Kapitel 5

271 71 181
                                    

Erschöpft lasse ich mich auf den Stuhl sinken. Die Begegnung mir Paislee und Emersy war besser verlaufen als gedacht, dennoch hat es mich einiges an Selbstbeherrschung gekostet, freundlich zu sein. Paislee hatte sich bis auf ihr Äußeres nicht verändert. Sie quasselte immer noch so viel ohne Sinn und war etwas dämlich. Allerdings ist sie ziemlich hübsch geworden und erfüllt mit ihren blonden Locken und den blauen Augen so ziemlich das Klischee einer dummen Blondine. Emersy hingegen ist und bleibt eine eifersüchtige Möchtegernqueen, die nichts besseres zu tun hat, als ihre Eifersucht an unschuldigen rauszulassen. Dass sie mich immer noch für damals hasst, als das beliebteste Arschloch der Schule mit mir zusammen war, finde ich nicht nur reichlich übertrieben sondern auch sehr unpassend. Schließlich hat er mir das Herz gebrochen und nur mit mir gespielt. Aber vielleicht sollte Emersy so etwas auch einmal erfahren.

„Summer? Summer Chaplin?", reist mich eine überraschte Stimme aus den Gedanken. Überrascht blicke ich auf. Vor mir steht ein großer, ziemlich schlanker Typ mit rötlich braunen Haaren und bernsteinbraunen Augen, die mich erstaunt anblicken. „Brandon?", frage ich ebenfalls überrascht und rufe mir das Bild des kleinen, pummeligen Jungen in Erinnerung, der hoffnungslos in mich verknallt war. Jeden Tag bracht er mir etwas mit. Waren es Süßigkeiten oder Gebasteltes, er übergab es mit vor stolz leuchtenden Augen. Und dieser Junge steht jetzt ein Jahr später vor mir und sieht alles andere als unattraktiv aus. Brandon nickt, erfreut, dass ich ihn erkannt habe. „Seit wann bist du wieder hier?" Neugierde blitzt mir entgegen. „Erst seit zwei Tagen", antworte ich lächelnd. „Ah. Ok. Freut mich" Ein unangenehmes Schweigen legt sich über uns. Der Tag, an dem ich gegangen bin, kommt mir wieder in den Sinn. Damals, als ich ihn so rüde abgewiesen habe. Ich war gerade dabei, meinen Koffer im Kofferraum zu verstauen und war alles anders als gut gelaunt. Geziert von Trauer, Schmerz und Müdigkeit war ich kaum auszuhalten. Auch wenn der Vorfall damals schon zwei Wochen her war, tat es immer noch so sehr weh, wie am Anfang. Ich wollte einfach nur weg. Weg von allem. Mir ging es beschissen. Dann kam Brandon. Er war voller Freude und Energie, während ich eine leere Hülle war. Zugegeben, ich fand es fies, dass er glücklich war. Ich wollte einfach in meiner Welt des Selbstmitleids versinken und konnte es überhaupt nicht verstehen, wie andere so gut gelaunt sein konnten, wenn doch die Welt unterging. Nun, ich war wahrlich eine Dramaqueen. Jedenfalls hat Brandon mich dann voller Hoffnung gefragt, ob wir befreundet sein könnten. Ein denkbar schlechter Zeitpunkt. Trotzdem gab mir die damalige Situation keinen Grund dazu, ihn so sehr zu beleidigen. Mein Worte sind mir noch ganz genau im Gedächtnis. „Als ob ich mit so etwas hässlichem wie dir befreundet sein will!". Sein betrübter, verletzter Blick brannte sich wie Feuer in mein Herz. Doch damals verschaffte es mir Genugtuung. Ich dachte mir, dass jetzt wenigstens einer auch Schmerzen hat. Es war fies und falsch. Und schon viel zu lange habe ich die Entschuldigung aufgeschoben.

