Kapitel XV

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«TFG3/P7 hier! Bitte melden, bitte melden! Over!», ertönt die kratzige Stimme aus dem schwarzen Funkgerät, welches in ihrer Hand lag wie ein kleines Versprechen der Hoffnung. Sofort hob sie die Hand und signalisierten allen um sich herum, dass sie stehen bleiben sollen. Was auch immer der andere Suchtrupp gefunden hat, ihre Mannschaft müsste bereit sein und das war schlecht möglich, wenn alle ihrer eigenen Arbeit nachgingen.

Kaum hatte sie ihr Geste beendet, ertönte kaum hörbares Rascheln, ehe wieder Stille einkehrte und ihnen Schutz verlieh. Die Stille versicherte ihnen wenigstens einen kleinen Vorsprung, sollten sie verfolgt werden, da so nicht alle ihrer Leute auf einen Blick würden entdecke werden. Zudem hörte man auch viel mehr, sodass das Fehlen der Geräusche sie vor Hinterhalten schütze. Auch wenn ihre Gegner es durchaus schaffen könnten, sie zu überwältigen, ohne sich vorher verraten zu können. Das wusste sie und sie war auch schlau genug, sich dies einzugestehen. Alle wussten es. Ihr Gegner war nicht zu unterschätzen, unter keinen Umständen. Und dennoch passiert es immer wieder. Immer wider traute sich jemand zu viel zu und musste die Folgen erdulden.

Leise zog sie das Gerät zu sich und hielt es an ihre Lippen, damit auch ja kein Wort missverstanden wurde, als sie endlich auf die Nachricht antwortete, die ihre Suche vielleicht würde beenden können. Vielleicht hatten sie den Grund gefunden, weswegen sie hier waren. Hier, auf der Grenze des feindlichen Gebietes, wo sie eindeutig die niedrigere Position hatten.

«TFG1/P1 hier! Was gibt es? Over», flüsterte sie und das Funkgerät knackse erneut. Das leise Geräusch zuckte durch die Stille wie ein Donnerschlag, dennoch blieb sie ruhig auf ihrer Position und hielt ihre gelassene Maske aufrecht. Sie durfte bloß keine Unruhe stiften, schließlich verließen sich alle auf sie und darauf, dass sie stets die Kontrolle behielt. Sobald die Worte ihren Mund verlassen haben, hob sie erneut ihre Hand, nur um einen kleinen Schwenker nach links zu machen. Es war ein Zeichen wie das vorige auch, ein Kommunikationsweg ohne Worte, dessen Bedeutung nur wenige wussten.

Doch ihre Mannschaft wusste deren Bedeutung und setzte den Befehl auch sogleich um. Sie hörte nicht, als ihre Schleicher losgeschickt wurden, aber alles andere wäre auch alles andere als gut gewesen. Schließlich bestand ihre Aufgabe genau darin: Schleichen. Er war ein wichtiger Bestandteil einer jeden Mannschaft, da sie sie Umgebung beobachten konnten, ohne selbst zu gesehen zu werden und zudem noch so leise laufen konnten, dass man schon ungewöhnlich gute Ohren haben musste, um sie zu hören. Dass sie dabei auch noch sehr schnell rennen konnten, ohne einen Ton zu verursachen, machte sie zu wahren Meistern ihres Gebietes. Ohne sie wäre ihre Mannschaft schon längst aufgeschmissen gewesen. Schließlich war es der verdienst einer Schleicherin, dass sie noch lebten und nicht von dem Hinterhalt überrollt wurden, welcher einen guten Kilometer hinter ihnen wohl noch immer auf ihre Ankunft wartete.

«Wir haben eine Leiche gefunden. Ich habe Ihnen den Standpunkt geschickt! Over!», erwidert der Mann am Funkgerät und seine Stimme hallt kratzig durch den Wald, in welchem sie nun schon seit guten dreißig Minuten ausharrten. Die Frau erstarrte unmerklich, ehe ihr Herz schneller zu schlagen begann und sie sich zu ruhe zwingen musste. Sie durfte keinesfalls ihre Autorität verlieren. Dennoch bekam sie Hoffnung, welche sie zu unterdrücken versuchte. Es war schließlich mehr als unwahrscheinlich, dass die tatsächlich noch rechtzeitig schaffen würden, gar unmöglich. Dafür hatten sie einfach zu lange gebraucht. Aber vielleicht, ganz vielleicht würden sie ja noch rechtzeitig kommen.

«Mistress. Wo hin?», unterbrach eine flüsternde Stimme ihre Gedanken und sie schrecklich fast unmerklich auf wie aus einem Traum. Langsam hob die den Kopf zu der Person, welcher ihre die Frage gestellt hat und bemerkt dabei, dass diese nicht die einzige war, die sie fragend anblickte. Sie war die Chefin, natürlich verließen sich alle auf ihre Führung. Und sie würde sie nicht enttäuschen.

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