Kapitel 3

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Ferien sind eine wirklich gute Erfindung. Blöd nur, dass sie immer nur so kurz sind. Da ich und Schule sowieso eine nicht sonderlich gute Beziehung führen, ist meine Motivation schon seit gestern Abend den Keller umgestalten. Die Aussicht darauf, heute wieder sechs Stunden auf einem dieser unbequemen Stühle in Gesellschaft von weiteren Menschen zu verbringen, dessen IQ ungesund niedrig ist, verstärkt das Verlangen, wieder ins Bett zu gehen. Mein Bett, das ich mit zu vielen Kissen zu einer unwiderstehlichen Kuschelecke umgewandelt habe, hat sicher nichts dagegen einzuwenden. Allerdings sollte ich nicht gleich am ersten Tag zu spät kommen. Und vielleicht hat sich meine Klasse ja in meinem Auslandsjahr gebessert.

Wer's glaubt, wird selig!

Seufzend darüber, dass ich wohl oder übel doch die Ferien hinter mir lassen muss, reiße ich das Lenkrad nach rechts und fahre auf den Parkplatz der Montgomery-High. Das Schulgebäude ragt groß und grau vor mir auf, dessen Betonwände zweifellos schon bessere Zeiten gesehen haben. Früher, wenn die Stunde mal wieder eine Schlaftablette war und meine Gedanken überall waren, nur nicht da, wo sie dem Lehrer nach sein sollten, beschlich mich das Gefühl, dass die Schule zusammenbrechen und mich lebendig begraben könnte. Keine besonders nette Vorstellung, wenn man sich bildlich vorstellt, wie die zermatschen Mitschüler aussähen. Da ich nun ein Jahr älter bin, hoffe ich, solchen verrückten Gedanken nicht mehr begegnen zu müssen.

Auf dem Weg zum Schulgebäude erblicke ich so einige bekannte Gesichter. Da wäre zum Beispiel Bianca, die am Eingang der Schule steht, umringt von bewundernden Schülerinnen und Schüler, die alle an ihren Lippen kleben und zu ihr aufschauen. Schon als ich gegangen bin, war Bianca die beliebteste Schülerin. Nicht nur ihre roten Haare mit den grauen Augen und dem schlanken Körper machen, sie zu einer Naturschönheit. Auch ihr Charakter ähnelt dem eines Engels. Wie man so lieb sein kann, ist mir wirklich ein Rätsel. Allerdings gleicht Bianca im Thema Charakter sehr Mom. Noch nie habe ich sie mit schlechter Laune gesehen. Das Fieseste bei ihr ist, egal was sie trägt oder macht, sie ist perfekt. Kein Wunder also, dass sie von allen bewundert wird. Auch ich bringe ihr eine gewisse Bewunderung entgegen.

„Summer?", höre ich links von mir eine liebliche Stimme und drehe mich überrascht um.

Ein blonder Wuschelkopf lugt hinter einem Baum hervor, dessen braungrüne Augen mich neugierig mustern. Braungrüne Augen, die mir sehr bekannt vorkommen.

„Aisha?", frage ich fassungslos und blicke auf die groß gewachsene Gestalt, die sich mir offenbart. Von dem kleine, frechen Mädchen mit den Zöpfen ist nichts mehr zu sehen.

„Holy Shit, du hast dich total verändert! Und die Haare! Das Kinnlange steht dir wirklich gut!" Erstaunt kommt sie auf mich zu und betrachtet mich ausgiebig. „Du bist hübscher geworden", zwinkert sie mir zu und ich zwinge meine Mundwinkel nach oben. Ich habe nicht damit gerechnet, sie zu sehen. Eigentlich sollte es mich nicht weiter wundern, da sie hier ebenfalls zur Schule geht, allerdings habe ich keinen Gedanken an sie und meine ehemaligen Freundinnen verschwendet. Deshalb überrascht es mich zugegebener maßen sehr, dass ich ihr jetzt begegne.

„Danke, du aber auch.", gebe ich halbherzig zurück. Eine unangenehme Stille bricht zwischen uns aus. Bilder von dem Tag, als er mit mir Schluss gemacht hat, steigen in mir auf. Damals, als ich völlig fertig zu meinen sogenannten Freundinnen kam. Ich dachte wirklich, sie würde mir helfen. Aber stattdessen haben sie mich ausgelacht und mich einfach stehen lassen. Seit dem ist mein Verhältnis zu den Vieren stark abgekühlt.

„Wo sind Cathrina, Emery und Paislee?", frage ich und bemühe mich um einen interessierten Ton. Ich wollte nicht gleich am ersten Tag unfreundlich rüberkommen. Um wer weiß, vielleicht haben sie sich ja gebessert?

Mein Blick gleitet wieder zu Aisha, die mich immer noch anblickt wie das achte Weltwunder. "Ehm...", beginnt sie dann zögernd zu sprechen. Ihr Blick gleitet unsicher zu mir und zu dem Baum. Wenn sich in der Zeit, in der ich weg war, nichts geändert hat, müsste da noch die hölzerne Bank stehen, auf der wir immer die Pausen verbracht haben. "Cathrina ist nach Santa Fe zu ihrer Mutter gezogen. Und Paislee und Emery sitzen da drüben.", sagt sie schließlich und zeigt in Richtung Baum, von wo sie gekommen ist. Sie wirkt ganz betrübt, als sie das mit Cathrina sagt. Auf einmal bekomme ich Mitleid mit Aisha. Sie war immer so etwas wie Cathrina's Schoßhündchen. Immer ist sie ihr hinterhergelaufen, hat sie bewundert und hatte nie eine eigene Meinung. Aisha hat Cathrina förmlich vergöttert und wusste ohne sie nichts anzufangen. Ich konnte Aisha nie verstehen, denn Cathrina war ein richtiges Biest, ähnlich wie Gina. Nur manipulierte sie Leute über einen längeren Zeitraum. Wie ein Parasit befiel sie deinen Körper, machte dich von innen heraus verletzbar, nur um dann von außen wie eine Schlange zuzubeißen. Hatte sie ihr Opfer erstmal so weit, dann stieß sie ihrem langen Giftzählen quälend langsam hinein und ergötze sich an dem Schmerz, den sie der Person zufügte.

Ich habe sie gehasst und tue es immer noch. Auch Aisha hatte sie nur benutzt. Cathrina ließ sich von ihr nach Strich und Faden verwöhnen, behandelte sie aber wie Dreck. Das schlimmste war allerdings, dass Aisha das mit sich machen hat lassen. Mir tat sie immer leid, denn eigentlich ist sie ganz nett. Das habe ich mehrmals selbst erfahren, in den wenigen Minuten, in denen wir alleine waren. Doch Cathrina ist sowas wie ein Anker für sie. Und jetzt, da sie nicht mehr da ist, wird es für Aisha wohl ziemlich schwierig sein, alleine zu denken und zu handeln.

"Sollen wir mal zu Emery und Paislee?", frage ich sanft. Auch wenn sie alle nicht immer nett zu mir waren, so habe ich doch eine Menge schöne Erinnerungen mit ihnen. Und vor allem möchte ich Aisha nicht zumuten, sofort alleine zurechtzukommen. Soweit ich weiß, ist ihr Vater, kurz nachdem ich gegangen bin, gestorben. Paislee hat es mir damals erzählt. Danach hatten wir allerdings keinen Kontakt mehr. Aisha ist eigentlich ein total liebes Mädchen, aber auch sehr verletzbar. Und ich möchte nicht so ein Unmensch sein, wie sie es einst waren.

"Gerne doch" Aisha strahlt förmlich, wenn auch ein überraschter Schimmer ihre Augen ziert. Ich lächele sie an, aber diesmal ist es ehrlich. Dann harke ich mich bei ihr unter, wie wir es so oft früher getan haben und gehen zur Birke, hinter der sich Paislee und Emersy befinden. Mir ist etwas unwohl und ich zweifele daran, ob das wirklich eine gute Idee ist, aber zum umdrehe ist es zu spät.

Na dann wollen wir mal!

***

Hey ^^

Wer zerläuft gerade auch vor Hitze? Ich muss immer zwischen meinem Platz und der Gartendusche wechseln, um nicht als geschmolzener Schneemann durchzugehen (*^_^*).

Okay, genug gelabert. Heute mal etwas über Summers Vergangenheit (Heißt ja nicht um sonst "Secrets of the PAST" xD). Was haltet ihr bisher von Aisha und Cathrina?

War dieses Kapitel langweilig?

Bis zum nächsten Mal!

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