Meine Augen richten sich auf den Jungen vor mir, dessen Augen immer noch vor Freude und Lebenslust sprühen. Lächelnd schaut er mir an. „Alles okay bei dir? Du wirkst irgendwie etwas traurig", fragt er und bekommt eine besorgte Falte auf der Stirn. Innerlich verfluche ich gerade ein inneres, kleines Mädchen, dass verträumt aufseufzt. Aber irgendwo hat sie ja auch recht. Es ist schon irgendwie süß von. „Ich muss mich bei dir entschuldigen", antworte ich betrübt lächelnd. Verwirrung zeichnet sich in seinem Gesicht ab. „Entschuldigen? Für was denn?" Seine Stimme klingt ehrlich verwirrt.

Vielleicht erinnert er sich ja nicht mehr? Dann muss ich mich gar nicht entschuldigen...?

Innerlich verpasse ich mir gerade eine Ohrfeige. So darf ich nicht mal wagen zu denken! Ich muss mich entschuldigen, egal, wie unangenehm mir das ist. Mein Stolz hinunter schluckend räuspere ich mich. „Na für damals. Als ich...als du mich nach einer Freundschaft fragtest.", bringe ich heraus und senke beschämt den Kopf. Peinlich. Einfach nur peinlich. Interessiert studiere ich die bekritzelte Tischplatte und warte auf Brandons Reaktion. Diese lässt nicht lange auf sich warten. Allerdings ist sie anders, als erwartet. Ich hätte so ziemlich alles erwarte, von einem Lachen bis zu einem anklagenden Blick. Aber nicht das. Plötzlich werde ich hochgezogen und befinden mich keine Sekunde später in starken Armen. Brandons Armen. Er umarmt mich. Stocksteif bleibe ich stehe. Mein vor schock geweiteten Augen spiegeln sich in der Fensterscheibe.

Was zum Teufel macht er da?!

Bevor ich überhaupt Zeit habe, etwas zu tun, lässt er mich wieder los. Ich mime immer noch einen Baum und bin zu überrumpelt, als irgendetwas machen zu können. Warum hat er das getan? Wir kennen uns doch gar nicht! Und warum habe ich das zugelassen?

Aber irgendwie war es schon schön...

Sein sanfte Stimme holt mich aus der Starre. „Summer. Mach' dir keine Sorgen deswegen. Ich war einfach ziemlich blöd zu hoffen, dass so ein tolles Mädchen wie du etwas mit mir machen will. Und einen schlechteren Zeitpunkt hätte ich mir auch nicht aussuchen können", beruhigt er mich lächelnd und ich bin sprachlos. Energie durchströmt mich und ich blicke ihn empört an. „Na hör mal! Wenn dich hier jemand nicht verdient hat, dann bin das wohl ich! Und okay, ja, du hast einen wirklich schlechten Zeitpunkt gewählt, aber das gab mir nun wirklich nicht das recht, so eine Biest dir gegenüber zu sein!", protestiere ich und sehe, wie seine Blick weich wird. Irritiert hebe ich eine Augenbraue.

Was habe ich gemacht?

„Du hast dich verändert", murmelt er und schaut mich mit einem, mit unergründlichen Blick, an, bevor er weiter spricht, „Aber zum positiven" „Okay?", ist das einzige, was mir darauf einfällt. Ein herzliches Lachen ist seine Antwort.

Er hat sich auch verändert.

***

Hey ihr Lieben ^^

Wer von euch mag Autofahren auch so sehr? Es ist für mich immer die beste Zeit um zu schreiben, da man sowieso nicht viel mehr machen kann. Und deshalb kommt jetzt endlich ein neues Kapitel.

Euer Eindruck von Brandon? Zu viel Klischee?

Schon krass, dass wir jetzt schon bei Kapitel 10 sind. Und Newsupdate an alle Neuzugänge: Bei der Rohfassung war das das vierte oder fünfte Kapitel...ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, warum genau ich das jetzt schreibe, vielleicht weil ich es selbst faszinierend finde...

Wie auch immer. Euch noch einen wunderschönen Tag^^!

Secrets of the past | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt