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John Cassidy

Verzweifelt klappte ich das MacBook zu. "Hast du immer noch nichts gefunden?" Ich schüttelte meinen Kopf und sah zu Charlie. "Ich habe in den letzten zwei Wochen wahrscheinlich ganz Australien angerufen. Es ist hoffnungslos." Seit zwei Wochen suchte ich Mylo. Seine letzte Nachricht hatte ich vor vier Tagen bekommen, seit dem war sein iPhone ausgeschaltet.

"Und du hast jedes Hotel und Krankenhaus angerufen?" Ich nickte. "Ein paar wollten mir keine Auskunft geben, zu denen wollte ich persönlich." Ich zeigte Charlie meine Liste.

"Hm, es sind gar nicht so viele. Und bei der Hälfte davon kann dir Jamie helfen." Ich nickte. Stimmt, das hatte ich total vergessen! Jamie und Charlie spendeten jedes Jahr mehrmals an die Krankenhäuser hier in der Nähe. Sie würden ihm bestimmt Auskunft geben!

"Kannst du da nicht jetzt anrufen?" "Tut mir leid, ich muss mich langsam auf den Weg zum Flughafen machen. Sonst wird Jamie wieder zur Diva", grinste er. "Aber in spätestens zwei Stunden sind wir zurück."

"Okay, dann nerve ich mal Cian", lächelte ich. "Mach das." Ich stand auf, nahm mein MacBook und verließ die Küche. Ich schaffte alles in mein derzeitiges Zimmer und suchte Cian, welcher draußen im Pool schwamm.

Ich setzte mich an den Rand und sah ihm zu. Er trainierte so viel, dass es meiner Meinung nach schon krankhaft war. "Dein Dad fährt jetzt zum Flughafen", meinte ich und steckte meine Beine ins Wasser. Es war angenehm kühl. Wie ich erwartet hatte, antwortete er nicht.

"Was hältst du von Mylo?" Noch immer hatte ich darauf keine Antwort bekommen. Manchmal verstand ich meinen besten Freund nicht. "Cian?" Mein bester Freund schwamm zu mir, legte seine Arme auf meine Oberschenkel und sah mich an. "Ich möchte dich nicht verletzen. Dad sagt immer, dass man das so sagt, warum weiß ich nicht, aber ich möchte keine Details wissen. Du weißt warum." Ich nickte.

"Natürlich weiß ich, warum. Aber ich möchte doch nur wissen, ob du ihn nett findest. Deine Meinung ist mir wichtig. Du bist mein bester Freund." "Er scheint okay zu sein", erwiderte Cian nach kurzer Stille. Leicht lächelte ich. "Danke." Es bedeutete mir so unendlich viel! Ich konnte es gar nicht in Worte fassen!

"Aber du musst trotzdem herausfinden, was er verheimlicht. Vielleicht ist er ein Mörder." Lächelnd verdrehte ich meine Augen. "Das ist er nicht."

Cian schwamm weiter. "Kannst du mir heute Abend noch bei Mathe helfen? Ich bin da am Freitag nicht ganz mit gekommen." "Ja."

Ich wusste nicht, wie lange ich einfach hier saß und meinem besten Freund zusah. Auf jeden Fall hörte er irgendwann auf und setzte sich neben mich.

"Ich habe Hunger." "Soll ich uns einen Salat machen?" Leicht nickte ich. "Klingt gut." Gemeinsam liefen wir wieder nach drinnen. "Ich weiß nicht, was ich mit Caitlyn anfangen soll", sprach er und schaute in den Kühlschrank. "Kommt ganz darauf an, was du für sie empfindest."

Cian drehte sich um. "Etwas anderes, als wenn ich dich sehe." Ich schmunzelte. "Empfindest du denn das selbe bei anderen Mädchen?" "Ich denke nicht."

"Am besten, du triffst dich noch einmal mit ihr", schlug ich vor. "Aber was soll ich denn mit ihr machen?" "Wie wärs, wenn du sie ins Kino einlädst. Es gibt auch Nachmittagsvorführungen." "Ich weiß doch gar nicht, was sie gerne schaut."

"Lass sie den Film aussuchen. Du sagst, dass du zahlst und das es eine Nachmittagsvorführung sein soll", erwiderte ich. Ich musste den beiden unbedingt helfen! Cian war mein bester Freund, ich kannte ihn also nur zu gut. Ich konnte ihn und seine Gefühle und Empfindungen am besten einschätzen. Sogar besser als seine Eltern. Denn ich wusste wirklich alles über ihn, was ihm widerfahren war und wie es in ihm aussah. Seine Eltern wussten es nicht.

Nach einigen Minuten war mein bester Freund fertig und stellte mir einen Teller mit Salat hin. "Danke schön", meinte ich und nahm die Gabel, welche Cian mir vor mein Gesicht hielt.

Während des Essens und auch danach redeten Cian und ich. Schon lange hatten wir nicht mehr so viel miteinander gesprochen. Die Zeit verging schnell und Charlie kam mit Jamie zu uns. "Hallo, meine zwei!", begrüßte Jamie uns und umarmte erst seinen Sohn, dann mich. "Ich habe euch ein paar Sachen mit gebracht." Jamie nahm sich ein Glas Wasser und setzte sich, sah mich an.

"Charlie hat mich über deinen Freund aufgeklärt. Und ich kann dir ein paar Antworten geben, denn sein Name ist mir nicht ganz unbekannt." Leicht nickte ich, mein Herz schlug sofort schneller, als ich an Mylo dachte.

"Wie du weißt, spenden wir an viele Krankenhäuser und auch für die Tiere und die Obdachlosen." Ich nickte. "Ich singe oder besuche oft die Kinder in den Krankenhäusern. Vor etwas längerer Zeit gab es einen gewissen John Light. Er war krank, doch er hatte gute Chancen auf Heilung. Also zahlte ich seine Therapie, denn die Eltern konnten es sich nicht leisten. Ich besuchte ihn oft und nach einigen Monaten ging es ihm besser und nach zwei Jahren war er wieder vollständig genesen. Noch immer schreibt er mir, denn ich war sein Lebensretter und würde es auch für immer bleiben. Vor ein paar Monaten schrieb er mir erneut."

Jamie machte eine Pause. Doch ich verstand nicht so recht, was er mir damit sagen wollte.

"Er schrieb, dass er einen kleinen Bruder hätte, welcher nun ebenfalls erkrankt sei. Seine Eltern waren vor ein paar Jahren gestorben und seine Frau und er könnten es nicht länger finanzieren. John fragte, ob ich ihm helfen könnte. Ich traf mich mit ihm und er erklärte mir, dass sein Bruder ebenfalls gegen den Krebs kämpfen muss und es ihm sehr peinlich ist, zu fragen, ob ich ihn unterstützen könne. Sein Bruder hätte sehr gute Chancen auf eine Heilung."

Jamie sah mich an und mir wurde klar, dass Mylo Krebs hatte.

"Und sein Bruder heißt Myles. Es ist dein Myles."

Ich schluckte und sah aus dem Fenster. Jamie nahm meine Hand. "Ich finanziere seine Chemotherapie und ich kann dich gerne zu ihm bringen, wenn du soweit bist. Myles ist ein guter Kerl und hat eine gute Chance auf eine vollständige Heilung. Doch er braucht Menschen, die ihn unterstützen und ihm Kraft und Mut geben."

Fortsetzung folgt...

DARKNESS ∣ Fortsetzung zu Heavy PastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt