Ängstlich huschte die verhüllte Gestalt durch die große Eingangshalle, den Blick wachsam hin und her huschend. Sie nahm jedes Detail in sich auf und achtete darauf, niemandem zu begegnen. Ihre Augen wanderten über die mit Gold oder Juwelen überzogenen Gemälde, welche an den Wänden unter prunkvollen Kronleuchtern hingen. Sie zeigten verschiedene Landschaften aber auch Personen oder Kunstgemälde berühmter Künstler. Sie wusste, dass der Eigentümer dieses Hauses diese Gemälde nur besaß, um Eindruck zu schinden. Er wollte den Gästen zeigen, wie viel Geld er hatte und sie zugleich einschüchtern.
Ohne einen weiteren Blick an die Dekoration zu verschwenden, eilte das Mädchen weiter die marmorne hinauf, welche sich vor ihr erstreckte wie eine von dunklem Aderwerk durchzogene Schneedecke. Das goldene Geländer wirkte im Schein der tausend durch die Diamanten gespaltenen Lichtstrahlen auf groteske Art und weiße wie die wärmenden Strahlen der Sonne, welche sich durch die dicken Wolken schoben. Umso mehr achtete sie darauf, das Geländer nicht zu berühren. Sie wusste, was eine einzige Berührung zur Folge hatte und wollte selbst nicht diesen scheinbaren Lichtblick in all der grausamen Dunkelheit berühren.
Kurz drauf bog sie in einen breiten Gang ein, welcher nicht anders als der vorige war. In einem ebenfalls vergoldeten Spiegel sah sie sich selbst und ängstigte sich selbst. Eine dunkel Kapuze verdeckte ihr Gesicht, der schmale Körper war in dunkle Klamotten gehüllt. Die wenige Haut, welche hervor blitze, war blass, als hätte man ihr alles Blut genommen. Sobald sie ihre Kapuze nur ein Stück anhob, wurden ihre dunklen Augenringe deutlich, ebenso leuchtet die Wunde auf ihrer linken Wange noch immer Blutrot, wie ein Warnsignal, welches sie an den Schmerz erinnern will, welchen sie erdulden wollte.
Sobald ihre Ohren leise Stimmen vernehmen, zog sie dich Kapuze eilig wieder über das Gesicht und eilte weiter, ohne ihre Umgebung weiter zu beachten. Noch später durfte sie nicht kommen. Er würde sowieso schon sauer wegen ihrer Verspätung sein und die schmerzen würde nur noch größer werden. Sie fürchte sich jetzt schon, doch sie wusste, da es nur noch schlimmer werden könnte.
Die Stöhnlaute und Schmerzensschrei, welche hinter den dunklen Türen eingelassen waren, an welchen sie immer wieder vorbei kam, bezeugten dies. Er würde keine Gnade, obgleich sie nun seine Tochter war oder nicht. Und sollte sie Glück haben, würde sie nur verprügelt werden.
Obwohl sich alles in ihr wehrte, setze die Person ihren Weg zum letzten Zimmer fort. Es lag ganz am Ende des Ganges, so als solle der Besucher vor seiner Ankunft noch einmal vor der Macht der Person erinnert werden. Für manche war es jedoch der ewig lange Weg durch die Hölle, an dessen Ende der Teufel wartete. Genauso fühle sie sich nun. Wie auf dem Weg zu einer Schlachtbank lief sie den Gang entlang, dessen dunkler Teppich jegliche Geräusche verschluckte. Schweiß lief ihr über die Stirn und den Rücken hinab. Sie zögerte, wollte die Ankunft so lange heraus zögern, wie sie nur konnte. Angst breitet sich rasend schnell in ihrem Körper aus und lies sie beinahe erstarren, als sie schließlich an die Tür kam. Diese Unterschied sich in keinster Weise von den anderen, dennoch wusste man, das dahinter der Teufel wartete. Schon drei Meter vor der Tür konnte man die Kälte und die Dunkelheit spüren, welche von dem Raum hinter dieser Tür ausging. Doch es war nicht das Gebilde aus Stein, welches diese Kälte besaß. Es war der Mann hinter in dem Raum. Der Mann, welcher ein Monster war.
Allen Mut zusammen nehmend klopfte das Mädchen zaghaft an die Tür und zog sogleich wieder ihre Hand zurück, als hätte sie sich verbrannt. Ihr Herz pochte unregelmäßig gegen ihre Rippen und sie musste dem Drang widerstehen, einfach umzukehren und zu fliehen. Doch sie wusste, dass das keine Lösung war. Er würde sie finden und betrafen. Und diese Bestrafung würde sie nicht überleben. Denn dann käme sie in die tiefsten Höllenkreise, in denen selbst die Worte «Herzlosigkeit» und «Hass» wie «Gnade» und «Liebe» anzusehen war.
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Secrets of the past | ✔️
Romansa❞𝗗𝗶𝗲 𝗩𝗲𝗿𝗴𝗮𝗻𝗴𝗲𝗻𝗵𝗲𝗶𝘁 𝗹𝗮̈𝘀𝘀𝘁 𝘀𝗶𝗰𝗵 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁 𝗮̈𝗻𝗱𝗲𝗿𝗻. 𝗨𝗻𝗱 𝗮𝘂𝘀𝗹𝗼̈𝘀𝗰𝗵𝗲𝗻 𝗲𝗿𝘀𝘁 𝗿𝗲𝗰𝗵𝘁 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁.❝ Wenn Summer eines hasst, dann zerstörerische Geheimnisse. Dass es in ihrer unmittelbaren Umgebung mehr da...