(POV Lorraine)
Als Chester nachhause kam, saß Lorraine im Hobbyzimmer und sortierte ihre Schuhsammlung in der Ecke, die zu einem begehbaren Kleiderschrank umgebaut worden war. Sie hielt immer wieder inne, um das Armband zu begutachten, welches Merlin ihr geschenkt hat. Sie hatte nicht darum gebeten, dass er es ihr kaufte. Gehofft, ja, aber dass er wirklich so dämlich wäre, es ihr zu schenken, hat sie überrascht.
»Ding, ding, ding«, begrüßte sie ihr Zwillingsbruder und warf die Tüte, mit der Merlin das Geschäft verlassen hatte, Lorraine vor die Füße. »Das ging viel einfacher als gedacht.«
»Du hast sie ihm echt abgeknöpft?«
»Na klar«, Chester gähnte, als wäre nicht daran auszusetzen, jemanden zu bestehlen. »Er hat rumgeheult, dass ich ihn in Ruhe lassen soll. Meine Fresse, ich habe noch nie einen solchen Volltrottel erlebt.«
Über Lorraines Lippen zuckte ein Lächeln. »Und? Habe ich die richtigen Sachen herausgesucht? Ich habe versucht, mir alles zu merken.«
»Ist doch egal, ob alles dabei ist. Hauptsache der Scheiß war gratis.« Chester setzte sich neben seine Schwester und zog die Tüte zwischen seine Beine, um ein T-Shirt daraus hervorzuziehen. »Soll ich das morgen anziehen? Dann wird der schön blöd gucken.«
»Du weißt, dass er mir dann die Ohren vollheulen wird, oder?« Lorraine ließ von ihrer Schuhsammlung ab, um das T-Shirt zu begutachten. »Er hängt an mir wie eine lästige Klette.«
»Sorry, aber das hast du dir selbst eingebrockt.« Chester wühlte in der Tüte nach anderen Teilen, die er der Reihe nach in Augenschein nahm. »Vielleicht können wir ihm noch das ein oder andere abnehmen.«
»Ich glaube der mag mich wirklich.« Lorraine betrachtete das Armband und runzelte die Stirn. »Das hier hat er mir geschenkt.« Sie spürte die Ahnung eines schlechten Gewissens, aber als sie ihren Bruder ansah, verflog dieses sofort. Für Chester würde sie alles tun. Sie waren füreinander da, seitdem sie denken konnte.
»Meinst du, der steht auf dich?« Chester betrachtete das Armband abschätzend. »Das wäre der Hammer. Weißt du, was wir dann für Möglichkeiten haben? Du könntest bei dem Zuhause reinkommen und herausfinden, was es mit seinem strangen Vater auf sich hat. Vielleicht haben die im Keller ein Tor zur Hölle oder so.«
»Na klar, damit die mich an ihren Fürsten opfern, oder wie? Die Sache erinnert mich immer mehr an einen Horrorfilm. Am Ende wird er uns alle mit einem Fluch beseitigen.«
»Das wäre der Oberhammer. Stell dir vor, in unserer Stadt lebt der Teufel mit seinem Sohn und wir haben Kontakt zu denen! Das wäre voll Carrie-mäßig.«
Lorraine musterte ihren Bruder. Dabei vergingen einige Atemzüge. Als sie die Stimme erhob, klang sie unbeeindruckt. »Das meinst du wirklich ernst, oder? Du fändest diese Vorstellung echt cool.«
»Aber klar.«
»Ches, du bist eigentlich ein Genie. Aber du bist mindestens genau so ein Psychopath.«
»Im Grunde nehmen wir uns da nicht viel.« Er grinste hämisch. »Wir sind immerhin Zwillinge.«
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Unmelodie
Teen FictionWattys 2022 Winner - Kategorie: Young Adult Ich danke euch allen. Für lesen, empfehlen, abstimmen und kommentieren. Diese Auszeichnung bedeutet mir sehr viel. Danke. :) Update 12.04.2024: Es gibt schon wieder ein neues Cover für diese Geschichte. Di...