte ihr die Hand entgegen.
„Ich weiß nicht, wie ich ihnen danken soll, Anna! Sie haben meine Tochter nach Hause gebracht. Ich kann es nicht in Worte fassen. Kommen Sie nur rein!" sagte er und bat sie ins Wohnzimmer. Leon war wieder wach und turnte umher.
„Das ist Leon, mein Neffe und das meine Schwester Hazel." Hazel wollte aufstehen.
„Nein, bleiben Sie sitzen!" sagte Anna.
„Ich bin Anna. Herzlichen Glückwunsch, ich hoffe es kommt kerngesund auf die Welt."
Anna war wirklich ein toller Mensch.
„Danke meine Liebe! Es ist ein Er." strahlte Hazel. Sie hatte auch in der letzten Schwangerschaft immer einen Glow Face gehabt. Sie hat immer gestrahlt und jetzt ist es wieder so.
„Ich habe gerade von ihrer Frau gehört Herr Schütze, mein Beileid. Sie haben ein wichtiges Familienmitglied verloren."
„Auf jeden Fall." sagte mein Vater erschüttert.
„Sie war meine erste Liebe, wer hätte gedacht, dass wir schon so früh getrennt werden? So ist es nur mal, das Leben." sagte Papa niedergeschlagen. Ich nickte und Hazel ebenfalls.
„Es hat uns alle sehr mitgenommen. Bei jeder Kleinigkeit sind wir immer zu Mama gerannt und jetzt wissen wir nicht mehr wohin. Papa ist natürlich da, doch eine Frau versteht so manche Probleme besser." sagte Hazel. Ich bat Anna sich zu setzten. Wir hatten einfach angefangen zu reden und vergessen uns hinzusetzten.
„Ich mache mal den Tee." sagte Papa und ging in die Küche.
„Wo ist den der Kindesvater?" fragte Anna, Hazel.
„Mein Mann Sven bekommt erst ab nächste Woche Urlaub, es sei den es passiert etwas zu früh. Er kommt so bald er kann, dann bleiben wir einige Zeit auch nach der Entbindung hier. Früher hat Mama sich um alles gekümmert. Papa sagt, er will es auf jeden Fall auch machen, er bemüht sich sehr, kümmert sich echt um alles." sagte Hazel dankbar.
„Es ist nicht einfach ohne Mama." sagte ich.
„Auf jeden Fall!" sagte Hazel.
„Was machst du den so, Anna?"
„Ich möchte eine Firma eröffnen. Für Innen und Außen Dekoration, auch für Partys, Hochzeiten, Feste. Hauptsächlich möchte ich aber die Haus innen Dekoration und die Garten Dekoration in den Fokus nehmen."
„Wow. Genau das wollte Elina doch auch machen, sie ist so gut darin. Sie ist ein großes Talent!" sagte Hazel zu ihr.
„Wirklich?" fragte Anna erstaunt.
Ich nickte.
„Ja, ich habe den Garten der Schule gestaltet und war mitten drin dabei Lucians Opas Garten zu gestalten." erzählte ich.
„Ich muss mir das alles ansehen, vielleicht können wir zusammen arbeiten!" sagte Anna aufgeregt.
„Hier ist der Tee."
Papa kam mit einem großen Tablett, beladen mit Kuchen und Tee zurück.
„Also Elina, wir werden das Haus etwas umstellen müssen. Wir kriegen bald eine Untermieterin."
Hatte ich mich gerade verhört oder?
„Eine was?"
„Untermieterin, ein ganz nettes Mädchen wird demnächst bei uns wohnen."
„Ok." sagte ich nur.
„Sie wird in zwei Wochen anfangen einzuziehen." erzählt Papa weiter.
„Wir können doch nicht einfach irgendwen mit uns wohnen lassen." sagte ich zu Papa, das war doch nicht vernünftig.
„Du wirst schon sehen. Das Mädchen ist toll."
Toll ist schön und gut, aber ist sie vertrauenswürdig?
„Am Sonntag möchte Pater Peter gerne ein Beileidsstunde in der Kirche halten. Für deine Mutter und Sophia, weil du wieder da bist, er hielt es für richtig, für dich eine Art Beerdigung zu arrangieren, damit du dich verabschieden kannst und Herz und Seele reinigst."
Ich nickte. Das war so nett! Das hatte wirklich gefehlt, ich hatte es dringend nötig.
„Wie toll. Ich würde gerne teilnehmen? Um wie viel Uhr?" fragte Anna.
„10." antwortete mein Vater.
„Gut. Ich werde da sein. Ich danke ihnen für den Tee, er ist wirklich sehr gut, ihre Tochter hatte mir davon gerade erzählt. Wir sehen uns dann am Sonntag."
Anna umarmte mich und schüttelte Hazel und Papa die Hand. Ich begleitete sie zur Tür und verabschiedete mich von ihr.
Ich ging zurück ins Wohnzimmer.
„Dein neues Handy!" sagte Papa und hielt es mir hin.
„Du gehts nicht mehr ohne dieses Handy und dieses Spray raus. Was war das nochmal? Genau! Pfefferspray."
„Ich schätze es wirklich sehr Papa, aber letztes mal hat mir mein Handy nichts gebracht und ich wäre auch nicht schnell genug ans Spray gekommen." Mein Papa nickte verstehend.
„Ich will nur, dass wir alle dich erreichen können wie gerade eben, ich wusste nicht, wann du nach Hause kommst und das ist nur zur Sicherheit." erklärt er.
Ich nickte und umarmte ihn.
„Tante Li!" sagte Leon und grinste.
„Ja?"
„Schau mal, der kann fliegen!" sagte er stolz und hielt einen Papierflieger hoch.
„Wie schön!" sagte ich lächelnd.
„Es ist so schön euch beide bei bei mir zu haben." sagte Papa glücklich. Ich nickte.
„Ich bin so froh, zuhause zu sein. Es war schrecklich. Das hier..."
Ich hob meine Hände.
„Diese vier Wände, das ist mein zuhause. Das Gefühl zuhause zu sein, hatte ich komplett vergessen. Es ist so als wäre eine sehr schwere Last von meinem Herzen gefallen."
Hazel stand auf und setzte sich neben mich hin, beide umarmten mich.
„Ich will auch!" schrie Leon und sprang mir in die Armen.
„Du bist zuhause Elina!"

Always my Slave, Sophia's HarmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt