Charlie Spencer
"Dad! Du hast unzählige Rechnungen zu begleichen!", rief ich genervt und legte eine neue Rechnung auf den Stapel. "Wirklich?" Dad kam zu mir. "Es tut mir leid... deine Mutter hat sich immer darum gekümmert... ich blicke da nicht durch... und dieses on line Bank Zeug... damit komme ich nicht mehr klar."
Ich seufzte. "Es heißt Online Banking und ich erledige das alles. Ich brauche nur die Zugangsdaten." "Ähm..." Dad sah sich um. "Okay, du schaust nach Dylan und ich suche die Zugangsdaten." "Okay. Aber du musst das nicht tun." "Doch, Dad. Und ich werde Mia bitten, öfter vorbeizuschauen. Du bist auch nicht mehr der Jüngste und ich versuche wirklich, öfter vorbeizukommen." "Keine Sorge, ich schaffe noch alles. Bis auf den Papierkram. Du hast genug mit deiner Familie zu tun. Und wenn ihr das bald alles erbt, möchte ich es euch in gutem Zustand überlassen." Ich nickte. "Das weiß ich. Jamie und ich haben schon darüber geredet. Sobald Cian sein Studium beendet hat, werden wir hier her ziehen."
"Was ist mit Dylan?" Ich zuckte mit den Schultern. "Keiner von uns kommt noch an ihn ran. Er will die Schule abbrechen, er ist ständig bei der Polizei, ist kaum in der Schule, redet nicht mit uns und ist generell ein kleines Arschloch geworden. Ich verstehe ihn einfach nicht." "Vielleicht sollte er länger hier bleiben. Nicht nur die eine Woche. Ich würde mich darüber freuen. Meine Enkel sehe ich ja noch weniger als dich." "Du kannst ihn gerne fragen. Anya und Izzy haben bestimmt nichts dagegen."
Ich stand auf und fing an, das Buch zu suchen, während Dad mich wieder alleine ließ. Einige Minuten später kam Dylan herein. "Ich würde gerne noch etwas da bleiben, wenn es euch nicht stört." Kurz sah ich ihn an und nickte. "Wo ist dieses verdammte Buch?!", rief ich genervt und lief zum nächsten Schrank.
"Du wirst dich hier aber benehmen und deinem Großvater helfen, ja?" "Ja, chef. Was suchst du?" "Ein Buch. Ich glaube, es ist rot. Vielleicht auch blau. Ich brauche die Zugangsdaten fürs online Banking der Farm." "Wenn ich dir beim suchen helfe, gehen wir dann ausreiten?" Ich lächelte. "Okay. Aber ich muss vorher die ganzen Rechnungen sortieren und überweisen. Sonst taucht hier demnächst einer von der Bank auf." "Geht klar."
Nach einigen Minuten fand Dylan es. "Hey, was ist das für ein Foto?" Ich lief zu ihm. In dem Buch war ein Foto von Dylan als Kleinkind. Ich erinnerte mich daran, es war der erste Besuch bei Luke im Frisörladen. "Ist das Cian?" Ich lachte. "Nein, das bist du. Dein erster Haarschnitt. Cian hat geschrien und geweint, als würde man ihm die Haut abziehen, aber du..., du fandest es toll und hast Luke angefleht, es noch mal zu tun. Luke hat dann so getan, als würde er noch mal deine Haare schneiden." Ich lächelte und nahm das Foto. Dylan strahlte mit seinen Kulleraugen in die Kamera. "Wir haben zuhause noch Videos davon."
"Wolltet ihr eigentlich nie noch ein Kind?" Ich setzte mich auf den Bürostuhl. "Doch. Aber dann kam die Entführung von deinem Bruder und danach mussten wir uns viel um ihn kümmern, falls du dich daran erinnern kannst. Es wurde ja erst besser, als Jamie mir verzieh und wieder bei uns einzog und als er anfing; John zu vertrauen. Und da war er zum Schluss schon sieben. Ein Jahr später ging Jamie wieder auf Tour, weil wir zu dem Zeitpunkt Geld gebraucht haben. Und jetzt sind wir zu alt."
"Warum habt ihr euch damals eigentlich getrennt?" Ich seufzte. "Weil ich damals ziemlich gemein zu Jamie war. Ich habe Sachen gesagt, die ich bis heute bereue... ich habe ihm die Schuld an Cians Entführung gegeben und Cian als meinen alleinigen Sohn bezeichnet."
Jamie setzte sich weinend auf die Couch. "Das ist alles deine Schuld!", schrie ich ihn an. "Was?" "Du hast nicht aufgepasst! Du hast den Wagen mit Cian geschoben!" "Aber du hast mich gefragt, was ich von dem Zeug halte! Ich habe nur drei Sekunden weggesehen! Gib nicht mir die Schuld!" "Es ist mein Sohn, Jamie! Mein Sohn wurde entführt, nicht deiner!" Sofort bereute ich den letzten Satz.
"Wow, da hätte ich dich auch verlassen. Das ist echt gemein." Ich nickte. "Kurz darauf hat er die Sachen gepackt und ist zu seinen Eltern. Als dein Bruder wieder aufgetaucht ist, haben wir uns zusammen gerissen, aber Jai kam erst ein Jahr später zu mir zurück. Noch heute habe ich davon Alpträume."
"Aber ihr habt es geschafft. Ich schätze, das nennt man wahre Liebe. Ich hoffe, ich finde auch mal so etwas..., oder so etwas ähnliches." Dylan sah sich die Bilder an der Wand an. "Du musst nur wieder zu dir selbst finden, dann klappt das."
Ich fing an, die Rechnungen zu sortieren und alles zu überweisen. Es war ziemlich viel und der Kontostand war bereits wieder im Minus. Wie schaffte Dad das nur? Früher hatten wir nie solche Probleme.
Nachdem alles erledigt war, loggte ich mich aus und nahm mein iPhone, wählte Jais Nummer. "Hast du schon Sehnsucht nach mir?", begrüßte er mich. "Natürlich. Aber ich habe eher eine Frage. Kannst du auf das Konto der Farm zehntausend überweisen? Dad hat ziemlich viele Rechnungen nicht beglichen und die Mitarbeiter müssten auch am Wochenende ihr Gehalt bekommen." Jamie lachte. "Er kam noch nie mit Online Banking klar. Aber ja, ich überweise es dir gleich." "Super, danke. Ich gehe jetzt mit Dylan ausreiten. Telefonieren wir heute Abend?" Ich sah zu meinem Sohn, welcher schon fertig vor mir stand.
"Das werden wir. Und dann will ich alles wissen. Viel Spaß und Dylan soll bitte aufpassen." "Ich sag's ihm." Ich legte auf und stand auf. "Du sollst aufpassen", meinte ich zu ihm und schnappte mir Regenmantel und Hut. "Wird schon schiefgehen."
"Wo ist dein Helm?" "Brauche keinen." "Doch, den brauchst du. Sonst werden wir nicht ausreiten." "Ich will aber keinen tragen. Ich bin ein guter Reiter." "Das bezweifle ich auch nicht, dennoch kann viel passieren." "Der zerstört aber meine Frisur." Seufzend hängte ich meinen Hut hin. "Wir tragen beide einen, okay?"
Ich lief zum Schrank und holte Dylans und meinen Reithelm heraus. "Du bist gemein." "Ich schätze; das haben gute Väter an sich", erwiderte ich grinsend.
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DARKNESS ∣ Fortsetzung zu Heavy Past
RomanceCian-James Spencer und Dylan Martinéz sind die wohl unterschiedlichsten Brüder, die es in Australien gibt. Doch eins haben sie gemeinsam: beide werden von der Dunkelheit umhüllt. Verfolgt hier die beiden Geschichten der Söhne von Jamie-Cormac & Char...