Keuchend schrecke ich hoch. Schweiß klebt auf meiner Stirn und läuft meinen Nacken hinunter. Ein kleiner Tropfen löst sich von meiner Stirn und tropft auf den Asphalt, der etwas dunkler wird. Mein T-Shirt klebt an mir und allgemein fühle ich mich wie nach einem fünf Kilometer langen Marathon. Mein Herz schlägt heftig gegen meine Rippe, sodass ich angst habe, dass eine brechen würde. Gierig ziehe ich die Luft um mich herum ein und versorge meine Lunge mit dem, was sie will: Sauerstoff.
Dann versuche ich mich krampfhaft an diese Erinnerung zu erinnern. An irgendetwas und sei es nur eine einzelne Farbe. Doch ich weiß nichts. Keine Stückchen der Erinnerung ist mir geblieben. So wie immer. Ich weiß, dass ich diese eine Erinnerung schon oft durchlebt habe. Ich weiß ich, denn danach habe ich immer das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Und das, obwohl nichts meine Luftröhre verschließt. Das einzige, was heute anders ist, ist das verschwitzte. Denn normalerweise bin ich zwar außer Atem und mir ist ziemlich warm, doch noch nie war ich auch nur annähernd so nass wie jetzt.
Was wohl in damals passiert ist?
Meine Augen fixieren den grauen Asphalt, welcher einen krassen Kontrast zu dem grünen Blatt bildet, dass keine fünf Meter neben mir liegt. Ich studiere genaustens die einzelnen bunten Steinchen, welche zusammengesetzt meinen Untergrund geben. Für Außenstehende mag es so aussehen, als würde ich irgendetwas suchen. Wobei mir auch das eher abwegig erscheint, da keiner, der etwas sucht, verschwitzt auf dem kühlen Asphalt sitzt und wahrscheinlich aussieht, als hätte er eine Leiche gesehen - auch wenn letzteres ironischerweise wirklich passiert ist.
Gänsehaut bildet sich auf meinem Arm, als ein leichter Wind sachte über mich streicht. Mein Blick wandert nach oben gen Himmel. Dunkle Wolken haben sich vor die Sonne geschoben und verdrängen das warme Licht. Es wird heute wohl noch regnen.
„Summer!", ruft jemand erleichtert, bevor ich auf mich zueilende Schritte höre. Ich erstarre, als ich die Stimme höre, entspanne mich aber sofort wieder. Er wird mir nichts tun. Ächzend versuche ich mich hoch zu stemmen um wenigstens nicht ganz so erbärmlich aussehe, wie ich mich gerade fühle. Allerdings fehlt mir die Kraft, wie ich zwei Sekunden später weiß, als ich mich nicht mal auf meine Arme stützen kann. Frustriert lasse ich mich wieder auf den Boden sinken. „Summer", wiederholt er, sobald er mich erreicht hat und kniet sich neben mich. Ich liege immer noch mit meinem Körper auf dem kalten Asphalt und fühle mich wie überfahren. „Was hast du angestellt?", will er dann wissen und ich seufzte genervt auf. Sieht er denn nicht, dass ich hier noch auf dem Boden liege. „Verdammt Brandon! Ich liege hier auf dem Boden wie eine zermatschte Tomate und du fragst, was ich getan habe! Hilf mir lieber hoch!", maule ich ihn an und versuche mich erneut hoch zu stemmen. Brandon beginnt zu lachen, bevor er mir schließlich um die Taille fasst und mich wieder auf die Beine zieht. Sobald ich stehe, erfasst mich schwindel, sobald ich erst einmal gegen ihn kippe. Nicht, dass ich noch auf den Boden falle, wie schon vorhin. Denn irgendwie habe ich das Gefühl, dass Brandon mich nicht wirklich auffangen könnte.
„So, jetzt stehst du! Und jetzt sag endlich, was passiert ist!", verlangt er schließlich und wirkt auf einmal wieder ernst. Seine bernsteinbraunen Augen bohren sich fragend in meine und ich schlucke unwohl. Wenn ich ihm von meiner Panikattacke erzähle, dann muss ich ihm auf das mit der Leiche erzählen. Allerdings will ich genau das vermeiden. Ich vertraue Brandon, dass steht außer Frage, doch ich kenne ihn noch nicht so lange und möchte ihn auch nicht mit so etwas gruseligem Belasten.
Es ist das selbe wie bei Aisha. Ich hasse es, nicht die ganze Wahrheit zu sagen, doch ich würde mich hassen, sollte ich diese erzählen. Und um ehrlich zu sein habe ich auch ein winziges bisschen Angst, dass die beiden dann angst vor mir bekommen - und das ist das Letzte, was ich will. Ich weiß, es ist egoistisch, aber es ist nun mal die Wahrheit.
„Summer, bitte rede", bittet Brandon mich und holt mich aus meinen Gedanken. Ich schaue ihm zögerlich in seine Augen, bevor ich anfange zu sprechen. „Ich hatte nur eine kleine Panikattacke", gebe ich schließlich zu und Brandon stößt hörbar die Luft aus. „Nein! Bitte", flehe ich, sobald er zu einem Wort ansetzten will. Ich weiß, dass er nach dem Grund fragen will. Ich sehe es in seinen Augen. Brandon sieht so aus, als wolle er noch etwas erwidern, doch stattdessen besinnt er sich eines besseren und nickt einverstanden. „Ok. Dann lass mich doch jetzt nach Hause bringen. Der Unterricht endet sowieso in einer halben Stunde", meint er schließlich und ich nicke dankbar. „Aber ich muss noch meine Tasche aus der Toilette holen", wende ich ein, als er sich in Bewegung setzt. Brandon sieht mich kurz an, bevor sich ein entschlossener Ausdruck in seine Augen schleicht. „Ich hole sie und du wartest hier!", befiehlt er schließlich sanft und ich nicke, erleichtert darüber, dass ich selbst nicht gehen muss.
Keine fünf Minuten später laufen wir gemeinsam die Straße entlang. Da heute Sonnenschein angekündigt wurde, bin ich ausnahmsweise gelaufen, statt wie sonst immer zu laufen. Eine miese Entscheidung, wie ich jetzt weiß. Das Brandon ein Auto hat, weiß ich, allerdings hat er mir vorhin gestanden, dass sein Auto in der Werkstatt ist und er heute gefahren wurde. Manchmal verfluche ich mein Leben, weil es einfach so beschissen ist. Wie heute.
Obwohl wir schweigen und einzig die Autos, welche an uns vorbei fahren, Lärm machen, dröhnt mein Schädel. Vom Sturz konnte er nicht kommen, schließlich habe ich nur etwas auf geschrammte Hände und Knie bekommen, doch mein Kopf war nicht auf dem Asphalt aufgekommen. Wahrscheinlich die Nachwirkungen, auch wenn diese sonst nie so schlimm oder auffällig waren.
„Wie hast du mich eigentlich gefunden?", frage ich an Brandon gewannt, als mir diese Frage unvermittelt in den Kopf schießt. Tatsächlich finde ich es etwas auffällig, wie schnell er bei mir war. Und vor allem, warum er sich solche Sorgen um mich machte. Es war schließlich nicht das erste Mal, dass er für mich da war. Gleich am ersten Schultag hat er mich angesprochen und mich sozusagen aufgenommen. Danach, als ich wieder einen dieser „Anfälle" hatte, war er auch zur Stelle. Ich bin sicherlich nicht die Einzige, die das auffällig findet. So langsam glaube ich, dass er mir etwas verheimlicht, von dem ich schon einen Verdacht habe, was es sein könnte. Und sollte sich dieser Verdacht bestätigen, hätte ich mächtig ärger mit Aisha.
„Unser Kursraum liegt direkt über dem Eingang. Als ich aus dem Fenster geschaut habe und dich da auf dem Boden liegen sah, wusste ich, dass da etwas nicht stimmt", meint er lässig und zwinkert mir zu. Ich rolle als Reaktion auf seine Geste nur mit den Augen, auch wenn mich sein Zwinkern zum lächeln brachte. Dann allerdings kommt mir wieder mein Verdacht in den Sinn und das Lächeln erlischt augenblicklich. Ich zögere mit mir, bevor ich vorsichtig frage: „Brandon? Darf ich dich mal etwas fragen?" Brandon versteift sich bei meiner Frage sichtlich, nickt aber lächelnd. Ein Beweis dafür, dass er mir etwas vorspielt. „Kann es sein...also kann es sein, dass du...dass du mich ganz vielleicht...eventuell...liebst?", druckste ich herum und schaffe es schließlich, meine Frage zu ende zu stellen. Ich beobachte sein Gesicht genaustens, um auch ja keine Reaktion von ihm zu verpassen.
Brandon sieht mich an, als wäre ich ein Geist. Doch was er dann macht, hätte ich wirklich nicht erwartet, obwohl es typisch Brandon ist. Er lacht los. Laut und herzlich dringen die Laute aus einem Mund. „Oh Summerchen. Keine Sorge, ich liebe dich nicht", lacht er und ich atme erleichtert auf. Es ist mir, als viele mir ein Stein von Herzen.
Dieses vergeht mir allerdings ziemlich schnell, als plötzlich ein Geräusch ertönt. Ein Geräusch, dass das Blut in meine Adern erfrieren lässt. Ein Geräusch, dass mich meine Augen aufreißen lässt und mein Herz zum stillstand bringt. Es ist ein Schuss.
***
Ich liebe Ferien! Da kann ich immer so schön viel schreiben...auch wenn ich eigentlich lernen sollte...
Naja, ich habe diese mal ein langweiligeres Kapitel - aber die müssen auch sein. Also reißt mir bitte nicht den Kopf ab, kein Buch ist perfekt. *gebt ergeben die Hände*
Dann bis demnächst👋(warscheinlich wieder Morgen...bin immer noch in Schreiblaune...)
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Secrets of the past | ✔️
Romance❞𝗗𝗶𝗲 𝗩𝗲𝗿𝗴𝗮𝗻𝗴𝗲𝗻𝗵𝗲𝗶𝘁 𝗹𝗮̈𝘀𝘀𝘁 𝘀𝗶𝗰𝗵 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁 𝗮̈𝗻𝗱𝗲𝗿𝗻. 𝗨𝗻𝗱 𝗮𝘂𝘀𝗹𝗼̈𝘀𝗰𝗵𝗲𝗻 𝗲𝗿𝘀𝘁 𝗿𝗲𝗰𝗵𝘁 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁.❝ Wenn Summer eines hasst, dann zerstörerische Geheimnisse. Dass es in ihrer unmittelbaren Umgebung mehr da...