73 BUCH VIER - Ladon

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Man hatte mir doch tatsächlich verboten, Cieran zur Unterredung mit Lord Firven und den beiden Botschaftern zu begleiten, trotz meines momentanen Status als sein Leibwächter.

Deshalb befand ich mich jetzt vor der Tür des Besprechungsraumes und lief nervös auf und ab. Die Zeit verging quälend langsam.

Ich hätte stehenbleiben und lauschen können, mein feines Gehör hätte es mir durchaus erlaubt, aber ich fühlte mich dennoch nicht wohl dabei. Also musste ich wohl oder übel warten, bis die Unterredung beendet war.

"Ihr müsst Ladon Fyreborn sein?"

Die Stimme von Leander ließ mich herumfahren. Ich hatte ihn zuvor nicht bemerkt, war zu sehr damit beschäftigt gewesen, die düsteren Erinnerungen an die Waisenkinder zu verdrängen, die erneut hochzukommen drohten.

"Ja, Mylord", antwortete ich, beobachtete Leander, wie er gegenüber von mir lässig an der Wand lehnte, mich mit einem neugierigen Blick musterte, in dem jedoch auch etwas Wissendes lag. Letzteres beunruhigte mich ein wenig.

"Man hat mir gesagt, Ihr wärt der Leibwächter von Lord Cieran Blayd", fuhr Leander fort, ließ mir jedoch keine Zeit zu antworten. "Allerdings glaube ich das nicht."

Ich spannte mich augenblicklich an, hoffte, dass er es nicht bemerkte.

"Wieso nicht, Mylord?"

Meine Stimme war ruhig, zeigte nichts von meiner Nervosität. Hatte er uns gestern Abend belauscht? Oder gar beobachtet?

"Ganz einfach..."

Leander stieß sich von der Wand ab, ging um mich herum wie ein Tiger um seine Beute. Die Edelsteine am Griff seines Dolches, den er wie gestern am Gürtel trug, funkelten gefährlich.

"Ihr tragt weder eine Rüstung, noch irgendeine Waffe. Wie also wollt Ihr Euren Lord schützen?"

Ich schluckte und bemerkte, dass er Recht hatte. Lord Firven schien es nicht aufgefallen zu sein, doch Lord Firven war alt. Leander hingegen war jung und aufmerksam, abschätzend gegenüber jedermann.

"Nur weil man Waffen nicht sieht, heißt das nicht, dass ich keine trage, Mylord", entgegnete ich schließlich und es war noch nicht einmal eine Lüge. Bei den vielen Fackeln, Kerzen und Feuerschalen überall im Palast wäre es ein leichtes für mich, meine Krallen einzusetzen, müsste ich Cieran beschützen. Und das würde ich, egal vor wem.

Leander musterte mich erneut, schien meinen Worten nur halbherzig Glauben zu schenken, ich sah es in seinen blau-grünen Augen, die durch seinen dunkleren Hautton wie Edelsteine hervorstachen.

"Beweist es mir", forderte er dann, stellte sich mit verschränkten Armen vor mich.

"Ich wäre ein Narr, würde ich Euch das verraten, schließlich büße ich dadurch nur einen Vorteil ein, sollte es nötig sein, Lord Blayd gegen Euch zu verteidigen."

So schnell wie ich den Einfall hatte, so schnell kam er auch über meine Lippen. Auf Leanders Lippen schlich sich ein Lächeln.

"Schlau seid Ihr durchaus, das muss ich Euch lassen, Sir Fyreborn."

Er betonte den Titel Sir spöttisch. Er ahnte also, dass etwas nicht stimmte an meiner Person, meiner Geschichte, meiner Verbindung zu Cieran.

Genau in diesem Moment ging die Tür hinter mir auf und Cieran kam heraus, hinter ihm sah ich, dass sich die beiden Botschafter noch von Lord Firven verabschiedeten.

"Und?", fragte ich ungeduldig, vergaß für einen Augenblick völlig Leanders wachsamen Blick.

"Die Streitkräfte werden sich sofort auf den Weg nach Tofania machen."

Legenden von Patria - Flammendes BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt