Kapitel 14

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Unruhig rutsche ich auf dem Stuhl hin und her, den Blick zwischen der Uhr und dem Sonnenstand hin und her wandernd, während ich Alex's brennenden Blick in meinen Rücken brennen spüren. Verdammt, irgendwann muss Mr. Uriel doch mal kommen! Der eiserne Blick in meinem Rücken wird immer unerträglicher und der Drang, mich umzudrehen, wird immer drängender.

Die Begegnung mit Alex spielt sich in meinem Kopf ab. Wie sich sein Blick in meinen Rücken gebohrt hat, so wie jetzt. Wie die Wut ihn umgab wie sein Aftershave. Seine Wort waren die Abscheu selbst, als er zu uns kam und uns aufforderte, zu gehen. Dylan ging die ganze Zeit kleinlaut neben uns her, sagte jedoch kein Wort. Auch Enrique blieb still, sodass wir uns mit einer drückenden Stille auf den Weg zum Nachtsitzzimmer machten. Und nun sitze ich seit einer halben Stunde hier, Alex brennenden Blick im Rücken und hoffe, dass Mr. Uriel bald auftaucht.

Das passiert zum Glück keine drei Minuten später, als der junge Lehrer mit den blonden Haaren durch die Tür gewirbelt kommt und seine Tasche auf das Pult schmeißt. Kurz klatscht er in die Hände, bevor sein motivierter Blick über unsere Köpfe wandert. Bei mir bleibt er hängen. „Ah, Miss Chanel, Sie sind auch wieder da! Wie erfreuend. Hatten Sie ein schönes Jahr?", fragt er ehrlich erfreut und lächelt mich an. Ich lächele zurück. „Ja, es war sehr schön", antworte ich knapp und Mr. Uriel nickt. „Schön, schön. Also liebe Leute, heute habe ich mir für die Nachtsitzstunde etwas ganz besonderes ausgedacht! Wie vielleicht ein paar von Ihnen wissen, ist Mrs. Dumont seit einigen Wochen krank, sodass die Schule nicht mehr so gründlich geputzt werden kann. Aus diesem Grund werde ich immer zwei Leute in ein Team stecken, die dann ein Teil der Schule putzen werden", präsentiert er stolz und bekommt nur ein paar genervte Laute. Allerdings lässt er sich davon nicht beirren. „So, und nun zu den Gruppen. Immer Junge und Mädchen würde ich sagen, damit die Mädchen nicht so schlimm schleppen müssen", rasselt er weiter runter und als sein Blick zwischen mir und Alex hin und her wandert, ahne ich schlimmes.

Bitte nicht! Alles, nur das nicht!

„Miss Chanel und Mr. Kingston, bilden Sie doch eine Gruppe!", spricht er genau die Worte aus, welche ich nicht hören wollte. Dank dem Zwinkern, welches er mir schenkt, denkt er wohl, wir seien immer noch zusammen und er erfülle mir damit einen Herzenswunsch. Dass er genau das Gegenteil bewirkt, kann er ja kaum wissen. Trotzdem bringe ich nur ein gequältes Lächeln zu Stande, bevor ich einen Blick nach hinten wage. Ich erwarte Alex's Widerspruch, doch dieser bleibt aus. Stattdessen trifft eiskaltes Grau mich und lässt mich erschaudern. Alex's Blick ist angsteinflößender denn je und der Hass, der darin mitschwimmt, ist kaum zu übersehen. Doch dieser Hass macht mich stutzig.

Warum hasst er mich? Ich habe ihm doch gar nichts getan!

Durch meine Gedanken bildet sich Wut, gemischt mit Trotz. Er kann mich mal! Ich habe lang genug das schüchterne Etwas gespielt. Zeit, mein Selbstbewusstsein heraus zu kramen!

Mr. Uriels Stimme holt mich aus meinen euphorischen Gedanken und lässt mich etwas desorientiert zur Tafel schauen. „So, das wären dann alle. Miss Chanel und Mr. Kingston, Sie putzen bitte den ersten Flur, Miss Green und Mr. Hilton bitte den zweiten Flur..." Den Rest bekomme ich schon nicht mehr mit. Meine Gedanken kreisen um Mr. Uriels Worte. Erster Flur. Der Flur direkt am Eingang ohne Klassenzimmer.

Na super!

„Putzsachen sind in der Putzkammer. Ansonsten wünschen ich ihnen allen viel Spaß!", ruft Mr. Uriel noch, bevor auch schon der Lärm verrückender Stühle ausbricht. Zwischen dem ganzen, sich bildenden Chaos stehe ich langsam auf und laufe zur Tür. Auf Alex warte ich nicht. Warum sollte ich auch? Er würde mich sowieso ignoriere.

Keine Zehn Minuten später stehe ich mit den Putzsachen in der Hand mitten im Gang und warte auf Alex, der keine drei Minuten später auftaucht. Schweigend machen wir uns an die Arbeit, jeglichen Blickkontakt vermeidend. Jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach, bis Alex unverhofft das Schweigen bricht. „Deine Schwester ist heiß. Du nicht. Warum?"

Der Lappen, mit dem ich die Fensterscheibe abwische, wäre mir beinahe aus der Hand gefallen.

Wie bitte?!

Rasend vor Wut, drehe ich mich um und taxiere ihn. „Das liegt wahrscheinlich daran, dass du Hohlkopf zu dumm bist, um Schönheit erkennen zu können!", zische ich und mache einen Schritt in seine Richtung. Glühende Wut durchzieht meine Adern. Ich habe ihm nie etwas getan und trotzdem behandelt er mich wie Dreck!

„Du meinst also, dass du schön bist?", fragt er und lacht ungläubig auf. Ich ziehe die Augen zu schlitzen. „Das habe ich nicht gesagt! Aber wenn du das so verstehen willst, dann bitte!" „Ach komm' schon, du bist doch nur eifersüchtig!", schießt er zurück und lässt seinen Wischtuch auf den Boden fallen. „Ich? Eifersüchtig? Auf wen denn bitteschön?", frage ich höhnisch und muss mich sehr zurück halten, ihm nicht mit dem Putzlappen ins Gesicht zu schlagen. „Auf deine Schwester und weil du nie so schön sein wirst, wie sie!"

Autsch

Verletzt blicke ich zu Boden. Seine Worte brannten sich in mein Hirn, nisteten sich dort ein wie ein Schwarm Wespen.

Hat er Recht? Nein! Nein, hat er nicht! Und jetzt zeig ihm mal, wer du bist!

Die Wut steigt wieder in mir hoch, machte mich mutig. Herausfordernd blicke ich in seine Augen. „Es ist mir egal, ob du mich hübsch findest oder nicht! Es ist mir egal, ob du Gina hübsch findest oder nicht! Denn vielleicht ist ihr Körper hübsch, aber ihr Charakter ist so schwarz und verdorben wie deiner!", schleudere ich ihm meine halbe Lügen entgegen, bevor ich mich umdrehe und davon stürme.

Nein, es ist mir nicht egal, ob er mich hübsch findet oder nicht. Leider

***

So...sorry, dass so lange nichts kam, aber ich hatte a) keine Zeit und b) eine verdammte Schreibblockade

Also...was haltet ihr von dem Kapitel? Ist es das, was ihr erwartet habt?

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