Kapitel XXXIX

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„Mistress!", ertönte die Stimme von Mr. Paulson, als der mittelalte Herr ins Büro geeilt kam. Die braunhaarige Frau hob fragend den Kopf, welcher bis eben noch über diversen Stadtplänen gegrübelt hat. Noch immer versuchte sie Zusammenhänge festzustellen, doch auch mit der Hilfe ihrer Spezialisten bekam sie keine Idee. 

Doch das war nun nebensächlich, wie sie nach einem Blick in Mr. Paulson's Gesicht wusste. Der mittelalte Herr war dafür bekannt, steht's Gefühle zu zeigen und war somit nicht nur der Leiter einer ihrer Abteilungen, sondern zudem so etwas wie ihre rechte Hand. Bei ihm wusste sie immer, woran sie war. So wie heute, als sein besorgter Gesichtsausdruck bände sprach. Obwohl sich in ihrem inneren begann, Panik auszubreiten, blieb sie äußerlich gelassen und ruhig. Es brachte niemandem etwas, wenn sie in Panik ausbrach, zumal sie schon weitaus schlimmere Dinge erlebt hatte.

„Was ist geschehen?", fragte sie und richtete sich auf. Ihre Kleidung bestand nur aus einer einfachen Jeans und einem T-Shirt, trotz der Tatsache, dass sie eine Chefin war. Doch mit diesen unbequemen Businesskostümen konnte sie noch nie etwas anfangen, auch weil diese im Notfall äußerst unpraktisch wären. Ein Grund, warum man hier tragen durfte, was man wollte - mal abgesehen von Jogginghosen. 

Mr. Paulson fuhr sich durch seine hellblonden Haare und fühlte sich sichtlich unwohl. „Ihre Tochter  wurde auf dem Heimweg um 1 a.m. angegriffen", sagte er dann und die Frau zog scharf die Luft ein. Sie wusste, dass es geschehen würde. Sie wusste, dass ihre Tochter in Gefahr schwebte. Frühstens seit er aufgetaucht war. Doch die Leiche war ihre Bestätigung. Er wollte ihre Tochter. 

„Wo befindet sie jetzt?", fragte sie und eilte schnellen Schrittes aus dem Raum, während Mr. Paulson ihr folgte. „Auf der Krankenstation im Zimmer 135. Kyan hat sie umgehend zu uns gebracht", antwortete er und die Frau nickte. Sie wusste, dass sie sich auf Kyan verlassen konnte. Deshalb hatte er auch diesen Job bekommen. „Haben sie schon ihre Mutter verständigt?", wollte sie dann wissen und bog in den Gang zu den Aufzügen ein, welche sie zur Krankenstation bringen würden. Es waren nur wenige Menschen, die ihnen begegneten. Doch diesmal war es nicht der später Zeit wegen, sondern lag einzig daran, dass derzeit alle Anwesenden arbeiteten. „Ja, das wurde bereits erledigt" „Wie sieht es mit dem Attentäter aus?" „Dieser ist derzeit in einem Verhör und Sie können sich sicher sein, dass sie noch heute Abend etwas wissen", antwortet er und die Frau hört aufmerksam zu. Sie wusste, dass sie heute Abend etwas über den Attentäter wüsste. An dem Team, welcher für solche Verhöre zuständig war, hatte sie keine Zweifel. Diese Leute waren darauf ausgebildet, Menschen so zu manipulieren, dass sie einen sogar in den Tod schicken könnten. Doch solche krankhaften Gehirne waren hier strengstes Verboten und sie selbst sorgte dafür, dass diese Regel auch eingehalten wurde. 

„Misstres, sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Ihre Tochter hat bis auf ein paar Hämatiten und kleinen Kratzern keine sichtlichen körperlichen Schäden bekommen. Dank des Schocks liegt sie derzeit in Ohnmacht, jedoch gehen die Ärzte stark davon aus, dass sie in der nächsten Stunde erwacht", meinte er, etwas aus der Puste dank des Tempos, mit welchem die Frau durch die Gänge jagte und dabei den Leuten zunickt, welche ihnen entgegen kamen. 

Nun waren sie am Fahrstuhl angekommen und die Frau bestellte eben dieser, welcher auch gleich darauf kam. „Danke, Henry", bedankte sie sich und lächelte ihm zu, bevor sie im inneren den Fahrstuhles verschwand. Er nickte ihr kurz zu, als sich auch schon die Türen schlossen und sie aus seinem Sichtfeld verschwand. 

Keine zwei Minuten später kam die Frau an der Krankenstation heraus und wurde sofort zu einem Zimmer geführte. Jeder hier kannte sie und so gut wie jeder mochte sie. Auch wusste jeder über ihre Familie Bescheid, sodass die Ärzte wussten, wen sie da vor sich hatten. 

Aus dem Zimmer drangen keine Geräusche, als sie und eine junge Ärztin davor stehen blieben. Mit eine dankenden Blick entließ die Frau die junge Ärztin, ehe sie langsam die Türklinke hinab drückte und ins Zimmer blickte. 

Dort lag sie, inmitten des großen Bettes. Ihre Haut war unnatürlich Blass, aber abgesehen von ein paar roten Schrammen sah sie unverwundet aus. Die Frau atmete erleichtert aus. Obwohl Mr. Paulson schon gesagt hatte, dass es ihr gut ging, tat es gut, sich mit eigenen Augen zu vergewissern. 

Langsam ging sie in den Raum und setzte sich an die Bettkante. Vorsichtig, als wäre sie aus Porzellan, nahm die Frau die Hand des Mädchens in die ihrige. Sie war kalt und aufgeschürft. Sorgenvoll betrachtete sie sie. 

Nun, da sie das Mädchen in diesem Bett sah, machten sich Schuldgefühle in ihr breit. Sie sah so zerbrechlich aus, so unschuldig. Hätte sie ihr schon viel eher etwas erzählt, dann müsste sie das ganze nun nicht durchmachen. Aber so wurde sie ihrer Kindheit entrissen und mitten in die harte Realität geschleudert. Und sie wollte nicht noch einmal den gleichen Fehler machen. Nicht noch einmal, nachdem sie gesehen hat, wie ihre leibliche Tochter daran zerbrach. Jetzt hatte sie zwei Fehler gemacht und fragte sich, welcher der beiden wohl der schlimmere war.

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Ich bezweifele, dass das heute noch jemand durchliest, aber egal 😂

Also dann bis morgen und ich kann euch schon mal sagen, dass ich wirklich schiss vor euren Reaktionen habe....

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