Kapitel 21 - Die Zeit läuft ab

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Bis weit nach Mitternacht tanzten und unterhielten sich Lux und Ahsoka. Sie taten alles, nur um sich nicht wieder zu den Zygerrianern an den Tisch setzen zu müssen.
Ahsoka spürte ständig den Blick von Tucker Barn im Nacken, doch sie tat, wie man ihr es empfohlen hatte: Sie machte sich rar. Das schien sein Interesse nur noch mehr zu wecken, so sehr, wie Ahsoka die pulsierenden Wellen der Macht, welche von ihm ausgingen, spürte.
Sie wussten gar nicht, wie spät es war, als Grali erneut um Aufmerksamkeit bat.
„Meine Damen und Herren, wir haben zu dieser späten Stunde noch eine kleine Überraschung geplant.“

Ahsoka spannte sich bereits an, weil sie eine weitere Vorführung der imperialen ‚Traditionen‘ erwartete. Was würde sie dafür tun, jetzt ihre Lichtschwerter bei sich zu haben, welche sie aber leider in einem Geheimfach in ihrem Schiff zurücklassen musste. Zu groß war die Gefahr, enttarnt zu werden.
So ‚freute‘ sie sich also nun auf ein weiteres Machtspielchen.
„Die Musik heute Abend war hervorragend, und viele von Ihnen haben sich auf der Tanzfläche befunden. Einen großen Applaus daher an die Band.“
Der Saal applaudierte, doch Ahsoka traute dem Braten nicht. Irgendetwas sollte noch geschehen.
„Wir haben daher bei dieser Neuauflage des Banketts entschieden“, fuhr Grali fort, „dass wir das beeindruckendste Paar des Abends küren werden.“

Ahsoka riss sofort ihre Augen auf. Damit hatte sie nicht gerechnet, und sie hatte urplötzlich ein ganz schlechtes Gefühl bei der Sache.
„Und ich kann Ihnen sagen“, sprach Grali lachend, „dass wir schnell ein Gewinnerpaar gefunden haben.“
Er suchte den Raum ab und Ahsoka wünschte sich, dass er an ihnen vorbeisah, was beim ersten schweifenden Blick des Mannes auch funktionierte.
Als Grali sich jedoch noch einmal umsah, blieben seine Augen an ihnen kleben.
„Der Gewinner ist … Lady Joru!“
Jubel brandete auf und wollte vorerst gar nicht abebben.
Sofort strahlten ein halbes Dutzend Scheinwerfer sie und Lux an, was Ahsoka wieder stocksteif dastehen ließ.

„Ich glaube, wir müssen auf die Bühne“, presste Lux zwischen seinen Zähnen heraus und war ebenfalls sehr erschrocken über den Verlauf des Abends.
Unter tosendem Beifall schoben sie sich langsam voran. Hände sollten geschüttelt und Arme auf ihre Schultern gelegt werden, denn jeder wollte seinen Anteil an dem Siegerpaar haben. So als ob ihre Leben sich dadurch auch auf einmal ändern würden.
Die letzten Meter auf die Bühne waren grausam.
Ahsoka merkte zwar, dass Tucker Barn ihnen und besonders ihr immer näher kam … ein Zustand, welchen sie den ganzen bisherigen Abend nicht erreicht hatte.
Die Umstände ihres Besuches an der Front des Tisches waren jedoch ungeplant.
„Keine Scheu, Lady Joru“, scherzte Grali und bat ihr seine Hand an, welche sie zögernd und zitternd annahm.

„Ein bescheidenes Paar, Ladies and Gentlemen!“, sagte er klatschend. „Mir ist zu Ohren gekommen, dass der werte Herr neben Euch Euer Verlobter ist?“
Vorsichtig nickte Ahsoka. Mit dieser Szene konnte sie gerade nichts anfangen. Jeder Scheinwerfer, jeder Gast, sie alle schauten nur gebannt auf sie und Lux.
„Ja wunderbar, dann ist der Brauch sogar am einfachsten“, sagte Grali entzückt. „Um den Sieg zu besiegeln, soll ein Kuss reichen.“
Ahsoka versuchte, nicht erschrocken auszusehen, aber sie traute ihrem Gehör nicht.
„Hier, sofort?“, fragte Lux zweifelnd.
„Natürlich. Nur hier zählt die Auszeichnung“, erwiderte Grali wie selbstverständlich.
Dann spürte er Ahsokas entschlossenen Griff. Sofort sah er in ihre Augen und ein leichtes Nicken sagte ihm, dass sie bereit war.

Sie schauten sich einen Moment in die Augen und überwanden unter den wachsamen Blicken des Publikums langsam die letzten Zentimeter.
Ahsoka fühlte einen Cocktail an Emotionen in sich, als sie seine Lippen spürte.
Es sollte sie eigentlich unzufrieden machen, ihr das Gefühl geben, ihn wegzustoßen. Doch im Vergleich zu dem gespielten Kuss auf Carlac war dieser täuschend echt. War er sogar ernsthaft echt?
Einen kurzen Moment gaben sie sich hin, ehe sie sich trennten, bevor es ihnen beiden zu unangenehm wurde.
„Was für ein wundervolles Paar“, sagte Grali, welcher sich wieder der Menge zuwandte. „Wir bedanken uns herzlich bei Ihnen für Ihr aller Erscheinen. Der offizielle Teil des Banketts ist nun beendet, doch diejenigen, welche noch nicht genug haben, sind natürlich dazu eingeladen, hierzubleiben.“

Einige Männer standen auf und auch Ahsoka und Lux wollten gehen.
Diese Reise und diese Mission rüttelte sonst noch zu sehr an ihren Überzeugungen.
Und diesem Sieg wollte die Togruta ihren Emotionen nicht lassen.

„So sehr ihr alle auch geschockt seid“, begann der Pau’aner mit einer leichten Belustigung in seiner Stimme bei dem Blick auf das Holo, welches sich vor ihnen abspielte. „Er weiß, wie man sich inszeniert.“
Wären Blicke tödlich, wäre er vermutlich sofort und auf der Stelle umgefallen. Rex, Padmé, Bail und Obi-Wan sahen ihn mit erschrockenen und versteinerten Mienen an, denn soeben wurden sie Zeugen davon, wie Grievous unter den wachsamen Augen von Tarkin und Thrawn über ein Dutzend der Arbeiter mit dem größtmöglichen Vergnügen exekutierte.

„Ihr könnt froh sein, dass Ihr unseren Schutz genießt“, sagte Rex verärgert und klopfte für Sa‘ul sichtbar auf seinen Waffengurt, wo neben seinen beiden Blastern auch das Lichtschwert hing, welches Ahsoka ihm geschenkt hatte.
Sa‘ul erkannte, dass es seine ehemalige Waffe war.
„Sonst was?“, fragte der ehemalige Inquisitor und näherte sich Rex. „Wollt Ihr mich dann mit meiner eigenen Waffe niederstrecken?“
Rex‘ Blick verhärtete sich. „Wenn es sein muss …“

Sa‘ul lachte laut. „Wie lange seid Ihr schon im Besitz des Schwertes? Da es meines ist, vermutlich erst seit sechs Monaten. Und, wer hat Euch trainiert, dass Ihr es mit einem ausgebildeten Machtnutzer aufnehmen wollt?“
Rex musste zugeben, dass seine Chancen im Schwertkampf nahe null standen. Natürlich hatte er keine Möglichkeit, ihn zu besiegen.
Und sein erster richtiger Kampf sollte auch nicht sein letzter sein. Das wollte er alleine Ahsoka schon nicht antun, auch wenn er in der Zwischenzeit von Katooni und dem jungen Cal trainiert wurde und seine Reflexe immer weiter verbessern konnte.

„Treibt es einfach nicht zu weit, Pau’aner“, warnte er diesen daher nur schmallippig, auch wenn er seine Worte nicht mit Nachdruck versehen konnte.
„Gentlemen“, versuchte Obi-Wan beschwichtigend die Wogen zu glätten. „Wir haben vermutlich hundert wichtige Probleme. Streitereien innerhalb unserer Gruppe sollten nicht noch ein weiteres Problem werden.“
Rex wandte den Blick ab und sah nur langsam zurück zu Obi-Wan.
„Wir sollten Ahsoka und Lux informieren“, sagte Padmé verzweifelt.
„Tarkin und Grievous werden das, was wir gerade gesehen haben, so lange wiederholen, bis wir uns aus der Deckung wagen. Und daher brauchen wir den Code, um den Angriff zu starten“, fügte Bail hinzu.

„Nein!“, rief Padmé dazwischen. „Wir dürfen ihre Mission nicht gefährden. Wir müssen ihnen vertrauen, dass sie es so schnell wie möglich alleine schaffen.“
Bail konnte nach dem Verlust seiner Heimat Alderaan noch immer nicht klar denken, sobald Leben auf dem Spiel standen. Zu sehr nagte das Trauma des Todessterns an seiner Seele.
„Wir wollen also so viele Leben riskieren, weil wir nicht eingreifen können?“, entgegnete Bail resigniert und verließ stürmisch die Zentrale. Padmé schaute ihm nur ermüdet hinterher.
Er sagte die Wahrheit, doch sie konnten nicht einfach wie Revolverhelden auftreten und hoffen, dass alles ohne Plan funktionieren würde.

Sie brauchten den Code und einen Plan, wie sie die unschuldigen Wesen von der Basis evakuieren können, bevor sie ihren Angriff starten würden.
Und sie brauchten Zeit, für Ahsoka und Lux, welche vermutlich gerade auf Caledonia ihre Leben riskierten.

Galaxy at War - Skywalker Academy Part 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt