Dylan Martinéz
Ich küsste ihn.
Ich küsste ihn nicht, weil ich es musste.
Ich küsste ihn, weil ich es wollte.
Es war anders.
Er war anders.
Anders als alle anderen Kunden.
Seine Hand wanderte zu meinem Hintern. Es machte mich total an! Normal war es für mich nur ein Job. Ein Job, weil ich sowieso bald sterben würde. Da war ich mir sicher.
Doch bei ihm fühlte ich etwas. Das hatte ich noch nie. Außer bei meinem Ex, welcher mir mein Leben zerstört hatte. Wegen ihm würde ich sterben.
Mein Kunde hob mich hoch und legte mich behutsam auf sein Bett. "Wie heißt du?", fragte er mich und küsste meinen Hals hinab. "Tim", log ich und stöhnte dabei. "Hey, Tim", hauchte er gegen meine Lippen.
***
"So, ich gehe", rief ich meinen Eltern zu und verschwand aus dem Haus. Mit meinem Fahrrad machte ich mich auf den Weg ins Krankenhaus. Niemand wusste, dass ich krank war. Und so sollte es auch bleiben.
Im Krankenhaus wartete ich, bis ich aufgerufen wurde. Dies ging auch recht schnell. Da mein behandelnder Arzt in den Ruhestand gegangen war, bekam ich heute einen Neuen.
Eine Schwester kam zu mir und nahm mich mit. "Ihre Behandlungen werden zukünftig in diesem Raum stattfinden." Leicht nickte ich. "Dr Schmidt kommt gleich. Sie können schon hinein und sich setzen."
Stumm betrat ich den Raum und setzte mich auf die Liege. Heute würde mir erneut Blut abgenommen werden. Ich hasste es. "So, entschuldige das Warten. Mein Name ist Darren Schmidt, ich bin 29 Jahre alt und dein neuer Arzt."
Diese Stimme war mir so vertraut, weshalb ich sofort aufsah. Der Typ von letzter Nacht! "Wie ich sehe,-" Darren Schmidt sah auf und stockte, als er mich erkannte. "Tim?" Sofort sah ich wieder nach unten. Oh nein!
"Bitte sag mir, dass das ein Scherz ist! Das ist alles nur ein Traum! Du bist nicht mein Patient!" Dann wurde es kurz unangenehm still. "Ich habe mit einem Patienten geschlafen! Ich verliere meine Zulassung!"
"Es muss ja keiner erfahren", murmelte ich und rieb mir meinen Oberarm. "So etwas kommt immer raus!" "Können wir jetzt anfangen? Ich habe echt Hunger!" Der Arzt nickte und zog seine weißen Latex-Handschuhe an. "Wir machen eine Blutabnahme und eine Speichelentnahme. Nimmst du deine Tabletten regelmäßig?" Leicht nickte ich. "Die sind fast leer", murmelte ich.
"Okay, dann gebe ich dir ein neues Rezept mit. Was möchtest du als erstes? Speichel- oder Blutentnahme?" "Speichel."
Dr Darren Schmidt
"Schmidt hört sich komisch an", murmelte ich und öffnete meinen Mund. "Das liegt daran, dass mein Vater Deutscher ist. Meine Mutter ist Australierin. Wir sind vor ein paar Tagen hier her gezogen." Erst jetzt fiel mir sein Akzent auf.
"Aber du bist doch erwachsen", erwiderte ich, als Darren Schmidt fertig war. "Ich habe einen Neuanfang gebraucht. Raus aus meinem alten Leben, verstehst du?" Ich nickte. "Und da bin ich meinen Eltern und meiner Schwester gefolgt. Deutsche Ärzte sind hier sehr gefragt."
"Und warum bist du Arzt für Geschlechtskrankheiten? Warum kein normaler Arzt?" Darren schob den Ärmel meines Hemdes hoch, weshalb ich auf seine Hand sah. Er war so liebevoll. Dann desinfizierte er meine Armbeuge. "Du hast gute Venen." "Das ist das einzig Gute an mir."
"Ich bin mir sicher, dass du ein guter Kerl bist." "Du weichst auf meine Frage aus." Ich ballte meine Hand zu einer Faust. "Ich bin selbst HIV Positiv, Kleiner. Ich möchte Leuten wie dir helfen, damit umzugehen." Ich presste meine Lippen aufeinander, als er in meinen Arm piekte.
Wie ich Nadeln hasste.
"Wie lange schon?", fragte ich dann. "Lange genug." "Das ist keine richtige Antwort." "Wir kennen uns nicht, Dylan, oder Tim, oder wie auch immer du heißt. Ich bin dein Arzt, mehr nicht. Alles, was davor war, vergessen wir einfach, okay?"
"Alles, was in der Akte über mich steht, stimmt", erwiderte ich leise. "Ich heiße Dylan. Und ich bin 17." "Ich habe mit meinem Patient geschlafen, welcher auch noch Minderjährig ist." Darren Schmidt raufte sich die Haare. "Das wussten wir ja vorher nicht. Bleib locker. Es ist nie was zwischen uns passiert."
"Das sagst du jetzt. Aber irgendwann verrätst du mich. Du wirst mich erpressen." "Darren, du hast mir 300 Mäuse gezahlt. Dafür, dass du mit mir geschlafen hast und das ich über Nacht neben dir liegen bleiben sollte. 300 Mäuse sind viel Geld, okay? Du hast mir mehr als meine anderen Kunden gezahlt. Wir sind quitt."
Außerdem hatte er mich wirklich gut behandelt.
"Wieso schläfst du mit anderen Männern? Und dann bist du dazu noch hochansteckend und Minderjährig!" "Es ist mein Job!", knurrte ich. "Nein. Da steckt mehr dahinter. Du denkst, dein Leben ist vorbei, richtig?"
Punkt für ihn.
"Dein Leben ist nicht vorbei. Es fängt gerade erst an. Mit HIV kann man sehr gut leben, okay? Sieh mich an. Ich bin Arzt. In meinen Pausen nehme ich regelmäßig meine Medikamente, mein Chef weiß bescheid, meine Familie ebenfalls. Es ist alles wunderbar. Das kann bei dir auch so werden. Du bist zu negativ."
"Du weißt gar nichts über mich!", zischte ich und ging auf ihn zu. "Gar nichts, hörst du?!" Unsere Gesichter waren sich so unglaublich nahe, dass ich ihn am liebsten geküsst hätte. Darren Schmidt hatte etwas an sich. Etwas, was ich nicht beschreiben konnte.
"Und jetzt gib mir ein Rezept, damit ich verschwinden kann." Darren Schmidt seufzte und ging zu seinem Schreibtisch, schrieb etwas auf. "Wir sehen uns nächste Woche." Ich schnappte mir das Rezept und verließ genervt den Raum. Was bildete sich dieses Arschloch eigentlich ein?
Unten ging ich in die Apotheke und ließ mir meine Pillen bestellen. Ich könnte diese morgen abholen. Dann lief ich zu meinem Fahrrad und fuhr zurück nach Hause. Heute hatte ich keine Lust mehr auf Menschen!
Na, was sagt ihr dazu?😇
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DARKNESS ∣ Fortsetzung zu Heavy Past
RomanceCian-James Spencer und Dylan Martinéz sind die wohl unterschiedlichsten Brüder, die es in Australien gibt. Doch eins haben sie gemeinsam: beide werden von der Dunkelheit umhüllt. Verfolgt hier die beiden Geschichten der Söhne von Jamie-Cormac & Char...