66 BUCH VIER - Ladon

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Langsam blinzelte ich, drehte mich noch etwas schlaftrunken um und tastete nach Cieran. Doch das Bett war leer. Ich öffnete die Augen, sah mich in der Kabine um, die ohne das Licht der Kerzen recht düster wirkte. Ich war alleine und trotz meiner eigenen Körperwärme fühlte sich das Bett, der ganze Raum kühl an ohne Cierans Anwesenheit, ohne seine Nähe.

Ich drehte mich auf den Rücken, sah hinauf zur Decke der Kabine. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich an die vergangene Nacht dachte. Cieran liebte mich. Er liebte mich und ich liebte ihn. Die letzte Nacht war schöner gewesen, als ich es mir je hätte vorstellen können. Das magische Band zwischen uns hatte in Flammen gestanden, Flammen der Liebe und Flammen der Lust, ebenso wie unsere Körper. Und auch als die Wellen der Lust sich wieder beruhigt hatten, das Verlangen unserer Küsse durch Zärtlichkeit ersetzt wurde, war das Glühen des Bandes geblieben. Ebenso in unseren Herzen, denen wir gegenseitig gelauscht hatten, als wir schließlich zusammen und eng umschlungen, einschliefen, erschöpft von unserem Liebesspiel.

Die Tür öffnete sich und Cieran streckte den Kopf herein. "Gut, du bist wach", sagte er, "Wir sind fast in Lavandia." Seine Stimme hatte einen merkwürdigen Tonfall, den ich nicht zuordnen konnte.

Ich setzte mich auf, sah ihn an. "Alles in Ordnung?" Sorge schwang in meiner Stimme mit. Hatte er vielleicht wieder Schmerzen? Oder bereute er sogar die letzte Nacht?

Cieran drehte sich kurz um, sah den Gang entlang, der an Deck führte, dann trat er ein, schloss die Tür hinter sich. Sein Gesichtsausdruck war nachdenklich und bedrückt.

"Was hast du?", fragte ich besorgt und stand auf, schlang mir dabei eines der Bettlaken um die Hüfte, um nicht vollkommen nackt vor ihm zu stehen.

Cieran seufzte, wich meinem besorgten Blick aus. Ich blieb vor ihm stehen, hielt aber dennoch ein wenig Distanz zwischen uns, um ihn nicht zu bedrängen.

"Es ist wegen letzter Nacht, oder?"

Ich wollte die Frage nicht stellen, hatte so viel Angst vor der Antwort, aber es musste sein. Mein Herz setzte beinahe einen Schlag aus, als ich Cieran leicht nicken sah. Ich trat weiter zurück, brachte mehr Anstand zwischen uns, umklammerte das Bettlaken um meine Hüfte, zog es sogar ein Stück höher. Auf einmal fühlte ich mich seltsam entblößt, so vor ihm zu stehen.

"Du...du bereust es also?"

Die zweite Frage, die ich nicht hatte stellen wollen.

"Nein...und ja..."

Cierans Antwort verwirrte mich, fragend sah ich ihn an. In mir tobte ein wahrer Sturm an Gefühlen. Angst, Cieran könnte glauben, ich hatte nur mit ihm schlafen wollen. Wut auf mich selbst, dass ich mich meiner eigenen Lust so leicht hingegeben hatte. Verwirrung über Cierans Worte, aber dennoch war ich auch glücklich, weil ich trotz allem wusste, dass er mich liebte. Fast glaubte ich schon, zu explodieren, so sehr tobten die Gefühle in mir.

Cieran schien es mir anzusehen oder vielleicht auch nur meiner Aura. Jedenfalls begann er, seine Antwort zu erklären.

"Ich bereue nichts, was wir getan haben, Ladon. Ich liebe dich und die letzte Nacht war...einfach unbeschreiblich", setzte er an.

Mir fiel ein kleiner Stein vom Herzen, doch ich wusste, jetzt folgte das 'Aber' und genau davor fürchtete ich mich. Wenn er nicht bereute, mit mir geschlafen zu haben, was dann?

"Aber ich bereue, dass wir nicht vorsichtiger waren."

Seine Worte sorgten nicht wirklich dafür, dass ich weniger verwirrt war und ich wusste, dass er nicht einmal meine Aura ansehen musste, um es zu wissen. Mein Gesichtsausdruck war der Inbegriff von Verwirrung.

Legenden von Patria - Flammendes BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt