Kapitel 16 - Eine neue Mission

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„Ich soll was?", fragte Ahsoka aufgebracht, als man ihr den Plan in der Zentrale vorstellte.
Salcedo seufzte. Wenn alle Jedi so stocksteif waren wie Skywalker und Tano, war es kein Wunder, dass diese vernichtet wurden.
„Wenn die Informationen von Sa'ul stimmen", sagte er und schaute misstrauisch zu dem Pau'aner herüber, „dann kann die Waffe zerstört werden, wenn wir es schaffen, die Speichereinheiten der Anlage im richtigen Moment zu destabilisieren. Wir reden hier von der Energie eines ganzen Sterns, welche sich in dem Moment in den Zellen befinden wird. Jede kleine Anomalie hätte enorme Auswirkungen."

Ahsoka verstand noch immer nicht ihre Aufgabe in dem Plan.
Was hatte ihr Auftrag mit dieser Mission zu tun?
„Und welche Rolle spielt mein Beitrag dazu?", fragte sie aufgekratzt und versuchte nicht einmal, ihre Verwirrung zu unterdrücken.
Es machte sogar ihr selbst Sorgen, wie untypisch sie inzwischen handelte. Früher ließ sie jeden ausreden und meldete sich erst mit Fragen, wenn es nichts mehr zu sagen gab. Zumindest zum Ende der Klonkriege.
Diese Zeit schien weit entfernt zu sein und sie hasste sich dafür. Das konnte jeder sehen.
Sie fühlte sich gar nicht mehr aufnahmefähig genug, um so einen Plan vollends zu verstehen. Doch erneut siegte ihre Hilfsbereitschaft über die Bedürfnisse ihres jungen, geschundenen Körpers und sie nutze jeden Funken der Macht, welchen sie gerade finden konnte.

„Die Zellen sind nur dann geschützt, wenn diese in dem System kontrolliert werden. Um den Zustand von außerhalb zu ändern, ist ein Code nötig", erklärte Salcedo ungeduldig, bis Sa'ul sich einmischte und einen tödlichen Blick von Salcedo an den Kopf geworfen bekam. Doch das interessierte den ehemaligen Imperialen gar nicht. Hass, Neid und Missgunst anderer wurden ihm häufig schon gezeigt. Da konnte er eine weitere Person mehr mit den gleichen Anschuldigungen ohne Probleme ertragen.
„Ihr, Ahsoka Tano ...", begann er.
„Redet sie mit ihrem Rang an, Sa'ul", fuhr Rex ihn aggressiv an, doch Ahsoka hielt ihn müde zurück.
„Lass' es gut sein, Rex." Dann sah sie wieder zu dem Pau'aner. „Fahrt fort."

„Ihr seid für die Beschaffung des Codes zuständig. Unglücklicherweise ist dieser nur zu beschaffen, wenn ihr die Aufmerksamkeit desjenigen auf Euch zieht, welcher das System entworfen hat."
Ahsoka zählte eins und eins zusammen. „Und deswegen soll ich nach Caledonia und ein Rennen fahren?"
Sa'ul grinste. „Nicht nur irgendein Rennen. Das Rennen. Das ‚Rim's Edge' ist eines der bekanntesten, aber auch gefährlichsten Pod-Rennen der Galaxie. Er wird ebenfalls da sein. Und Ihr könnt Euch seiner Aufmerksamkeit nur sicher sein, wenn Ihr Aufsehen erregt. Auf und neben der Strecke."
Beim letzten Satz grinste er noch mehr, was Ahsoka zwar bemerkte, aber so gut es ging übersah.

„Und wie soll ich in den erlauchten Kreis seiner Gesellschaft kommen?", fragte sie sarkastisch.
„Umgarnt ihn. Er ist klug, aber auch nur ein Geschäftsmann. Macht Euch rar, spielt Euch ein wenig auf und gewinnt das Rennen. Chaos zu stiften sollte Euch nicht schwerfallen."
Schnell schoss Ahsokas wütender Blick von der Holo-Karte Caledonias zu ihm. Auch Lux spannte sich an, was Ahsoka und Sa'ul beide in der Macht bemerkten.
„Ich konnte mit meinen Kontakten einen Platz im Rennen organisieren. Es gibt allerdings einen kleinen Haken: Ihr habt einen Verlobten. Euer Name ist Miza Joru. Sie ist eine geheimnisvolle Frau. Ungefähr so groß und alt wie Ihr es seid", fuhr Sa'ul fort.
Sa'ul brauchte nicht zu erwähnen, wie er zu dem Platz kam und warum bereits alle Details zu ihrer Person feststanden. Natürlich war die echte Miza Joru auf ‚tragische Weise' verschollen ... oder schlimmeres.

Joru war eine Twi'lek, ebenfalls mit orangefarbener Haut. Und genau dadurch konnte Ahsoka so leicht in die Rolle schlüpfen. Sie musste nur ihren hinteren Lekku verbergen, was aber mit einer passenden Tarnung in Form eines langen dichten Schleiers ohne Probleme gelingen würde.
Bis auf die Augen und Teile der Nase wäre alles ebenfalls verdeckt.
Das würde auch dem geheimnisvollen Wesen der echten Joru entsprechen.
Ahsoka war zwar mit ihrer aktuellen Erscheinung nicht mehr so bekannt in der Galaxis, doch im Vergleich zu ihrem Aussehen vor sechs Jahren änderte sich nur die Länge ihrer Lekku und Montrals etwas. Ihre Gesichtsmarkierungen waren noch nahezu gleich.
Es verringerte daher auch die Gefahr, eventuell von der falschen Person aufgedeckt zu werden.
Nur die weiteren Umstände ihrer Mission wusste sie nicht einzuschätzen.

„Und wer spielt den glücklichen Verlobten an meiner Seite?", fragte sie missmutig. Padmé sah ihr zweifelnd in die Augen, unsicher darüber, ob ihr der Vorschlag gefallen würde.
„Ahsoka, bevor du dich gleich äußerst, möchte ich, dass du weißt, dass wir das nur als letztes Mittel sehen", sorgte sie schon einmal vor.
Ahsoka wusste daher, dass das, was nun folgte, mindestens ein Grund für Kopfschmerzen und maximal ein Grund für eine spontane Flucht sein würde.
„Die Auswahl ist leider gering. Obi-Wan fällt aus nachvollziehbaren Aspekten heraus."
„Und so gerne ich Euch begleiten würde", sagte Sa'ul theatralisch übertrieben, sodass jeder Zuhälter von Eskort-Damen in den niederen Ebenen Coruscants stolz auf ihn gewesen wäre. „Ich passe ebenfalls."
„Rex ist auch keine Wahl, immerhin sind Klone noch immer bekannt", sagte Padmé weiter, wobei Rex ihr milde zulächelte.

„Also bleibt nur noch ..."
Padmé brauchte den Satz nicht mehr vervollständigen, Ahsoka wusste bereits, wer sie begleiten würde. „Lux."
Lux sah sie an und die gleiche Trauer, welche sie in sich trug, zeigte sich auch in seinen Augen.
Es fiel ihr daher nicht schwer, ihre Gedanken auszusprechen.
„Meint ihr alle wirklich, dass die Idee gut ist?", fragte Ahsoka gereizt. „Lux hat gerade all seine Freunde verloren. Und ich kann seit Tagen kein Auge mehr ohne Alpträume und Qualen zumachen, weil Anakin nicht mehr hier ist. Und daran ist nicht nur er selbst schuld."
Sie merkte erst, als alle sie mit immer größeren Augen anstarrten, dass sie immer lauter und verzweifelter wurde.
Das gipfelte in einer unangenehmen, für alle peinlichen Stimmung, die nur Sa'ul mit einem süffisanten Gesichtsausdruck kommentierte.

„Er wusste, dass hier nur debattiert wird. Seit Monaten kommen wir nicht voran", redete sich Ahsoka den Frust von der Seele. „Wir retten nur Wesen, statt aktiv etwas zu unternehmen. Die ganzen Flüchtlinge, Bo-Katan, Katooni und Cal, sie alle mussten fliehen."
Niemand sagte etwas, denn jeder wusste, dass sie zwar übertrieb, aber im Kern der Aussage recht hatte.
„Anakin wollte nur die Kinder retten, und ich hatte die Hoffnung, dass manche hier aus den gleichen Gründen handeln."
Sie blickte zu Padmé und spürte, wie sich unter dem regungslosen Gesicht die Scham und Betroffenheit ausbreitete.

Eine Weile standen sie alle so da, bis Ahsoka tief durchatmete und sich entschied.
„Also gut, ich werde mitmachen. Und ich hoffe, dass Lux ebenfalls die Kraft dazu findet. Ich möchte einfach nur, dass es bald vorbei ist", sagte sie, drehte sich um und ging.
Lux starrte leer in die Runde und verschwand ebenfalls einige Sekunden nach Ahsoka, wodurch der Rest sich nun selbst überlassen wurde.
„Meint ihr wirklich, dass wir das Wohl der ach so tollen Republik diesem labilen Mädchen in die Hände legen können?", fragte Sa'ul und zum ersten Mal stimmte Salcedo dem Pau'aner zu.
Doch Rex und Padmé schauten ihn erboßt an, auch Obi-Wan war für seine Verhältnisse außer sich.
„Dieses labile Mädchen hat in ihrem Leben als Jedi und danach schon mehr durchleben müssen als Ihr. Ihr solltet gut aufpassen, was Ihr über sie sagt", stieß Rex verärgert aus.

Sa'ul war sich bewusst, dass er mit dieser Aussage anecken würde. Ihm war klar, dass die Togruta stärker war als sie aussah. Auch, wenn sie gerade eine schwere Zeit durchmachte.
Vermutlich war die Jedi gerade die einzige Person, welche er vollends respektierte.
Er wollte mit seiner Aussage nur wissen, wer hinter ihr stand und wer nicht. Und das hatte er gerade erreicht.

Galaxy at War - Skywalker Academy Part 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt