41 BUCH ZWEI - Cystenian

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Meine Mundwinkel bebten, Zorn tobte in meinem Körper, aber ich ließ nicht zu, dass er mich kontrollierte. Ich war ein Elf. Ein Gott, verglichen mit den schwachen Menschlingen um mich herum.

Und ich war der letzte meiner Art.

Einst eine stolze Herrscherrasse, hoch in den Baumkronen über den morastigen Siedlungen der Menschen. Sicher, wir hatten Fehler gemacht. Doch nichts konnte das Verhalten der Menschen und Drachen rechtfertigen, mit dem sie Tod und Auslöschung über uns und den Wald gebracht hatten.

Dekaden, wenn nicht noch länger, war es her, seit mein Auge das letzte Mal eine der verhassten Feuerschlangen erblicken musste. Ich hätte sie getötet, hatte keine Schwierigkeiten gehabt. Drachen waren unkontrolliert und von ihrer Wut gesteuert, wirklich gefährlich wurden sie erst, wenn sie ihren Reiter gefunden hatten.

Das Band zwischen dem Drachen und dem Jungen, mit dem er in den Himmel geflohen war, war nicht zu übersehen gewesen. Ebenso klar war mir, wie frisch die Verbindung zwischen ihnen noch war. Sie hatten sich noch nicht aufeinander eingestellt, wussten vielleicht nichtmal, was ihre Bindung bedeutete.

Ich schmunzelte amüsiert, allmählich verschwand der Zorn in mir, während ich mit den Fingern über die glänzende Elfenklinge in meinen Händen strich. Ich sah mein Spiegelbild, das schöne Gesicht eines Elfen, entstellt von Drachenfeuer.

Nur knapp hatte ich die Große Schlacht überlebt, die Schlacht zwischen den Menschen und den Elfen, die nur wenige Stunden gedauert hatte. Der Wald - niedergebrannt, meine Rasse - vernichtet, an einem einzigen Tag. Von den Drachen und ihren Reitern.

Ich erinnerte mich zurück an die Zeit vor vielen Jahrhunderten, als ich mich in die Berge zurückziehen musste, dann voll Genuss die Menschen dabei beobachtete, wie sie sich unweigerlich selbst an die Kehle gingen. Diese niederen Wesen konnten einfach nicht leben, ohne Leben zu nehmen, ohne Kriege zu führen. So hatten sich die Drachen und ihre Reiter selbst ausgelöscht, nur hin und wieder wurde noch ein Drache geboren, ein Drachenreiter gefunden.

Doch jetzt gab es wieder einen Drachen, und er hatte seinen Reiter gefunden. Ich sah das Unheil schon vor meinen Augen, das beide über die Welt bringen würden. Doch noch einmal konnte ich das nicht zulassen. Noch einmal würde ich das nicht zulassen.

Entschlossen versenkte ich mein Schwert in der Scheide, die mir vor einem Jahrtausend von meinem König geschenkt worden war. Nun war ich mein eigener Herr. Und Herr eines Menschenstamms, die mich in ihrer ungebildeten Blindheit für einen Gott hielten. Ich hatte ihnen nie widersprochen, nutzte sie aus, um an Informationen, an Kämpfer, an meine Rache zu kommen.

Schon lange sponn ich die Pläne meiner Rache - nun hatten sie endlich Gestalt angenommen. Sie würde beginnen mit dem Tod des Drachen und seines Reiters - und enden auf dem Thron der Insel.

"Wir brechen auf", befahl ich den Menschen hinter mir. Ich saß auf meiner weißen Stute und ritt voran, aus den Ruinen der Elfenstadt hinaus in den Wald. Es waren etwa hundert, die den Angriff des Drachen überlebt hatten, hundert, darunter auch einige Kinder. Für alle hatten sich noch Waffen in den Kammern der Stadtwache finden lassen, Elfenwaffen rosteten nie.

Und sie waren das einzige, das einen Drachen verwunden konnte.

Hier hielt uns nichts mehr. Späher hatten mir berichtet, dass der Drache mitten in den Sümpfen gelandet sei. Dort lag also unser erstes Ziel.

Siegessicher trieb ich mein Pferd in einen Trab, langsam genug, um die Menschen nicht abzuhängen.

"Wohin gehen wir, Herr?", fragte mich ein kleines Mädchen mit großen Augen, ehe ihre Mutter sie schnell wieder nach hinten zog und sie dafür schalt, einfach den Gott des Waldes angesprochen zu haben.

Ich lächelte nur.

"Wir gehen einen Drachen töten."

Legenden von Patria - Flammendes BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt