Graublau trifft auf braun. Braun auf graublau. Ich erstarre. Und die Zeit scheint still zu stehen. Mein Herz pocht regelmäßig gegen meine Rippen. Zeigt mir, dass die Zeit weiter läuft. Nach einem Jahr sehe ich ihn wieder. Ihn, der mich gebrochen hat. Der mein Herz in tausend Stücke gebrochen hat. Der mich verarscht hat. Ihn, den ich hasse.
Ungewollt wandert mein Blick über seinen Körper. Er hat sich verändert. Jedenfalls äußerlich. Seine Haare sind länger geworden und hängen ihm seitlich in die Stirn, während der Unterkopf kurz rasiert ist. Sein schlanker, athletischer Körper ist muskulöser und noch größer geworden. Seine Aura strotzt nur so vor Arroganz und auch seine Klamotten sprechen für sich. Für viel Geld und viel Selbstvertrauen. Auch wenn ich zu meinem Leidwesen zugeben muss, dass ihm die schwarze Lederjacke, gepaart mit dem weißen Shirt, steht. Doch eines hat sich nicht verändert. Seine Augen. Sie strahlen immer noch die selbe Kälte aus, mit der ich ihn zuletzt gesehen habe. Die Kälte, die auf sein Herz aus Stein schließen lassen. Und genau diese Augen bereitet mir eine Gänsehaut des Grauens, als sie sich in mich zu bohren scheinen. Ich habe das Gefühl, er könnte tief in mich sehen, bis auf den Grund meiner Seele. Ich fühle mich nackt und schutzlos. Ein äußerst unangenehmes Gefühl. Innerlich werde ich unruhig, will mich bedecken, doch zwinge mich zu einer äußerlichen Ruhe. Keine Gefühle werde ich ihm zeigen. Und vor allem keine, die mich schwach machen könnten. Das habe ich mir geschworen.Und ich werde einen Teufel tun, dieses Versprechen an mich selbst zu brechen!
Immer noch treffen sich unsere Augen. Wie lange schauen wir uns schon in die Augen? Mir erschient es wie Stunden. Doch die Tatsache, dass sich die Gruppe kaum vor bewegt hat, müssten es nicht mehr als zwei Sekunden gewesen sein. Zwei Sekunden, die für mich der Unendlichkeit gleich kamen. Mit angehaltenem Atem warte ich auf seine Reaktion. Diese trifft auch ein. Aber ganz anders, als ich je erwartet habe. Ich hatte alles erwartet. Wirklich alles. Dass er mich spöttisch anblickt, vielleicht etwas arrogantes sagt. Dass er mich erkennt, mich aber nicht beachtet. Dass er mir Wut entgegenbringen wird. Dass er mich wieder verführen will, um mir wieder das Herz zu brechen. Dass er mich auslacht und mit seinen Freunden über mich herzieht. Ja sogar, dass er erfreut ist, mich zu sehen, hätte ich in Erwähnung gezogen. Allerdings hätte ich nie im Leben erwartet, dass sein Blick einfach weiter durch den Gang schweift, als wäre ich nur ein einfacher Spind von vielen, die hier stehen. Geschockt blicke ich ihm nach, wie er und seine Gruppe an mir vorbei laufen und im Gang verschwinden.
Wie versteinert hocke ich auf dem Boden. Kann nicht begreifen, was gerade passiert ist. Oder will es nicht begreifen.
Hat er mich gerade ignoriert?
Die sarkastische Antwort auf diese Frage liegt mir auf der Zunge. Aber viel mehr stellt sich mir die Frage, warum er das getan hat.
Hat er mich nicht wiedererkannt? Oder wollte er mich nicht erkennen?
Die zweite Frage schließt schon mal aus, da ich sonst doch einen Schimmer Erkennung hätte sehen müssen. Doch da war nichts. Überhaupt nichts. Entweder ist Alex verdammt gut darin, seine Gefühle zu verstecken oder er hat mich wirklich nicht erkannt. Allerdings fände ich das schon etwas unwahrscheinlich. Gut, ich saß und habe kürzere Haare, sowie einen anderen Style und einen dunkleren Teint, aber ich habe mich nicht komplett verändert. Schließlich haben mich auch meine Klassenkameraden erkannt und diese haben weit weniger mit mir zu tun gehabt, als Alex. Jedoch war ich auch nur eine von vielen von ihm und kann mir durchaus vorstellen, dass er mich vergessen hat. Aus einem mir unerklärlichen Grund tut der Gedanke daran weh.
Spinnst du jetzt total?!, will ich am liebsten meinem Herzen zubrüllen. Das mir der Gedanke daran weh tut, ist so absurd, wie die Behauptung, die Erde wäre eine Scheibe. Er hat mir das Herz gebrochen und ich bin darüber hinweg. Ich will ihm und generell Jungs, aus dem Weg gehen. Wenn es sich ergibt, dann schlage ich die Chance nach Rache jedoch nicht aus. Also warum genau, macht es mir etwas aus, dass er mich nicht beachtet hat?
Denn dass es mir etwas ausmacht, bezeugen die Gedanke, die ich mir gerade deswegen mache. Leider.
Verdammt Summer, jetzt reiß' dich mal zusammen!, ermahne ich mich selbst und versuche meine Gedanken weit weg von dem Tabuthema „Alex" zu wenden. So kommt es, dass meine Gedanken immer wieder zwischen Wo bliebt Brandon denn? und Hässlicher Spind Nummer weiß-nicht-wie-viel hin und her springen.
„Da ist wohl jemand ungeduldig", ertönt dann endlich seine erlösende Stimme in Gang. Erleichtert hebe ich den Kopf. Brandon kommt mit zwei Fantadosen in der Hand den Gang entlang geschlendert, ein amüsiertes Grinsen auf dem Gesicht. Ich verdrehe grinsend die Augen und rappele mich auf. Schon komisch, wie gut wir uns verstehen. Aber ich denke, dank Brandons Charakter, konnte es auch gar nicht anders laufen.
„Sei still und gib mir lieber etwas zu trinken, bevor ich hier verdurste", grummele ich gespielt sauer und schnappe mir eine der Dosen. „Dir scheint es ja zum Glück wieder gut zu gehen", bemerkt Brandon ehrlich erfreut und mustert mich von Kopf bis Fuß, während ich den Verschluss der Dose öffne und die Hälfe des Inhaltes auf einmal hinunter kippe. Anstatt zu bejahen oder zu nicken, strecke ich den Daumen aus, da sich alles andere während des Trinkens als schwierig gestaltet.
„Sollen wir wieder in den Unterricht?", frage ich zwischen zwei Schlucken.
Mm, wie sehr ich Fanta doch liebe!
„Das lohnt sich nicht mehr. Es klingelt sowieso gleich.", erwidert Brandon und trinkt den Inhalt seiner Dose auf Ex. Tatsächlich klingelt es keine zehn Sekunden später. Während die Schüler aus den Klassenzimmer strömen, machen Brandon und ich uns still auf den Weg auf den Hof. Meine Bücher kann ich auch noch später holen.
„Brandon!", brüllt plötzlich eine Stimme hinter uns und ich hebe überrascht den Kopf.
Diese Stimme kenne ich doch!
Im nächsten Moment fällt eine zierliche Gestalt um Brandons Hals und ich traue meinen Augen nicht.
***
Soo...das nächste Kapitel! Wie ihr vielleicht vergangen Kommis entnehmen könnt, stand hier ein etwas anderes Ende - welches warscheinlich auch besser war. Aber das habe ich mir dann für's nächste Kapitel ausgesparrt...
Also...
Wie habt ihr euch Alex vorgestellt und was haltet ihr von seiner Reaktion? Und von Summer's Reaktion?
Allgemeine Frage: Was haltet ihr von meinem Schreibstiel?
Bis demnächst dann ^^
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Secrets of the past | ✔️
Romance❞𝗗𝗶𝗲 𝗩𝗲𝗿𝗴𝗮𝗻𝗴𝗲𝗻𝗵𝗲𝗶𝘁 𝗹𝗮̈𝘀𝘀𝘁 𝘀𝗶𝗰𝗵 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁 𝗮̈𝗻𝗱𝗲𝗿𝗻. 𝗨𝗻𝗱 𝗮𝘂𝘀𝗹𝗼̈𝘀𝗰𝗵𝗲𝗻 𝗲𝗿𝘀𝘁 𝗿𝗲𝗰𝗵𝘁 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁.❝ Wenn Summer eines hasst, dann zerstörerische Geheimnisse. Dass es in ihrer unmittelbaren Umgebung mehr da...